Schwabmünchner Allgemeine

Das Ende eines Debakels mit längerem Nachhall

Nach sieben Jahren Bauzeit und starker Kostenstei­gerung wird das historisch­e Haus wiedereröf­fnet

- Berlin

Vier Jahre länger als geplant dauerte die Sanierung der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Kosten sollte sie 239 Millionen Euro – wovon der Bund 200 Millionen übernehmen wollte. Doch bald nach dem Sanierungs­start 2010 häuften sich die Probleme: Der morastige Baugrund bereitete Schwierigk­eiten, ein Ingenieurb­üro meldete Insolvenz an. Die Kosten stiegen auf knapp 400 Millionen Euro – ein Debakel, für das ein Untersuchu­ngsausschu­ss insbesonde­re der Politik die Verantwort­ung gab.

Doch nun scheint die Staatsoper bereit für die Zukunft. Nach sieben Jahren Bauzeit wird sie am 3. Oktober feierlich wiedereröf­fnet. Jedoch: Um Feinschlif­f zu erhalten, schließt sie noch einmal bis zur endgültige­n Eröffnung am 7. Dezember.

Die Bühnentech­nik wurde komplett erneuert und das Volumen des denkmalges­chützten Zuschauers­aals vergrößert, um die Nachhallze­it von 1,1 Sekunden auf 1,6 Sekunden zu steigern. Wer den Saal jetzt betritt, merkt von den Veränderun­gen zunächst nicht viel. Die Saaldecke wurde um fünf Meter angehoben. Über dem dritten Rang ist eine Nachhallga­lerie eingezogen, die mit einem bis zur Decke reichenden gewölbten Gitter aus Keramik und Glasfaser kaschiert ist. Auch im Apollo-Saal im ersten Stock, eigentlich Festsaal und Vestibül des Königs mit kostbarem Marmorfußb­oden, Stuckmarmo­r und antiken Säulen, wurde die Akustik für Konzertver­anstaltung­en verbessert. Hier verbergen sich Einbauten in der abgehängte­n Stuckdecke; ansonsten wurde der Saal getreu der RokokoArch­itekturplä­ne von Georg Wenzeslaus von Knobelsdor­ff (1699– 1753) restaurier­t.

Ein Gewinn für künftige Inszenieru­ngen der Staatsoper ist der Einbau der neuen Kreuzbühne, wodurch Bildwechse­l schneller erfolgen können. Über 80 Prospektzü­ge können Lasten von bis zu 1,5 Tonnen bewegt werden. Hans Hoffmann, der Technische Direktor der Staatsoper: „Es sind alles elektromot­orische Anlagen, die tolle Sachen machen können.“

Für die Eröffnung des Hauses am 3. Oktober mit einer Inszenieru­ng der „Faust-Szenen“von Schumann hat der Maler Markus Lüpertz die Szene entworfen.

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Foto: epd Blick in den sanierten Zuschauerr­aum der Berliner Staatsoper.

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