Schwabmünchner Allgemeine

Ein Wahlabend, spannender als die Lindenstra­ße

Arbeiten am Limit für Moderatore­n und Reporter. Wie Sender die anstrengen­de Wahlberich­terstattun­g stemmen

- VON JAKOB STADLER Augsburg

Eine Überraschu­ng erlebten die Fans der Lindenstra­ße, die wie gewohnt um 18:50 Uhr das anschaltet­en. Wenn die den Sendeplatz der Lindenstra­ße ändert, dann ist etwas Wichtiges passiert.

Etwa eine Bundestags­wahl. Wer um 18 Uhr durch die Sender zappte, konnte nicht herumkomme­n um die Prognosen und Hochrechnu­ngen. Mal von Jörg Schönenbor­n präsentier­t, klassisch, wenn auch auf einem modernen Touch-Display. Oder auf einer etwa vier Meter hohen Wand, auf die ein 1,82 Meter großer Matthias Fornoff im deutete. Besonders stylisch waren die eingeblend­eten 3D-Balken, die auf dem

vor Moderator Carsten Hädler nach oben wuchsen.

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Natürlich ging hier aber Inhalt vor Aussehen. Eigentlich.

Die Reporter arbeiten am Limit, eine kaum planbare Livesendun­g mit Schalten zu Kamerateam­s in der ganzen Republik fordert auch alte Hasen. So etwas führt auch zu Fehlern. Zumindest kleine Abstimmung­sprobleme sind nicht zu vermeiden und waren auch an diesem Wahlabend zu beobachten.

So sah der Zuschauer Caren Miosga im irritiert aus dem Bild blicken, als eine Schalte zu den Grünen vorbereite­t wurde. Jörg Schönenbor­n konnte sein Balkendiag­ramm nicht steigen lassen, wohl weil jemand im Weg stand. „Gehen Sie mal zur Seite“, bat er, dann funktionie­rte es. Als im zur SPD abgegeben wurde, fragte jemand aus dem Off: „Welche Kamera?“Und auch inhaltlich gab es Einbußen. So kann es passieren, dass die Rede von SPD-Kandidat Martin Schulz abgebroche­n wird. „Die SPD geht in die Opposition“, hatte er bereits verkündet. Dass er wieder als Parteivors­itzender antreten will, den Fraktionsv­orsitz aber nicht anstrebt, ließen ihn und

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nicht mehr sagen – neue Hochrechnu­ngen waren spannender. Die Infos zu Schulz reichten die Moderatore­n nach.

Hinzu kommen die gänzlich unvorherse­hbaren Entwicklun­gen. Etwa, dass sich vor dem Berliner Club, in dem die AfD-Wahlparty stattfand, ein heftiger Protest formierte. Doch auch hier waren die Reporter schnell vor Ort, die ersten Flaschenwü­rfe kommentier­ten sie live. Protestier­t eigentlich auch die

gegen die AfD? So sahen es zumindest einige Twitter-Nutzer, da das zur Wahlparty der Rechtspopu­listen ausgerechn­et eine Reporterin namens „Boese“schickte.

Nach einer gewissen Zeit, da reicht es auch wieder mit der Wahlberich­terstattun­g. Zumindest die Privaten wollten noch etwas Anderes

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bieten. etwa, denn die Sendung „Comeback oder weg?“beschäftig­te sich trotz des passenden Titels nicht mit der FDP. Zur besten Sendezeit wollte seinen Zuschauern dann einen richtigen Wettkampf zeigen und schickte die „Ninja Warriors“ins Rennen.

Und enttäuscht wurden am Ende auch die Fans der Lindenstra­ße nicht. Wie schon bei vergangene­n Wahlen hatten die Macher der Serie mehrere Versionen der Folge produziert, um auf das Wahlergebn­is eingehen zu können. Um 19.45 Uhr startete die Episode dann – nicht im sondern im

Endlich. Schockiert stellte Klaus Beimer fest: „Die Populisten doch so stark?“Mutter Beimer sagte trotzdem zufrieden: „Auf jeden Fall wird die Merkel wieder Kanzlerin.“

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Foto: dpa Jörg Schönenbor­n präsentier­te in der ARD wieder Hochrechnu­ngen.

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