Das Theater eröffnet seine neue Bühne
Im Martinipark ist eine Übergangsspielstätte entstanden. Sie ersetzt das Große Haus, das in den kommenden Jahren saniert wird. Am Sonntag können Besucher den Ort inspizieren – und sich auf Überraschungen gefasst machen
Einfach ist es nie, mehrere Baustellen im Leben zu haben. Das Theater Augsburg kann zumindest mit einer abschließen: Nach sechsmonatigem Umbau zweier Industriehallen wird die Interimsspielstätte im Martinipark am Sonntag mit dem Theaterfest eröffnet. Sie wird für die Zeit der Sanierung das Große Haus „ersetzen“. Offiziell beginnt die neue Spielzeit am 1. Oktober mit der Opern-Premiere „Der Freischütz“.
Wo unlängst noch Haushaltsprodukte in den Hallen lagerten, lassen sich Besucher künftig in die Welt des Theaters entführen. Im Martinipark werden pro Spielzeit 180 Aufführungen zu sehen sein – Oper, Ballett und Schauspiel. 620 Sitzplätze gibt es – 400 weniger als im Großen Haus. Neben dem Bereich, den die Zuschauer betreten können – Bühne und die beiden Foyers – sind in den Hallen auch eine Probebühne, der Orchesterprobensaal, Umkleideräume und die theaterspezifische und komplexe Haustechnik untergebracht. Die Bauarbeiten werden in diesen Bereichen noch bis Mitte Oktober weitergehen, ohne den Theaterbetrieb einzuschränken, sagt Architektin Annabelle Schmid. Auf 4500 Quadratmetern Fläche wurden in den zurückliegenden sechs Monaten 500 Tonnen Trockenbauwände, 46 000 Meter Kabel, 400 Meter Edelstahlrohre und 102 Heizkörper verbaut. Die Lüftungsanlage kann 26 000 Kubikmeter Luft in der Stunde austauchen.
Im neuen Zuschauersaal steigen die Sitzreihen konstant an, vor allem bei den Schauspiel-Aufführungen wird das Publikum noch näher an der Bühne sein, als das im Großen Haus der Fall war. Dann wird der Bereich, in dem das Orchester untergebracht ist, mit Bühnenelementen aufgefüllt. Das Ensemble um den neuen Intendanten André Bücker ist positiv gespannt, sagt Theatersprecherin Heike Neumann. Alle am Umbau beteiligten Personen sind erleichtert, dass das Gebäude rechtzeitig zum Auftakt der neuen Spielzeit ans Theater übergeben werden kann. Licht und Ton gibt es auf der Bühne erst seit Donnerstag. Jetzt bleibt dem Theater noch ein wenig mehr als eine Woche, um sich bis zur ersten Premiere auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.
In der neuen Spielstätte gibt es zwei Foyers für Besucher. Im kleineren steht eine kleine Bühne, etwa für Lesungen. Von dort aus gelangen die Gäste über vier Eingänge in
den Theatersaal. Im Saal soll eine neu installierte Heizung für eine angenehme Raumtemperatur sorgen. „Die Besucher können sich so kleiden, als gingen sie ins Große Haus“, so Neumann. Im größeren Foyer befinden sich Garderobe, Catering und Sitzgelegenheiten. Thomas Schnörzinger vom DTS-Catering und Ehefrau Daniela kümmern sich
um die Gastronomie. Es gibt Kaffee, Bier, Wein, Champagner und nichtalkoholische Getränke sowie kleine Speisen, wie Antipasti oder eine Käseplatte, und zwei warme Gerichte. Der Service beginnt je eine Stunde vor Aufführungsbeginn.
Die Interimsspielstätte im Textilviertel ist nicht so zentral gelegen wie das Theater am Kennedyplatz.
Im Martinipark selbst gibt es keine Parkmöglichkeiten – außer für Menschen mit Behinderung. Das nächste Parkhaus befindet sich in der City-Galerie, es hat 24 Stunden geöffnet. Von dort sollte man eine knappe Viertelstunde zu Fuß einplanen. Mit der Tramlinie 6 können Besucher bis zur Haltestelle „Textilmuseum“fahren. Dann sind es rund zehn Gehminuten bis zur neuen Spielstätte. Das Theater bietet von der City-Galerie aus (Zufahrt Nagahama-Allee) einen Bus-Shuttle-Service an, der alle 15 Minuten von dort über den Martinipark zur Straßenbahnhaltestelle Prinzstraße und wieder zurück fährt.
Für das Theaterpublikum wurde ein eigener Eingang in den MartiniPark geöffnet. Das Tor befindet sich in der Mauer an der Schäfflerbachstraße. Änderungen gibt es auch beim Ticketverkauf. Die Theaterkasse ist in die Bürger- und TouristInformation am Rathausplatz gezogen (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr und samstags von 10 bis 17 Uhr). Karten sind auch an der Abendkasse erhältlich. Sie öffnet in der Regel eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Auf der Homepage des Theaters
können ebenfalls Tickets erworben werden.
Die beiden Hallen im Martinipark sind für mindestens sechs Jahre für die Zeit der Theatersanierung gemietet. Für ihren Umbau hatte die Stadt ursprünglich 2,27 Millionen Euro angesetzt. Inzwischen liegen die Kosten bei 3,36 Millionen Euro. Die Ursachen für die Erhöhung sind laut Stadt Baupreissteigerungen und höhere Ausgaben für Lüftung und Heizung. Für die Planer und Architekten war der Ausbau der Industriehallen ein Kraftakt, weil erst im März begonnen werden konnte.
Das Interimstheater im Martinipark ist nicht die einzige Spielstätte. Hoffmannkeller und Brechtbühne werden weiter bespielt. Allerdings ist es die letzte Saison. Im Herbst 2018 soll Schluss sein. Dann schließen die Bühnen wegen der Theatersanierung. Dafür soll das bis dahin umgebaute Ofenhaus im Gaswerk in Oberhausen in Betrieb genommen werden. Die Theatersanierung selbst soll 2023 abgeschlossen sein, der Erweiterungsbau zwei Jahre später. Die Sanierung des Theaters ist ein Jahrhundertprojekt: 186,4 Millionen Euro sind alleine für die baulichen Arbeiten vorgesehen. Bis alles fertig ist, wird die Spielstätte im Martinipark für das Publikum wohl längst kein Interimstheater mehr sein.
www.theater-a.de Während sich das Theater im Martinipark einrichtet, wird am Kennedyplatz gebaut und saniert. Wie dieser neue Theaterstandort später einmal aussehen wird, welche Räume wo liegen und wie das Theater sie nutzt, erläutern wir anhand einer Grafik auf