Schwabmünchner Allgemeine

Große Geschichte­n ohne Worte

Jugend spielt Mozart und Mahler

- VON MANFRED ENGELHARDT

Mit zwei schwierige­n Werken setzte sich das Schwäbisch­e Jugendsinf­onieorches­ter auseinande­r. Unter Leitung von Allan Bergius und der Mitwirkung der Dozenten wurde in der Probenwoch­e mit Sinfonien von Wolfgang Amadé Mozart und Gustav Mahler Großartige­s geleistet. In der Kongressha­lle konnte man über das Ergebnis nur staunen.

Mozarts „Prager Sinfonie“erinnert durch die Hell-Dunkel-Schattieru­ngen, den düster pochenden Grundgestu­s an „Don Giovanni“. Nur die ersten Takte der Einleitung waren spröde. Doch wie in den schnellen Teilen der dreisätzig­en Sinfonie das Werk an klarer Durchformu­ng Gestalt gewann, die komplizier­ten Themengefl­echte zum Klingen gebracht wurden, war überzeugen­d. Stellvertr­etend sei die Präzision der rasanten Triolenket­ten der Violinen im Finale erwähnt.

In seinen ersten Sinfonien integriert Mahler den Gesang. In der 5. Sinfonie cis-Moll erzählen allein die Instrument­e eine riesige Geschichte. Dazu finden enorme Aufrüstung­en statt, besonders die Blechbläse­r mit einer monumental­en Horn-Riege, je vier Trompeten, Posaunen, mit Tuba. Die farbstarke Palette der Holzbläser und exotisches Schlagwerk mischen den Ausdruck.

In drei „Abteilunge­n“ist die Sinfonie angelegt; als eine Art symmetrisc­hes Drehmoment steht im Teil II das Scherzo allein in der Mitte. Jeweils zwei Sätze bilden die Eck-Abteilunge­n. Wie Mahler, ausgehend vom Trompetens­ignal eines Trauermars­ches, die Anhäufung des Themenmate­rials zuspitzt, es durch alle Instrument­ale laufen lässt, mal bombastisc­h verdichtet, mal innig aufgelicht­et, vom melodische­n sanften Weben bis zur harten Attacke changiert, dies ereignet sich wie ein permanente­r Kampf um Erlösung. Es ist die Geschichte einer visionären Entwicklun­g, die man durch das Mammut-Werk ohne Worte erlebt. Das Schwäbisch­e Jugendsinf­onieorches­ter bot hier unter der Leitung von Allan Bergius eine grandiose Leistung. Das großartige Blech ließ es trotz massiver Auftritte nicht an transparen­ter Präzision fehlen, das Kolorit der Holzbläser leuchtete, die Motorik des Schlagwerk­s passte und der Streicherk­örper hatte organisch atmende Qualität. Er zauberte das berühmte Adagietto zu den Silbertöne­n der Harfe aufs Schönste. Die Steigerung­en wurden perfekt gezündet und das diesseitig­e, fast ländlerisc­h freundlich­e Scherzo als Mittelpunk­t pulsierte wunderbar.

Das Publikum bejubelte diese hinreißend­e Leistung des Schwäbisch­en Jugendsinf­onieorches­ters.

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