Schwabmünchner Allgemeine

Massenprot­este gegen Macron

Der Präsident hat die Texte für die Arbeitsmar­ktreform bereits unterschri­eben – doch die Gegner geben nicht auf

- Paris

Neue Runde im Tauziehen um Frankreich­s Arbeitsmar­ktreform: Zwei große Gewerkscha­ften haben Lastwagenf­ahrer zu Protesten an diesem Montag aufgerufen. Das könnte für die Bürger spürbar werden. Schon in 2016 waren im Streit um eine Arbeitsrec­htsreform einer Vorgängerr­egierung Ölraffiner­ien blockiert worden; viele Tankstelle­n saßen damals auf dem Trockenen.

Mindestens 30 000 Menschen protestier­ten laut Polizei am Samstag friedlich in Paris gegen die erste große Reform des seit Mai amtierende­n Präsidente­n Macron. Die Veranstalt­er von der Linksaußen­partei La France Insoumise (Das ununterdrü­ckte Frankreich/LFI) sprachen hingegen von 150000 Teilnehmer­n. „Die Schlacht ist nicht vorbei, sie beginnt“, rief der Linkspolit­iker Jean-Luc Mélenchon auf der Place de la République.

Mélenchon erklärte am Sonntag, er habe die Regierung des konservati­ven Premiers Edouard Philippe keinesfall­s mit Nazis verglichen. In Anspielung auf eine Interviewä­ußerung Macrons, wonach die Demokratie nicht auf der Straße stattfinde, hatte Mélenchon vor den Demonstran­ten gesagt: „Es ist die Straße, die die Könige zu Fall gebracht hat. Es ist die Straße, die die Nazis zu Fall gebracht hat.“

Die Regierung signalisie­rte, dass sie in dem Konflikt hart bleiben will. „Der Text der Reform des Arbeitsrec­hts wird sich nicht ändern“, sagte Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster Bruno Le Maire der Sonntagsze­itung Le Journal du Dimanche. Die Verordnung­en für die Arbeitsmar­ktreform wurden bereits veröffentl­icht und sind damit in Kraft. Erste Reform-Bausteine wie die Regelung zur Heimarbeit sind nach den Worten Macrons sofort anwendbar, bei anderen könne dies noch bis zum Jahreswech­sel dauern.

Im Kampf gegen die hohe Arbeitslos­igkeit von rund zehn Prozent wird bei der Reform die Rolle von Branchen- und Betriebsve­reinbarung­en gestärkt, der Kündigungs­schutz wird teilweise gelockert. Weltkonzer­ne können Kündigunge­n ausspreche­n, wenn sie Schwierigk­eiten in Frankreich – und

Am Ende entscheide­t das Parlament

nicht in der gesamten Gruppe – haben. Entschädig­ungen für ungerechtf­ertigte Kündigunge­n werden begrenzt.

Für Macron gab es gestern neben den Protesten eine weitere schlechte Nachricht. Bei der Teilwahl des französisc­hen Senats zeichnete sich am Abend ein Dämpfer ab. Die bürgerlich­e Rechte lag am Abend vorne. Bei dieser Wahl war nicht das Volk gefragt, es stimmten hingegen gut 76 000 Kommunal- und Regionalpo­litiker ab. Im Oberhaus des französisc­hen Parlaments waren 171 der zusammen 348 Sitze neu zu vergeben.

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Foto: afp Jean Luc Mélenchon hat sich an die Spit ze der Proteste gestellt.

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