Anziehungspunkt oder Millionengrab?
Angela
Aus den Reaktionen unserer Leser zur Berichterstattung über die Königstherme und den Prozess gegen den ehemaligen Betreiber lassen sich eines ablesen: Viele vermissen das alte Spaßbad. Und einige nehmen es dem Stadtrat übel, dass es nicht gerettet wurde. Bei der Einschätzung müssen aber zwei unterschiedliche Ebenen betrachtet werden: der kurzfristige Versuch der Rettung und die Beurteilung Zukunftsaussichten der Therme.
Der Versuch der Rettung war, wie bereits geschrieben, kein Ruhmesblatt. Wenn Zeitnot und Zahlungsengpässe ins Feld geführt werden , ist ein gutes Jahr ohne Entscheidung eine zu lange Zeit – und das gilt für beide Seiten. Betreiber Uwe Deyle klammerte sich an die Hoffnung auf Rettung. Bei der Stadt fürchtete man die schiere Größe des Investitionsbedarfs, gleichzeitig wollte niemand derjenige sein, der die Therme zusperrt. So wurde viel geprüft und verworfen, das Bad schlingerte langsam auf das zwangsweise Ende zu. Natürlich ist es im Nachhinein leicht gesagt, doch das Ergebnis ist klar: Ein früher eingeleitetes Insolvenzverfahren hätte den Mitarbeitern lohnlose Monate erspart und Uwe Deyle eine mildere Strafe eingebracht. Allerdings wäre Deyle dabei zu allervorderst als Entscheider gefordert gewesen. Er trug die unternehmerische Verantwortung, nicht der Bürgermeister oder der Stadtrat.
Das bringt uns zur zweiten Ebene: den Zukunftsaussichten. Dass die Therme mit vertretbarem Aufwand wieder zum Publikumsmagneten geworden wäre, ist alles andere als sicher. Das Feld der Erlebnisbäder ist hart umkämpft. Anbieter wie in Erding oder Bad Wörishofen rüsten ihre Thermen ständig nach, um perfektes Urlaubsgefühl bieten zu können. Dies war in Königsbrunn nicht darstellbar. Das Alleinstellungsmerkmal der Therme als Indoor-Urlaubsparadies war lange vor der Schließung weg. Und in der Kategorie darunter gibt es mit dem Titania einen gut aufgestellten Konkurrenten, der die Augsburger Kunden streitig macht.
So stellte sich bei einem 30 Jahre alten Bad zurecht die Frage: Kann man es mit vernünftigen finanziellen Aufwand erhalten und wieder zu einem rentablen Publikumsmagneten machen oder bindet man sich ein Millionengrab ans Bein? Denn nach jahrelangem Besucherrückgang hätte man deutlich in die Attraktivität investieren müssen, um Kunden zurückzuholen – bei sehr ungewissem Ausgang. Dieses Geld kann die Königsbrunner Stadtführung für die anstehenden Großprojekte gut gebrauchen. Insofern ist es sicher schade um die Therme, andererseits wäre nun Platz für ein neues Aushängeschild.