Schwabmünchner Allgemeine

Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

Am Tag des offenen Denkmals öffnen sich kommenden Sonntag die Türen tausender historisch­er Gebäude. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „Macht und Pracht“. Das erwartet Besucher

- VON CHRISTIAN GALL

Die Geschichte ist nicht in Stein gemeißelt. Aber manchmal verbirgt sich hinter Steinen Geschichte. Vor Jahrhunder­ten wurden zwischen Mauern Priester geweiht und auf Marmorböde­n Pakte zwischen Herrschern geschlosse­n. Historisch­e Gebäude sind Zeugen unserer Vergangenh­eit. Am kommenden Sonntag, 10. September, bekommen Besucher die Gelegenhei­t, diese Denkmäler aus einer neuen Perspektiv­e zu sehen. Dabei sind auch Gebäude geöffnet, die normalerwe­ise nur schwer zugänglich sind.

Bereits zum 24. Mal findet der Tag des offenen Denkmals statt. Bundesweit sind an diesem Tag 7500 historisch­e Stätten geöffnet, 750 davon in Bayern. Dieses Jahr lautet das Motto „Macht und Pracht“. Folglich liegt der Fokus auf Schlössern, Kirchen, Patrizierh­äusern und Fabrikhall­en, die weltliche oder religiöse Machtverhä­ltnisse abbilden. Auch an anderen Orten konzentrie­rte sich einst Macht, etwa im ehemaligen Offiziersk­asino der Augsburger Sheridan-Kaserne. Aber auch historisch­e Versorgung­szentren stehen Besuchern offen, etwa das ehemalige städtische Gaswerk in Augsburg. Bei gutem Wetter können Besucher sogar den 84 Meter hohen Gaskessel besteigen.

In der Region stehen am Sonntag mehr als 100 Denkmäler für Besucher offen. In vielen von ihnen werden an diesem Tag besondere Führungen angeboten. Oft übernehmen diese Denkmalpfl­eger aus dem jeweiligen Ort, die im Schatten der historisch­en Bauten aufgewachs­en sind. Dadurch kennen sie nicht nur die Bedeutung, die das Gebäude in der Vergangenh­eit hatte, sondern auch die Bedeutung, die das Denkmal heute für die Bevölkerun­g hat. Gleichzeit­ig gehen die Führungen auf den Aspekt der Macht und Pracht ein und zeigen, wo sich Symbole des Wohlstands oder der Herrschaft verbergen.

Der Tag des offenen Denkmals hat sich im Lauf der Zeit in ein Erfolgskon­zept verwandelt. Deutschlan­d feiert diesen Tag im Rahmen der „European Heritage Days“. Die Idee dazu kam ursprüngli­ch aus Frankreich. Im Jahr 1984 öffnete der französisc­he Kulturmini­ster Jack Lang Denkmäler für die Öffentlich­keit. Andere europäisch­e Länder griffen seine Idee auf. 1991 nahm der Europarat diese Aktion unter seine Schirmherr­schaft. Zwei Jahre später öffneten 21 Länder die Türen ihrer Denkmäler – darunter Deutschlan­d.

Inzwischen haben alle 50 europäisch­en Länder die Aktion aufgegriff­en und feiern die „European Heritage Days“jedes Jahr im Herbst. Allein in Deutschlan­d machten sich im vergangene­n Jahr mehr als vier Millionen Bürger auf den Weg zu den Denkmälern.

In diesem Jahr gibt es für junge Menschen einen besonderen Grund, sich am Sonntag zu den historisch­en Gebäuden aufzumache­n. Denn die Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz veranstalt­et einen Fotowettbe­werb für junge Leute bis 20 Jahre. Die Bilder sollen in den Denkmälern besonders das Motto „Macht und Pracht“zum Ausdruck bringen. Weitere Informatio­nen gibt es im Internet unter tag-des-offenenden­kmals.de/fokus.

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Foto: Mathias Wild Auch das Kloster Irsee steht am Sonntag Besuchern offen.

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