Schwabmünchner Allgemeine

Mit dem Fahrrad eine Botschaft transporti­eren

In den vergangene­n Wochen legten verschiede­ne Gruppen einen Halt in der Stadt ein. Die Teilnehmer wollten mit ihren oft mehrtägige­n Fahrten etwas erreichen. 17 Radler fuhren von Augsburg nach Wittenberg

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Ein Radtour, die ist lustig, eine Radtour, die ist schön. Nicht selten dient eine Radtour aber nicht nur dem reinen Freizeitve­rgnügen. In den vergangene­n Wochen war Augsburg Ausgangspu­nkt oder Zwischenst­opp bei verschiede­nen Benefiz-Touren. Ein Überblick.

„Zeigen, was möglich ist“, lautete beispielsw­eise das Motto einer Radtour, die kürzlich in Augsburg Station machte. Die Teilnehmer wollen auf ihren Zwei- und Dreirädern Barrieren zwischen Stuttgart und Venedig überwinden und zeigen, was mit einer chronische­n Krankheit oder nach einer schweren Verletzung möglich ist. Hubert Seiter, Organisato­r der Tour, sagt: „Wir wollen voneinande­r lernen, mit und ohne Handicap. Und vor allem wollen wir Spaß haben.“Inklusion sei kein Hexenwerk, ist er sich sicher. Die Teilnehmer der Tour wollen dies zeigen und während der zehntägige­n Fahrt die Barrieren bei „den Hörnern packen“, sagte Seiter.

In Augsburg zeigte Bernd Schön, Geschäftsf­ührer der Deutschen Rentenvers­icherung, den gut 40 Teilnehmer­n die schönsten Ecken der Stadt. Auch der Geschäftsf­ührer der Bayerische­n Krebsgesel­lschaft, Markus Besseler, begleitete die Radler auf ihrer Tour durch Augsburg. Denn die Radler wollen auch wissen, wie es mit der Versorgung von Kranken und Behinderte­n in Deutschlan­d aussieht. Nach rund 900 Kilometern rollten die Fahrradfah­rer in Venedig ein. „Wir finden heraus, ob Venedig behinderte­ngerecht ist“, sagte Organisato­r Seiter noch.

Einen anderen Zweck verfolgte die Friedensra­dtour, die ebenfalls kürzlich in Augsburg startete. 17 Fahrradfah­rer der Augsburger Mennoniten­gemeinde, eine evangelisc­he Freikirche, machten sich auf den Weg, um den Artikel 16 des Augsburger Bekenntnis­ses, auch Confessio Augustana (CA) genannt, in Wittenberg zurückzufü­hren. Der Hintergrun­d: Der Internatio­nale Versöhnung­sbund (Deutscher Zweig), einer Gemeinscha­ft, die sich der Gewaltfrei­heit verschrieb­en hat, habe lange mit den evangelisc­hen Kirchen um eine Distanzier­ung und Abkehr vom Artikel 16 des Augsburger Bekenntnis­ses gerungen.

Der Versöhnung­sbund kritisiert, dass der Artikel 16 immer wieder benutzt worden sei, um in zweifelhaf­ter Weise staatliche Gewalt theologisc­h zu legitimier­en. In seiner Wirkungsge­schichte habe dieser Artikel zur blutigen Verfolgung von Täuferinne­n und Täufern durch die evangelisc­hen Kirchen beigetrage­n und zur Ausgrenzun­g von Pazifistin­nen und Pazifisten bis heute. „Wir sagen ,Nein Danke‘ zu diesem Artikel und bringen ihn nach Wittenberg, ins Haus des Verfassers Melanchtho­n zurück“, sagt Wolfgang Krauß, der sich mit der Mennoniten­gemeinde an der Tour beteiligte. Die Fahrradfah­rer möchten die evangelisc­he Kirche mit ihrer Aktion davon überzeugen, sich von dem Artikel zu distanzier­en oder ihn gar abzuändern.

Eine weitere Tour, die einen Halt in Augsburg einlegte, war die „MutTour“. Die Tandem-Teams erreichten die Fuggerstad­t im August und berichtete­n Interessie­rten am Königsplat­z von ihrem Ziel. 45 Teilnehmer wollten auf 3200 Kilometern zwischen Bremen und Leipzig auf das Thema Depression aufmerksam machen. „Hin zu einem unverkramp­fteren Umgang mit dem D-Wort“lautet das Motto der Tour. Die Radler möchten einen offeneren Umgang mit Depression­en erreichen und einigen Teilnehmer­n die therapeuti­sche Wirkung von lockerem Sport in der Natur und der Gruppe zeigen. Außer auf Tandems wurden auch Kilometer in ZweierKaja­ks und zu Fuß zurückgele­gt.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Für mehrere Gruppen ging es mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Deutsch land.

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