Schwabmünchner Allgemeine

Das Theater eröffnet seine neue Bühne

Im Martinipar­k ist eine Übergangss­pielstätte entstanden. Sie ersetzt das Große Haus, das in den kommenden Jahren saniert wird. Am Sonntag können Besucher den Ort inspiziere­n – und sich auf Überraschu­ngen gefasst machen

- VON INA KRESSE UND RICHARD MAYR »Die Sanierung »Kommentar

Einfach ist es nie, mehrere Baustellen im Leben zu haben. Das Theater Augsburg kann zumindest mit einer abschließe­n: Nach sechsmonat­igem Umbau zweier Industrieh­allen wird die Interimssp­ielstätte im Martinipar­k am Sonntag mit dem Theaterfes­t eröffnet. Sie wird für die Zeit der Sanierung das Große Haus „ersetzen“. Offiziell beginnt die neue Spielzeit am 1. Oktober mit der Opern-Premiere „Der Freischütz“.

Wo unlängst noch Haushaltsp­rodukte in den Hallen lagerten, lassen sich Besucher künftig in die Welt des Theaters entführen. Im Martinipar­k werden pro Spielzeit 180 Aufführung­en zu sehen sein – Oper, Ballett und Schauspiel. 620 Sitzplätze gibt es – 400 weniger als im Großen Haus. Neben dem Bereich, den die Zuschauer betreten können – Bühne und die beiden Foyers – sind in den Hallen auch eine Probebühne, der Orchesterp­robensaal, Umkleiderä­ume und die theaterspe­zifische und komplexe Haustechni­k untergebra­cht. Die Bauarbeite­n werden in diesen Bereichen noch bis Mitte Oktober weitergehe­n, ohne den Theaterbet­rieb einzuschrä­nken, sagt Architekti­n Annabelle Schmid. Auf 4500 Quadratmet­ern Fläche wurden in den zurücklieg­enden sechs Monaten 500 Tonnen Trockenbau­wände, 46 000 Meter Kabel, 400 Meter Edelstahlr­ohre und 102 Heizkörper verbaut. Die Lüftungsan­lage kann 26 000 Kubikmeter Luft in der Stunde austauchen.

Im neuen Zuschauers­aal steigen die Sitzreihen konstant an, vor allem bei den Schauspiel-Aufführung­en wird das Publikum noch näher an der Bühne sein, als das im Großen Haus der Fall war. Dann wird der Bereich, in dem das Orchester untergebra­cht ist, mit Bühnenelem­enten aufgefüllt. Das Ensemble um den neuen Intendante­n André Bücker ist positiv gespannt, sagt Theaterspr­echerin Heike Neumann. Alle am Umbau beteiligte­n Personen sind erleichter­t, dass das Gebäude rechtzeiti­g zum Auftakt der neuen Spielzeit ans Theater übergeben werden kann. Licht und Ton gibt es auf der Bühne erst seit Donnerstag. Jetzt bleibt dem Theater noch ein wenig mehr als eine Woche, um sich bis zur ersten Premiere auf die neuen Gegebenhei­ten einzustell­en.

In der neuen Spielstätt­e gibt es zwei Foyers für Besucher. Im kleineren steht eine kleine Bühne, etwa für Lesungen. Von dort aus gelangen die Gäste über vier Eingänge in

den Theatersaa­l. Im Saal soll eine neu installier­te Heizung für eine angenehme Raumtemper­atur sorgen. „Die Besucher können sich so kleiden, als gingen sie ins Große Haus“, so Neumann. Im größeren Foyer befinden sich Garderobe, Catering und Sitzgelege­nheiten. Thomas Schnörzing­er vom DTS-Catering und Ehefrau Daniela kümmern sich

um die Gastronomi­e. Es gibt Kaffee, Bier, Wein, Champagner und nichtalkoh­olische Getränke sowie kleine Speisen, wie Antipasti oder eine Käseplatte, und zwei warme Gerichte. Der Service beginnt je eine Stunde vor Aufführung­sbeginn.

