Schwabmünchner Allgemeine

„Ich bin froh, dass ich den Gemeindera­t los bin“

Nach 50 Jahren im öffentlich­en Dienst hat Heinrich Grashei heute seinen letzten Arbeitstag. Welches Projekt ihn in fast 39 Jahren in Untermeiti­ngen am meisten in Erinnerung geblieben ist und worauf er sich jetzt freut

- VON ANJA RINGEL Untermeiti­ngen

An seinem letzten Arbeitstag wird er seine Mails ein letztes Mal beantworte­n, wird den Computer „bereinigen“und schließlic­h die Schlüssel übergeben. Nach 50 Jahren im öffentlich­en Dienst und fast 39 Jahren in Untermeiti­ngen hat Grashei am heutigen Donnerstag seinen letzten Tag als Geschäftss­tellenleit­er und Kämmerer. Er wird noch letzte Kleinigkei­ten mit seinen Nachfolger­n – Karina Steinbrech­er als Kämmerin und Alexander Friedrich als Geschäftss­tellenleit­er – besprechen. Ab September ist er dann im Ruhestand.

Wehmütig sei er nicht, sagt der 65-Jährige. Im Ruhestand bekomme er dann zwar nicht mehr so viel mit und der Ausgang des ein oder anderen Projektes würde ihn schon interessie­ren. „Diese Neugierde ist aber kein Grund weiterzuma­chen“, sagt er. Grashei hat im Laufe der Jahre bei vielen Projekten mitgearbei­tet. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Errichtung der Mittelschu­le, vor der es sehr viele Gespräche und Verhandlun­gen gab. Letztendli­ch habe man es geschafft, die Mittelschu­le nach Untermeiti­ngen zu bringen. „Das waren große Veränderun­gen im Schulberei­ch“, erklärt Grashei.

Von Stolz will der 65-Jährige jedoch nicht sprechen: „Was heißt Stolz? Ich habe das Ganze mitbegleit­et.“Beim Modell 9+2, das es ab kommenden Schuljahr an der Mittelschu­le gibt, habe man ebenfalls nicht nachgegebe­n und alle Mittel ausgeschöp­ft. „Wir haben schon etwas für die Gemeinde erreicht“, sagt Grashei.

Während seiner gesamten Amtszeit hat sich Grashei außerdem immer für die interkommu­nale Arbeit ausgesproc­hen. „Für mich war es nie nachvollzi­ehbar, warum es keine Einheitsge­meinde gibt“, erklärt er. Es habe sich gezeigt, dass man gemeinsam vieles erreichen kann, zum Beispiel in den Bereichen Wasser und Abwasser.

Abwasserge­bühren sind nur eine von vielen Aufgaben, die Grashei mit den Jahren übernommen hat. Zu Beginn seiner Zeit in Untermeiti­ngen war er nur Kämmerer. Im Laufe der Zeit habe er dann immer mehr Aufgaben erhalten, die eigentlich der Geschäftsf­ührer macht. „Es hieß immer: Es geht ja ums Geld, also kann es der Grashei machen“, erzählt der 65-Jährige. Seit 1996 ist er auch Geschäftss­tellenleit­er und kümmert sich von der Abfallwirt­schaft bis zur Zweitwohnu­ngssteuer um unterschie­dliche Aufgabenbe­reiche. „Durch seine umsichtige Finanzpoli­tik mit Weitblick stehen die Gemeinden, die VG Lechfeld und die Verbände auf gesunden Beinen“, sagte Bürgermeis­ter Simon Schropp bei Grasheis Verabschie­dung auf der vergangene­n Gemeindera­tssitzung.

Schropp ist nur einer von vielen Mitarbeite­rn im Rathaus, die alle aus dem eigenen Nachwuchs kommen. In der gesamten Zeit habe er immer viel Wert darauf gelegt, junge Untermeiti­nger zu fördern, sagt Grashei. Momentan gibt es wieder vier Auszubilde­nde im Rathaus. Grashei erzählt, dass er es Jugendlich­en aus der Gemeinde auch immer ermöglicht hat, ein Praktikum im Rathaus zu absolviere­n.

In fast 39 Jahren hat Grashei viele Bürgermeis­ter auf dem Lechfeld miterlebt. Mit allen habe er eine gute Zusammenar­beit gehabt, erinnert er sich. Das Miteinande­r mit den Gemeinderä­ten beschreibt er als „harmonisch“. „Ich habe immer ein großes Vertrauen genossen.“Nichtsdest­otrotz freut er sich, dass er nicht mehr zu den abendliche­n Sitzungen muss. „Ich bin froh, dass ich den Gemeindera­t los bin“, sagt er und lacht.

Für seinen Ruhestand hat der 65-Jährige noch keine Pläne. Er möchte alles entspannte­r angehen. Er freut sich darauf, dass er morgens nicht mehr zu bestimmten Uhrzeiten im Rathaus sein muss, sondern im Sommer auch einmal eineinhalb Stunden auf der Terrassen frühstücke­n kann. „Ich glaube nicht, dass mir langweilig wird“, sagt er.

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Foto: Anja Ringel An seinem letzten Arbeitstag wird Heinrich Grashei ein letztes Mal seine Mails beant worten.

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