Endspurt fürs Stadtbuch
Jetzt sind die Meinungen der Leser gefragt. Buchhändler Kurt Idrizovic stellt zudem Texte über das Lesen vor
Die Aktion „Königsbrunn liest ein Buch“geht in den Endspurt. Jetzt sind die Königsbrunner nach ihrer Meinung gefragt. Auf Bewertungskarten können sie ihre Eindrücke zum Stadtbuch „Tagesanbruch“von HansUlrich Treichel festhalten und im Literaturgespräch mit Literaturkreisleiterin Marion Kehlenbach, Pfarrbüchereileiterin Martina Bäßler und dem Augsburger Buchhändler Kurt Idrizovic über die Erzählung diskutieren.
Idrizovic hält für die Bücherfans einen besonderen literarischen Aperitif bereit. Er wird unter dem Titel „Über die Macht der Phantasie: Michel de Montaigne liest ein Buch, oder zwei“ein paar Gedanken Montaignes dem Literaturgespräch voranstellen: „Michel de Montaigne war Bürgermeister von Bordeaux und ein großer und großartiger Leser, der ja um 1580 auf dem Weg vom Allgäu nach Augsburg knapp an Königsbrunn vorbeigerauscht ist“, erzählt Idrizovic. Montaigne besaß einen Bücherturm auf seinem Landsitz und hat wunderbare Texte über Lektüre und das Lesen in seinen Essays verfasst. Kurt Idrizovic ist in Königsbrunn vor allem durch seine Literaturabende und Lesetipps im Rahmen des Königsbrunner Bücherfrühlings bekannt.
Literatur Professor thematisiert die Nachkriegszeit
Als literarische Vorspeise gibt es an dem Abend Hintergründe und Informationen zur Aktion und zum Autor Treichel von Marion Kehlenbach, bevor dann alle eingeladen sind, ihre Eindrücke zum Stadtbuch zu schildern. Die Erzählung des Leipziger Literatur-Professors thematisiert die Nachkriegszeit mit Vertreibung und Neuanfang und den Umgang mit Tabuthemen innerhalb der Familien. In der Geschichte hält eine Mutter ihren erwachsenen Sohn in den Armen. Er ist tot, wie sich bald herausstellt; sie hat ihn während der letzten Monate seiner Erkrankung gepflegt.
Bevor die alte Frau den Arzt ruft, beginnt sie mit dem Sohn ein letztes Gespräch, einen Monolog, der zur Bilanz und zur Erinnerung wird: An ein Leben an der Seite eines kriegsversehrten Mannes, an das gemeinsam geführte Textilgeschäft im Nachkriegsdeutschland und an das Glück, ein Klavier anzuschaffen, etwas von Dauer. Doch der einzige Sohn ist für sie immer ein Fremder geblieben. Denn seine Existenz verdankt sich womöglich einer traumatischen Gewalterfahrung, die sie zeitlebens verdrängte.
Das Literaturgespräch findet am Mittwoch, 27. September, um 19 Uhr in der Pfarrbücherei Zur Göttlichen Vorsehung, Blumenallee 25, statt. Bewertungskarten zum Stadtbuch erhalten Interessierte in der Stadtbücherei, Schwabenstraße 43. Dort können sich Leser auch über die Meinungen anderer Leser informieren.