Der unendliche Kampf der iranischen Frauen
Was haben wir Frauen doch nur für ein Glück, dass sich Männer so oft um unser Wohlergehen sorgen. Hierzulande erklären sie uns gerne und ausführlich, wie wir sicher Autofahren („Du kannst die Kurve doch nicht so schneiden“) oder wie viel Alkohol wir vertragen („Wirklich noch ein Glas?“). Es gab sogar schon deutsche Funktionäre, die so besorgt um die Gesundheit der Frauen waren, dass sie ihnen das Fußballspielen verboten haben. Es schade der Weiblichkeit und der Moral, lautete die Argumentation damals.
Doch die Frauen lehnten sich dagegen auf. Mittlerweile spielen deutsche Frauen so gut Fußball, dass sie mehrfach Weltmeister und auch Olympia-Sieger wurden. Bisher hat sich nach allgemeinem Kenntnisstand auch keine Frau gefunden, die durch das Fußballspielen über die Maßen beeinträchtigt wurde. Weder physisch, psychisch oder moralisch.
Während wir hierzulande über solche Besserwissereien wahlweise genervt oder belustigt hinweg sehen können, stecken Frauen im Iran mitten drin in unschönen Auseinandersetzungen über ihre Selbstbestimmung. Auch sie wollen Fußball spielen und Fußball im Stadion anschauen. Eigentlich die normalste Sache der Welt. Doch die religiösen Oberwächter (natürlich männlich) verhindern dies mit allen Mitteln. Ihre Argumentation: die Moral der Frauen werde durch die frenetischen männlichen Fans und ihre vulgären Rufe gefährdet. Das kommt uns irgendwie bekannt vor.
Es ist doch überall das gleiche, einfache Muster: Statt von Männern ein halbwegs akzeptables Verhalten einzufordern oder Frauen selbst entscheiden zu lassen, wie viel unmoralische Worte sie aushalten, wird Frauen alles verboten, was Männer gern exklusiv hätten. Natürlich immer mit der Argumentation, es gehe um das weibliche Wohlergehen. So durften iranische Frauen beim WM-Qualifikationspiel am Dienstag zwischen dem Iran und Syrien nicht ins Stadion, syrische dagegen schon.
Die Iranerinnen haben nun heftig protestiert. Sie wollen sich diese Bevormundung nicht mehr gefallen lassen. Die Politiker des Landes haben angekündigt, sich des Themas anzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Frauen durchsetzen. Dass Familientribünen eingerichtet werden und dass die FrauenNationalmannschaft des Irans endlich normal Fußball spielen darf. Nicht nur ein paar leidlich genehmigte Freundschaftsspiele alle paar Jahre, sondern auch reguläre Asien- oder Weltmeisterschaften.