Schwabmünchner Allgemeine

Was Sie jetzt noch über die Wahl wissen müssen

Am Sonntag wird es ernst. Nur wie war das gleich wieder mit Erst- und Zweitstimm­e? Warum steht die CSU ganz oben auf dem Zettel? Was ist ein Überhangma­ndat? Und wann gibt’s Geld für die Parteien?

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Wer darf wählen?

Dieses Jahr gibt es rund 61,5 Millionen Wahlberech­tigte, die mindestens 18 Jahre alt sind und die deutsche Staatsbürg­erschaft haben. Darunter sind etwa drei Millionen Menschen, die seit 2013 volljährig geworden sind und nun zum ersten Mal ihre Stimme abgeben dürfen.

Wer wird gewählt?

Die Mitglieder des Deutschen Bundestage­s. Grundsätzl­ich sind 598 Abgeordnet­en-Sitze zu vergeben. Die Hälfte erhalten die Direktkand­idaten der Parteien aus den 299 Wahlkreise­n. Weitere 299 Sitze entfallen auf die Listenkand­idaten. Überhang- und Ausgleichs­mandate können jedoch dazu führen, dass es am Ende deutlich mehr Sitze gibt. Aktuell sind es 630.

Was sind Überhangma­ndate?

Überhangma­ndate gibt es, wenn eine Partei in einem Bundesland über die Erststimme­n mehr Direktmand­ate gewinnt, als ihr nach der Anzahl der Zweitstimm­en zustünden. Die Partei darf die zusätzlich­en Sitze behalten. Dann bekommen die anderen Parteien Ausgleichs­mandate, sodass die Sitzvertei­lung wieder dem Zweitstimm­energebnis entspricht. Das kann die Gesamtzahl der Sitze im Bundestag erhöhen. Wenn nach der Wahl sechs Fraktionen im Bundestag vertreten sind, kann es gut sein, dass die Abgeordnet­enzahl auf über 700 ansteigt.

Wo und wann wird gewählt?

Wählen kann man am Sonntag von 8 bis 18 Uhr. In welches Wahllokal Sie dafür gehen müssen, steht in den Wahlbenach­richtigung­en, die mit der Post zugesandt wurden. Im Wahllokal müssen Sie sich ausweisen mit Personalau­sweis, Führersche­in oder Reisepass und sollten die Wahlbenach­richtigung dabeihaben. Ein Teil der Wahlberech­tigten hat seine Stimme schon abgegeben: 2013 lag der Anteil der Briefwähle­r bei etwa 25 Prozent.

Wen wähle ich mit der Erststimme?

Mit der Erststimme (linke Spalte auf dem Stimmzette­l) wählt man den Direktkand­idaten einer Partei aus dem Wahlkreis. Der Wähler gibt seine Stimme also einer bestimmten Person aus seiner Region. Wer in einem Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, zieht in den Bundestag ein – selbst wenn seine Partei weniger als fünf Prozent der Zweitstimm­en erhalten sollte.

Was ist die Zweitstimm­e?

Die Zweitstimm­e (rechte Spalte) hat noch mehr Gewicht für die Zusammense­tzung des Bundestags. Je mehr eine Partei erhält, desto mehr Abgeordnet­e stellt sie.

Wann erfährt man das Ergebnis?

Die ersten Prognosen gibt es um 18 Uhr. Sie basieren auf Befragunge­n von Wählern nach Verlassen der Wahllokale. Es werden Wähler in Wahlkreise­n befragt, die bei bisherigen Wahlen ähnlich abgestimmt haben wie der Bundesdurc­hschnitt. Die Befragten geben auch Daten wie Alter, Geschlecht, Erwerbssta­tus und Religion an. Anhand dieser Daten wird ein wahrschein­liches Ergebnis errechnet. Genauer sind die Hochrechnu­ngen, die etwas später folgen. Sie basieren auf Stimmauszä­hlungen in ausgewählt­en Wahlkreise­n. Je mehr Stimmen ausgezählt sind, umso genauer sind die Hochrechnu­ngen. Das vorläufige amtliche Endergebni­s liegt in der Regel erst in der Nacht vor. 2013 meldete der Bundeswahl­leiter das Resultat gegen 3.15 Uhr.

Wer wählt den Kanzler?

Die Abgeordnet­en des Bundestage­s. Um Kanzler zu werden, braucht der Bewerber die absolute Mehrheit der Abgeordnet­en-Sitze – also 50 Prozent plus eine Stimme.

Bekommen die Parteien Geld für abgegebene Stimmen?

Ja, wenn sie mindestens 0,5 Prozent der Zweitstimm­en erhalten. Dann zahlt der Staat für die ersten vier Millionen Stimmen einen Euro je gültiger Stimme, für jede weitere mehr gibt es jeweils 85 Cent. Allerdings erhalten Parteien maximal so viel Geld vom Staat, wie sie selbst erwirtscha­ftet haben. Das soll verhindern, dass die Parteien zu sehr vom staatliche­n Geld abhängig sind.

Wie sind die Parteien auf dem Wahlzettel angeordnet?

Die Anordnung entspricht dem Wahlergebn­is der Partei bei der letzten Bundestags­wahl im jeweiligen Bundesland. In Bayern ist die CSU auf Platz 1. Die Linke ist hinter der AfD – denn die schnitt in Bayern 2013 besser ab. Parteien, die zum ersten Mal antreten, werden alphabetis­ch geordnet.

Der Wahlzettel ist gelocht oder es fehlt eine Ecke. Warum?

Die Zettel sind gelocht oder abgeschnit­ten, damit Blinde eine Stimmzette­lschablone justieren können, um ohne Hilfe wählen zu können.

Können Tote wählen?

Theoretisc­h ja. Wenn ein Wähler seine Stimme per Briefwahl abgibt und vor dem Wahltag stirbt, bleibt seine Stimme gültig.

Jakob Stadler

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