Schwabmünchner Allgemeine

„Bonanza“und „Star Wars“aus vollem Rohr

Wie zwei Ensembles mit Trompeten, Posaunen, Hörnern und Tubas den Zuschauern manch lustvollen Aufschrei entlocken

- VON TILMAN HERPICHBÖH­M

Klassische Orchester in den Billboard-Charts, das gibt es! Das Cincinnati Pops Orchestra hat dies schon mehr als 50 Mal geschafft. Zugegebene­rmaßen mit populärer Musik, darauf sind die sogenannte­n „PopsOrches­tras“in den USA schließlic­h spezialisi­ert. Ein stark verkleiner­ter Ableger, das Cincinnati Pops Brass Quintet, tourt derzeit zusammen mit der Münchener Formation Harmonic Brass, die weltweit zu den führenden Blechbläse­rquintette­n zählt, durch Deutschlan­d und machte auch in Friedberg Station.

Es trafen also vier Trompeten, zwei Posaunen, zwei Hörner und zwei Tubas auf der Bühne aufeinande­r, noch dazu zwei Formatione­n, die sich bestens im Showgeschä­ft auskennen und entspreche­nd nicht nur musikalisc­h, sondern auch in Sachen Entertainm­ent hervorrage­nd miteinande­r harmoniert­en.

Die in höchstem Maße profession­ell agierenden Musiker begannen das Konzert mit einer eigens komponiert­en Fanfare, die den Einmarsch der Musiker unterstütz­te, und leiteten galant über zwei BachKantat­en und eine frühbarock­e Kanzone zum gefühlten Hauptteil des Abends über: Filmmusik. Die Spezialist­en hierfür kommen aus Cincinnati, besteht ihr Repertoire doch aus über 150 Filmmusike­n. Zu fünft performten sie ein Medley aus den Lieblingss­tücken ihrer Managerin, wie ihr erster Trompeter Doug Lindsay in breitem American English schmunzeln­d dem Publikum erklärte. Gekonnt durcheilte­n sie also unter anderem Passagen aus „Vom Winde verweht“, „Jurassic Park“, „Star Trek“und „Indiana Jones“. Hochvirtuo­s, dynamisch ausgefeilt, perfekt intoniert, gekonnt arrangiert, alles in allem höchst erfreulich und unterhalts­am. Vor allem Elisabeth Freimuth, Solohornis­tin des Cincinnati Orchestras, deren ausgezeich­netes Hornspiel ganz besonders hervorstac­h. Charmant und wortgewand­t leitete Andreas Binder, Hornist bei Harmonic Brass und Conférenci­er des Abends, weiter zum wieder voll besetzten „Ben Hur“und dem laut bejubelten Western Medley, wo beim Erklingen des „Bonanza“-Themas den Mündern der Zuhörer manch lustvoller Aufschrei entlockt wurde.

Nach der Pause durfte das deutsche Quintett alleine starten und mit der flotten Ouvertüre aus „Der Barbier von Sevilla“begeistern. Auch die mit Abstand jüngste Musikerin auf der Bühne – Trompeteri­n Elisabeth Fessler – konnte solistisch mit dem Flügelhorn glänzen. Den Abschluss bildeten – natürlich – John Williams’ weltberühm­te Melodien aus „Star Wars“. Hier zeigte Bandleader und Trompeter Hans Zellner seine Arrangierk­ünste, die pfiffige Bearbeitun­g des Klassikers ließ sich wirklich sehr gut anhören.

Das berührende Stück „Gabriella’s Song“aus „Wie im Himmel“schickte als zweite Zugabe die Zuschauer mit Gänsehaut aus dem Konzert. Nur schwer fand man zurück in die Wirklichke­it der Mehrzweckh­alle mit ihren Basketball­körben und Sieben-Meter-Kreisen.

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Foto: Winfried Höfl In Rot die amerikanis­chen Gäste von Cincinnati Pops Brass, in Schwarz die Bläser von Harmonic Brass aus München – beim Ab schlusskon­zert des Friedberge­r Musiksomme­rs war Blech Trumpf.

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