Eine neue Heimat außerhalb des Wohngebiets
Seit 50 Jahren stellt die Firma Baumeister in Königsbrunn Elektro-Schaltanlagen her. Das Familienunternehmen zog 1967 aus Platzgründen aus Göggingen um. Warum die Geschäftsführer keine Kreisverkehre in der Nähe haben wollen
Aus der Brunnenstadt beziehen selbst namhafte Elektroriesen wie Siemens ihre Elektroschaltanlagen. „Warum machen die das dann so was nicht selber“, fragte sich da Bürgermeister Franz Feigl. „Weil sie es nicht können“, kam unisono und selbstbewusst die Antwort von Thomas Geirhos und Jürgen Grader.
Geirhos ist Inhaber und Geschäftsführer der Firma Baumeister Bahnstromanlagen-Energietechnik und Grader sein Prokurist. Das Unternehmen gibt es im Gewerbegebiet Nord schon genauso lange, wie es die Stadt gibt: seit 50 Jahren. Das war ein guter Grund für Feigl und Robert Linse von der Wirtschaftsförderung der Stadt, mit einer Torte zu diesem Jubiläum zu gratulieren.
Im September 1967 wurde das Unternehmen in Königsbrunn angemeldet. Vorher baute die Firma, die
Josef Baumeister 1952 gründete, in Göggingen die Schaltanlagen.
Doch da lagen die Pro- duktionshallen im Wohngebiet, erzählte Geirhos, man konnte weder expandieren, noch war man bei den Nachbarn gern gesehen. Geirhos hat aus den Anfängen eine Rechnung der Stadt über Wasserzähler und Hinweisschild in den Akten gefunden. Eine Arbeitsstunde wurde damals mit neun Mark verrechnet. Und man war sparsam, entdeckte Linse und zeigte auf den Briefkopf. Der Schriftzug „Gemeinde Königsbrunn“war säuberlich durchgestrichen und darüber „Stadt Königsbrunn“geschrieben.
Thomas Geirhos hat die Firma 2009 übernommen. „Aber so richtig gefragt hat mich niemand“, bekannte er. Bis dahin führte sein Großvater und Unternehmensgründer die Firma; seine Mutter, die zwischenzeitlich die Unternehmensleitung hatte, war bereits 2001 verstorben. Mit dem Tod des Großvaters wurde Thomas Geirhos „ins kalte Wasser geworfen“, wie er selbst sagt. Für den damals 26-Jährigen hieß es „friss oder stirb“und die Wirtschaftskrise in den Jahren machte es nicht einfacher. „Aber ich habe mich da durch gekämpft“, sagt Geirhos.
Seit 2011 steht ihm dabei Schwester Silvia Geirhos zur Seite. Sie zeichnet für das Controlling verantwortlich und betont: „Wir sind ein klassisches Familienunternehmen.“Heute steht die Firma gut da. 31 Mitarbeiter fertigen in Königsbrunn individuelle Schaltanlagen für namhafte Kunden, MTU Friedrichshafen beispielsweise. Diesem Unternehmen habe man bereits vor 35 Jahren eine Prüfanlage geliefert. Diese sei nun nicht etwa defekt, im Gegenteil: Sie läuft bis heute störungsfrei, betont Grader. Und Geirhos ergänzt: „Bei solchen Anlagen darf es keine Sollbruchstellen geben.“
Aber die Entwicklung geht voran. Die neue Prüfanlage ist für „den größten Motor, den MTU zurzeit gießen kann“. Grader geht ins Detail und erläutert Besonderheiten wie Widerstände, die im Betrieb konstant bleiben und große Schaltanlagen, die nicht viel Fläche in Anspruch nehmen dürfen – also baute man sie in die Höhe. Baumeister liefert passgenaue Anlagen für besondere Kunden und hat sich damit in Branchenkreisen einen Namen gemacht. Was dem Unternehmen Sorge bereitet, ist der Fachkräftemangel. Die Firma Baumeister beschäftigt nur gut ausgebildete Elektriker und die seien schwer zu bekommen.
Zwei neue Lehrlinge hat das Unternehmen jedes Jahr eingestellt, ist von Geirhos zu erfahren. Aber seit vier, fünf Jahren sei es auch hier schwierig geworden, geeignete Kandidaten zu finden. Und was das Unternehmen noch benötigt, ist eine gute Erreichbarkeit, möglichst ohne Kreisverkehre für die Anlieferung der Schaltgehäuse. Wie auf Stichwort bog beim Gespräch mit Bürgermeister Feigl und Robert Linse ein Lastwagen auf das Firmengelände. Im Huckepack ein garagengroßes Gehäuse, das mit dem gewaltigen Kran abgeladen wurde. Wenn es in einer Woche mit der kompletten Elektronikanlage bestückt ist, verlässt die Anlage Königsbrunn wieder und geht zum nächsten Kunden.