Ein Wahlabend, spannender als die Lindenstraße
Arbeiten am Limit für Moderatoren und Reporter. Wie Sender die anstrengende Wahlberichterstattung stemmen
Eine Überraschung erlebten die Fans der Lindenstraße, die wie gewohnt um 18:50 Uhr das anschalteten. Wenn die den Sendeplatz der Lindenstraße ändert, dann ist etwas Wichtiges passiert.
Etwa eine Bundestagswahl. Wer um 18 Uhr durch die Sender zappte, konnte nicht herumkommen um die Prognosen und Hochrechnungen. Mal von Jörg Schönenborn präsentiert, klassisch, wenn auch auf einem modernen Touch-Display. Oder auf einer etwa vier Meter hohen Wand, auf die ein 1,82 Meter großer Matthias Fornoff im deutete. Besonders stylisch waren die eingeblendeten 3D-Balken, die auf dem
vor Moderator Carsten Hädler nach oben wuchsen.
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Natürlich ging hier aber Inhalt vor Aussehen. Eigentlich.
Die Reporter arbeiten am Limit, eine kaum planbare Livesendung mit Schalten zu Kamerateams in der ganzen Republik fordert auch alte Hasen. So etwas führt auch zu Fehlern. Zumindest kleine Abstimmungsprobleme sind nicht zu vermeiden und waren auch an diesem Wahlabend zu beobachten.
So sah der Zuschauer Caren Miosga im irritiert aus dem Bild blicken, als eine Schalte zu den Grünen vorbereitet wurde. Jörg Schönenborn konnte sein Balkendiagramm nicht steigen lassen, wohl weil jemand im Weg stand. „Gehen Sie mal zur Seite“, bat er, dann funktionierte es. Als im zur SPD abgegeben wurde, fragte jemand aus dem Off: „Welche Kamera?“Und auch inhaltlich gab es Einbußen. So kann es passieren, dass die Rede von SPD-Kandidat Martin Schulz abgebrochen wird. „Die SPD geht in die Opposition“, hatte er bereits verkündet. Dass er wieder als Parteivorsitzender antreten will, den Fraktionsvorsitz aber nicht anstrebt, ließen ihn und
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nicht mehr sagen – neue Hochrechnungen waren spannender. Die Infos zu Schulz reichten die Moderatoren nach.
Hinzu kommen die gänzlich unvorhersehbaren Entwicklungen. Etwa, dass sich vor dem Berliner Club, in dem die AfD-Wahlparty stattfand, ein heftiger Protest formierte. Doch auch hier waren die Reporter schnell vor Ort, die ersten Flaschenwürfe kommentierten sie live. Protestiert eigentlich auch die
gegen die AfD? So sahen es zumindest einige Twitter-Nutzer, da das zur Wahlparty der Rechtspopulisten ausgerechnet eine Reporterin namens „Boese“schickte.
Nach einer gewissen Zeit, da reicht es auch wieder mit der Wahlberichterstattung. Zumindest die Privaten wollten noch etwas Anderes
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bieten. etwa, denn die Sendung „Comeback oder weg?“beschäftigte sich trotz des passenden Titels nicht mit der FDP. Zur besten Sendezeit wollte seinen Zuschauern dann einen richtigen Wettkampf zeigen und schickte die „Ninja Warriors“ins Rennen.
Und enttäuscht wurden am Ende auch die Fans der Lindenstraße nicht. Wie schon bei vergangenen Wahlen hatten die Macher der Serie mehrere Versionen der Folge produziert, um auf das Wahlergebnis eingehen zu können. Um 19.45 Uhr startete die Episode dann – nicht im sondern im
Endlich. Schockiert stellte Klaus Beimer fest: „Die Populisten doch so stark?“Mutter Beimer sagte trotzdem zufrieden: „Auf jeden Fall wird die Merkel wieder Kanzlerin.“
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