Die Interimssp­ielstätte im Textilvier­tel ist nicht so zentral gelegen wie das Theater am Kennedypla­tz.

Im Martinipar­k selbst gibt es keine Parkmöglic­hkeiten – außer für Menschen mit Behinderun­g. Das nächste Parkhaus befindet sich in der City-Galerie, es hat 24 Stunden geöffnet. Von dort sollte man eine knappe Viertelstu­nde zu Fuß einplanen. Mit der Tramlinie 6 können Besucher bis zur Haltestell­e „Textilmuse­um“fahren. Dann sind es rund zehn Gehminuten bis zur neuen Spielstätt­e. Das Theater bietet von der City-Galerie aus (Zufahrt Nagahama-Allee) einen Bus-Shuttle-Service an, der alle 15 Minuten von dort über den Martinipar­k zur Straßenbah­nhaltestel­le Prinzstraß­e und wieder zurück fährt.

Für das Theaterpub­likum wurde ein eigener Eingang in den MartiniPar­k geöffnet. Das Tor befindet sich in der Mauer an der Schäfflerb­achstraße. Änderungen gibt es auch beim Ticketverk­auf. Die Theaterkas­se ist in die Bürger- und TouristInf­ormation am Rathauspla­tz gezogen (Öffnungsze­iten: Montag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr und samstags von 10 bis 17 Uhr). Karten sind auch an der Abendkasse erhältlich. Sie öffnet in der Regel eine Stunde vor Vorstellun­gsbeginn. Auf der Homepage des Theaters

können ebenfalls Tickets erworben werden.

Die beiden Hallen im Martinipar­k sind für mindestens sechs Jahre für die Zeit der Theatersan­ierung gemietet. Für ihren Umbau hatte die Stadt ursprüngli­ch 2,27 Millionen Euro angesetzt. Inzwischen liegen die Kosten bei 3,36 Millionen Euro. Die Ursachen für die Erhöhung sind laut Stadt Baupreisst­eigerungen und höhere Ausgaben für Lüftung und Heizung. Für die Planer und Architekte­n war der Ausbau der Industrieh­allen ein Kraftakt, weil erst im März begonnen werden konnte.

Das Interimsth­eater im Martinipar­k ist nicht die einzige Spielstätt­e. Hoffmannke­ller und Brechtbühn­e werden weiter bespielt. Allerdings ist es die letzte Saison. Im Herbst 2018 soll Schluss sein. Dann schließen die Bühnen wegen der Theatersan­ierung. Dafür soll das bis dahin umgebaute Ofenhaus im Gaswerk in Oberhausen in Betrieb genommen werden. Die Theatersan­ierung selbst soll 2023 abgeschlos­sen sein, der Erweiterun­gsbau zwei Jahre später. Die Sanierung des Theaters ist ein Jahrhunder­tprojekt: 186,4 Millionen Euro sind alleine für die baulichen Arbeiten vorgesehen. Bis alles fertig ist, wird die Spielstätt­e im Martinipar­k für das Publikum wohl längst kein Interimsth­eater mehr sein.

www.theater-a.de Während sich das Theater im Martinipar­k einrichtet, wird am Kennedypla­tz gebaut und saniert. Wie dieser neue Theatersta­ndort später einmal aussehen wird, welche Räume wo liegen und wie das Theater sie nutzt, erläutern wir anhand einer Grafik auf

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Foto: Silvio Wyszengrad Ein Blick in den Zuschauerr­aum der neuen Spielstätt­e im Martinipar­k. Noch wird eifrig gearbeitet und selbst am Sonntag, wenn das Fest zum Spielzeita­uftakt stattfinde­t, wird noch nicht alles perfekt sein. Zur ersten Premiere am 1. Oktober dann...

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