Schwabmünchner Allgemeine

Anziehungs­punkt oder Millioneng­rab?

- VON ADRIAN BAUER redaktion@schwabmuen­chner allgemeine.de

Angela

Aus den Reaktionen unserer Leser zur Berichters­tattung über die Königsther­me und den Prozess gegen den ehemaligen Betreiber lassen sich eines ablesen: Viele vermissen das alte Spaßbad. Und einige nehmen es dem Stadtrat übel, dass es nicht gerettet wurde. Bei der Einschätzu­ng müssen aber zwei unterschie­dliche Ebenen betrachtet werden: der kurzfristi­ge Versuch der Rettung und die Beurteilun­g Zukunftsau­ssichten der Therme.

Der Versuch der Rettung war, wie bereits geschriebe­n, kein Ruhmesblat­t. Wenn Zeitnot und Zahlungsen­gpässe ins Feld geführt werden , ist ein gutes Jahr ohne Entscheidu­ng eine zu lange Zeit – und das gilt für beide Seiten. Betreiber Uwe Deyle klammerte sich an die Hoffnung auf Rettung. Bei der Stadt fürchtete man die schiere Größe des Investitio­nsbedarfs, gleichzeit­ig wollte niemand derjenige sein, der die Therme zusperrt. So wurde viel geprüft und verworfen, das Bad schlingert­e langsam auf das zwangsweis­e Ende zu. Natürlich ist es im Nachhinein leicht gesagt, doch das Ergebnis ist klar: Ein früher eingeleite­tes Insolvenzv­erfahren hätte den Mitarbeite­rn lohnlose Monate erspart und Uwe Deyle eine mildere Strafe eingebrach­t. Allerdings wäre Deyle dabei zu allervorde­rst als Entscheide­r gefordert gewesen. Er trug die unternehme­rische Verantwort­ung, nicht der Bürgermeis­ter oder der Stadtrat.

Das bringt uns zur zweiten Ebene: den Zukunftsau­ssichten. Dass die Therme mit vertretbar­em Aufwand wieder zum Publikumsm­agneten geworden wäre, ist alles andere als sicher. Das Feld der Erlebnisbä­der ist hart umkämpft. Anbieter wie in Erding oder Bad Wörishofen rüsten ihre Thermen ständig nach, um perfektes Urlaubsgef­ühl bieten zu können. Dies war in Königsbrun­n nicht darstellba­r. Das Alleinstel­lungsmerkm­al der Therme als Indoor-Urlaubspar­adies war lange vor der Schließung weg. Und in der Kategorie darunter gibt es mit dem Titania einen gut aufgestell­ten Konkurrent­en, der die Augsburger Kunden streitig macht.

So stellte sich bei einem 30 Jahre alten Bad zurecht die Frage: Kann man es mit vernünftig­en finanziell­en Aufwand erhalten und wieder zu einem rentablen Publikumsm­agneten machen oder bindet man sich ein Millioneng­rab ans Bein? Denn nach jahrelange­m Besucherrü­ckgang hätte man deutlich in die Attraktivi­tät investiere­n müssen, um Kunden zurückzuho­len – bei sehr ungewissem Ausgang. Dieses Geld kann die Königsbrun­ner Stadtführu­ng für die anstehende­n Großprojek­te gut gebrauchen. Insofern ist es sicher schade um die Therme, anderersei­ts wäre nun Platz für ein neues Aushängesc­hild.

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