Unternehmer mit Durchblick
Eigentlich wollen Erich und Brigitte Griesbauer ihr Uhrmachergeschäft in Neuburg an der Donau eröffnen. Ein Zufall führt sie aber vor 50 Jahren nach Königsbrunn. Warum sie am Anfang sogar im Laden geschlafen haben
Vor 50 Jahren wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben und genauso lange gibt es schon die Firma Griesbauer in Königsbrunn – doch eigentlich war alles ganz anders geplant und irgendwie hängt es dann doch miteinander zusammen.
Anfang 1967 lebten der Uhrmacherund Optikermeister Erich Griesbauer und seine spätere Ehefrau Brigitte in Freudenstadt im Schwarzwald. Griesbauer wollte sich selbstständig machen und suchte einen geeigneten Laden, wurde aber in Freudenstadt nicht fündig. Aber in Neuburg an der Donau könnte der damals 30-Jährige das Geschäft von Freunden seiner Eltern übernehmen. Doch dann kam seine Mutter bei den Feierlichkeiten im Rahmen der Stadterhebung mit dem damaligen zweiten Bürgermeister Hans Geierhos ins Gespräch. „Warum kommt er nicht nach Königsbrunn?“, fragte der Kommunalpolitiker. Hier gäbe es nur einen Uhrmacher und der sei die meiste Zeit in der Wirtschaft. So heiratete das Paar im Juni, zog im Oktober nach Königsbrunn und machtet im November das erste Geschäft auf.
Brigitte Griesbauer erinnert sich noch ganz genau an die Anfänge und an das Geschäft in der RobertKoch-Straße. Die Schreinerei Geierhos fertigte die Einrichtung und zwei Ladentische wurden gekauft. Die ersten Schmuckstücke im Sortiment gehörten dem Paar nur zum Teil, den anderen Teil nahmen sie in Kommission. Teuere Geräte zum Schleifen der Gläser und Messen der Augenstärke mussten angeschafft werden. Ein Reihenhaus zum Wohnen hatte das Paar auch in Aussicht, doch: „300 Mark Miete im Monat, das geht nicht“, mahnte der Steuerberater. Denn für den Geschäftsstart hatten die Jungunternehmer Kredite aufgenommen. Aber eine Lösung war in Sicht. Zum Ladengeschäft gehörte eine Küche und unter dem Dach gab es Räume, die der Immobilienbesitzer und ortsansässige Bäckermeister für seine Gesellen bereithielt. Hier konnte das Ehepaar schlafen. „Ein Wohnzimmer hatten wir damals nicht, und wir haben es auch nicht vermisst“, erinnert sich Brigitte Griesbauer. Der Laden lag damals schon sehr abseits, gibt Erich Griesbauer zu bedenken. Die Robert-Koch-Straße war quasi an der „grünen Wiese“.
Doch bereits am ersten Tag verkaufte Griesbauer drei Brillen und später am Abend noch eine goldene Kette für 350 Mark. Sie war wegen der ganzen Vorbereitungsarbeit so müde und schon am Küchentisch im hinteren Raum eingeschlafen, als ein weiterer Kunde das Geschäft betrat und das erste Schmuckstück kaufte, erzählt Brigitte Griesbauer. Das Paar war total überrascht, wie gut es bereits am ersten Tag lief. „Und wir haben sogar im Laden geschlafen“, erzählt Erich Griesbauer und schmunzelt über diese Episode.
Der Bäckermeister brauchte später die Dachräume für einen neuen Gesellen. „Da haben wir die Matratzen vom Dachgeschoss runter geholt und in der Nacht im Laden geschlafen. Am Tag wurden die Matratzen dann in den Flur gestellt.“Aber zu der Zeit hatte das Ehepaar schon eine Wohnung im Nachbarhaus in Aussicht und der kurze Weg zum Laden war dann sehr viel praktischer, als es das Reihenhaus hätte sein können. Während Erich Griesbauer das Handwerk von Anfang an erlernte, musste sich die gelernte Drogistin durch viele Fach-Seminare für Juweliere fortbilden. „Aber ich wusste, wenn ich ihn heirate, musste ich mich mit ihm selbstständig machen“, sagt Brigitte Griesbauer, „und wenn wir selbstständig sein wollten, musste ich mit ihm an einen Strang ziehen.“