Wohin mit den vielen Schülern?
Noch ist genug Platz in den Grundschulen des Landkreises. Doch das könnte sich bald drastisch verändern
Auf die Schulen im Landkreis Augsburg könnte eine Welle von zusätzlichen Schülern zurollen. Das zumindest lassen die Bevölkerungsprognosen vermuten, davon geht auch die Regierung von Schwaben aus, wenn sie dem Neubau des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen 46 statt bisher 41 Klassenzimmer zugesteht. Die fachliche Leiterin des Schulamts im Augsburger Land, Schulamtsdirektorin Renate Haase-Heinfeldner , beschreibt die Situation so: „Wir haben im Moment eine Verschnaufpause.“
Es ist für Haase-Heinfeldner schwer, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Das Amt arbeitet mit aktuellen, tatsächlichen Zahlen. Und da sei die Zunahme an Schülern noch nicht absolut zu spüren. 13 185 und Buben werden ab dem 12. September, dem ersten Schultag des Schuljahres 2017/18, in den Grund- und Mittelschulen des Augsburger Landes unterrichtet. Das sind etwa 60 weniger als noch bis Ende Juli im vorherigen Unterrichtsjahr. Während die Zahlen im Grundschulbereich jedoch leicht steigen, gehen sie im Mittelschulbereich um mehr als 100 Jugendliche zurück. Dabei gehen Prognosen des Kultusministeriums erst für die Zeit in drei bis vier Jahren von einer deutlichen Zunahme der Schüler in der Grundschule aus, so HaaseHeinfeldner.
Das sagt die Statistik
Diese Einschätzung entspricht der Bevölkerungsprognose, die der Landkreis in Zusammenarbeit mit dem statistischen Büro Sags in Augsburg erarbeitet hat. Sie zeigt auf, dass im Moment ein Tiefpunkt bei den Zahlen der Grundschüler erreicht ist. Grund ist, dass deren Eltern zu den geburtenschwächsten Jahrgängen des vorigen Jahrhunderts gehören.
Doch das könnte sich bald ändern, vor allem bei jenem statistischen Modell, das eine weitere Zuwanderung in den Landkreis vorsieht. Dabei geht es nicht allein um Flüchtlinge, sondern auch um Zuzüge anderer Art. „Familien werden dahin kommen, wo sie Arbeit und Wohnraum finden“, so HaaseHeinfeldner.
Demnach könnten die Zahlen der Kinder, die jünger als 9 Jahre sind, von rund 22 000 im Jahr 2015 auf gut 26000 im Jahr 2024 steigen. In einer Welle gehen demnach zuMädchen nächst die Schülerzahlen nach den schwachen Grundschuljahrgängen auch in allen weiterführenden Schulen zurück, bis sie Mitte der Zwanzigerjahre selbst in den obersten Klassen ansteigen.
Durch G9 steigt der Platzbedarf
Der Schul- und Kulturausschuss des Landkreises hat sich bei der Planung des Neubaus des Paul-Klee-Gymnasiums mit diesem Phänomen befasst. Schließlich kommt in den Gymnasien dann auch noch ein weiterer Platzbedarf hinzu, wenn Schüler zum ersten Mal wieder in der 13. Klasse unterrichtet werden. Allein beim Gymnasium Neusäß, das früher viel mehr Schüler unterrichtet hat, müssen wohl keine zusätzlichen Klassenräume für diese Zeit eingeplant werden, hieß es im Ausschuss.
Die großzügigen Schulhäuser aus der Vergangenheit haben ihren Platz teilweise anders aufgeteilt. Im ehemaligen Schulhaus Erlingen ist eine Kindertagesstätte eingezogen. In der Grund- und Mittelschule Diedorf sind im Untergeschoss Hort- und Mittagsbetreuungsklassen untergebracht, im Erdgeschoss sind Räume für Volkshochschule und Beratungsangebote abgezweigt worden.
„Unsere Schule ist auf Jahre hinaus dicht“, sagt Bürgermeister Peter Högg. Ähnlich sieht es in Horgau aus. Für die Gemeinde geht man von einer Steigerung der Einwohner von rund 2600 auf 3000 bis zum Jahr 2024 aus. Bürgermeister Thomas Hafner überlegt, ob ein neues Rathaus Platz für Unterricht oder Kinderbetreuung im alten Gebäude schaffen könnte.