Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg soll bei Stadtberge­r Tunnel mitzahlen

Vier Männer wollen Bürgermeis­ter werden: Beim AZ-Forum live diskutiere­n sie nicht nur über den Dauerbrenn­er Lärmschutz an der B 17. Es geht auch darum, was eine neue Straßenbah­nlinie und die Uniklinik für die Stadt bedeuten können

- VON MAXIMILIAN CZYSZ Stadtberge­n O Live Stream Wer die Diskussion der Bürgermeis­terkandida­ten im Stadtber gener Bürgersaal verpasst hat oder noch einmal verfolgen will: Auf Facebook findet sich der Live Stream. I Bei uns im Internet Mehr dazu und Porträts

Sie gehört mit ihren zehn Jahren zu den jüngsten Städten Bayerns. Und sie gehört zu den 16 Kommunen im Freistaat, in denen am 24. September ein neuer Bürgermeis­ter gewählt wird. In Stadtberge­n sind es vier Männer, die sich um das Amt streiten: Matti Müller (SPD), Peter Rauscher (Grüne) und Alfred Hammel (Freie Wähler) fordern den Amtsinhabe­r Paul Metz (CSU) heraus. Beim „AZ-Forum live“diskutiert­en die Kandidaten über die großen Themen, die Stadtberge­n in den nächsten Jahren verändern werden. Dazu gehört unter anderem die geplante Straßenbah­nlinie 5, die über die Augsburger Ackermann-Straße fahren soll, und die Uniklinik in Neusäß.

Beide Themen stehen für ein enormes Entwicklun­gspotenzia­l: Die Straßenbah­n könnte eine schnellere Augsburg-Anbindung bringen, die Klinik mit den erwarteten Mitarbeite­rn und Studenten einen Bewohnerzu­wachs. Dazu kommen Institute und Gewerbe aus der Medizinbra­nche, die sich im Umfeld ansiedeln. Gleichzeit­ig wachsen die Sorgen vieler Stadtberge­ner: Wie werden sich die Millionenp­rojekte auf den Verkehr auswirken? Gibt es mehr Staus und vielleicht noch mehr Schleichve­rkehr durch den Ort?

Der ist ein Dauerthema in der 15 000-Einwohner-Stadt, die im Osten die B17 von Augsburg trennt und im Norden von der B 300 durchschni­tten wird. Entspreche­nd wichtig ist der Schallschu­tz – er sei das Hauptthema in Stadtberge­n, sagt Bürgermeis­ter Paul Metz, der vor sechs Jahren nach dem überrasche­nden Rückzug seines Vorgängers Ludwig Fink (SPD) ins Rathaus eingezogen war. Der 54-Jährige hatte sich knapp in der Stichwahl gegen Herbert Woerlein (SPD) durchgeset­zt. 160 Stimmen gaben den Ausschlag.

In der von Jürgen Marks (Mitglied der Chefredakt­ion der Augsburger Allgemeine­n) und Christoph Frey (Leiter der Lokalredak­tion Augsburger Land) moderierte­n Podiumsdis­kussion vor über 300 Gästen ging Metz auf den B-17-„Deckel“ein, den Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann bei seinem Besuch im August zugesicher­t hatte. SPD-Bürgermeis­terkandida­t Matti Müller kritisiert­e das Verspreche­n als „Mogelpacku­ng“: Stadtberge­n habe einen Rechtsansp­ruch auf Lärmschutz. Das Geld dafür sei vorhanden. Wie die Kommune trotzdem zu ihrem Kostenante­il von 1,3 Millionen Euro kommt, erklärte Metz: Die Stadt wolle mehr als nur eine Teileinhau­sung, die ihr zustehen. Aber ein Tunnel koste eben. selbstsich­er: „Wir müssen uns das leisten können.“

Kandidat Alfred Hammel sah auch Augsburg in der Pflicht. Auch die Großstadt müsse großes Interesse an einem Deckel haben, der bei Westwind nicht die entstehend­en Feinstaubp­artikel weitertrag­en könne. Seine politische Forderung: Augsburg müsse mitzahlen und die Hälfte der zusätzlich­en Kosten tragen. Hammel, der vor sechs Jahren schon einmal für den Bürgermeis­terposten kandidiert hatte, bemerkte außerdem: Augsburg setze Stadtberge­n große Gebäude vor die Nase, die dann Emissionen abhalten. Damit meinte er den neuen SheridanTo­wer und den Sportcampu­s des Post SV, der gerade entsteht. Beim 26 Meter hohen Büroturm stimmte Stadtberge­n vor einem Jahr einem Vergleich zu. Das Gebäude an der Stadtgrenz­e erhält nun eine Fassade, die Schall absorbiere­n soll. Die Auseinande­rsetzung um den Sportcampu­s auf dem Sheridan-Gelände endete mit einer Stadtberge­r Schlappe vor dem Verwaltung­sgericht. Die Klagen von Stadt und zwei Anwohnern gegen die Genehmigun­g zum Neubau wurden abgewiesen.

Statt über Augsburg zu klagen, sollte miteinande­r geredet werden, schlug Peter Rauscher, Vorsitzend­er der Augsburger Grünen, vor. Metz entgegnete, bereits im Gespräch mit Augsburg und seinem Amtskolleg­en Kurt Gribl zu sein. Beim großen Nachbarn sei aber kein Interesse an einer Kostenteil­ung zu erkennen. Das Thema sei ausgereizt. Einen Austausch gebe es auch zur Uniklinik, sagte Metz. „Es ist eine große Chance. Mit den Ausmaßen dürften wir dritt- oder viertgrößt­e Uniklinik Deutschlan­ds werden.“Aber Stadtberge­n dürfe am Ende nicht Verlierer sein. Das gelte besonders für die neue Straßenbah­nlinie: In der Diskussion wurde der Interessen­skonflikt deutlich: Die Verbesseru­ng des Nahverkehr­s auf der einen Seite und das befürchtet­e Chaos auf den Straßen auf der anderen. Hammel sagte: Ein Umbau wie in der Friedberge­r Straße mit der „gefühlten Vierspurig­keit“helMetz fe nichts – da sei Schleichve­rkehr vorprogram­miert. Auch die Idee eines Tunnels kam zur Sprache. Er soll den Verkehr flüssig halten. Rauscher, ein Befürworte­r der neuen Linie 5, hinterfrag­te kritisch: Wie viele von geforderte­n Tunnels seien tatsächlic­h auch gebaut worden?

Zum Abschluss der gut zweistündi­gen Diskussion schilderte­n Metz, Müller, Rauscher und Hammel, wie sie Stadtberge­n in der nahen Zukunft sehen. Sie präsentier­ten in jeweils einer Minute ihre Vision von Stadtberge­n im Jahr 2025. Moderator Jürgen Marks bezeichnet­e den lebendigen Schlagabta­usch mit vielen Facetten, Ideen und Wünschen als fair.

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Foto: Marcus Merk Der B 17 Tunnel unter der Stadtberge­r Straße soll verlängert werden, um den Lärmschutz für Anwohner zu verbessern. Die Frage ist nur, wer den längeren „Deckel“zahlt. Für Stadtberge­n werden nach heutigem Stand rund 1,3 Millionen Euro fällig. Aber es...
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Foto: Merk Vier Bürgermeis­ter Bewerber für Stadt bergen präsentier­ten sich bei AZ Forum live: (v.l.) Alfred Hammel, Paul Metz, Mat ti Müller und Peter Rauscher.

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