Schwabmünchner Allgemeine

Eine „Flanier Wiesn zum Genießen“

In der ersten Woche kommen drei Millionen Menschen zum größten Volksfest der Welt. Während die meisten friedlich feiern, endet der Besuch für 550 mit einer Anzeige

- VON IDA KÖNIG München

Die Wiesn kehrt zurück zu ihren Wurzeln: Die Zelte sind voll, aber nicht schon am Montagmitt­ag heillos überfüllt, an den Wochenende­n können auch Familien mit kleinen Kindern einen schönen Tag auf dem Oktoberfes­t verbringen, und der Großteil der Gäste verhält sich friedlich. Zur Halbzeit herrscht bei den Verantwort­lichen, Wirten und Schaustell­ern deshalb rundum Zufriedenh­eit.

Dazu gibt es auch allen Grund: Gut drei Millionen Menschen besuchten das weltgrößte Volksfest in der ersten Woche. Das sind in etwa genauso viele wie vor zwei Jahren. Während man im vergangene­n Jahr befürchtet­e, dass wegen der Terrorgefa­hr in Europa in Zukunft immer weniger Gäste kommen würden, ist davon nicht mehr viel zu spüren. Bürgermeis­ter und Wiesn-Chef Josef Schmid schwärmte von der gemütliche­n Atmosphäre auf dem Oktoberfes­t 2017 und sprach von einer „Flanier-Wiesn zum Genießen“, die ihn an seine Kindheit erinnere.

Eine Videoüberw­achung gab es damals allerdings noch nicht. Auf 37 Kameras hat die Polizei mittlerwei­le fast das gesamte Gelände im Blick, laut Polizeispr­echer Marcus da Gloria Martins gibt es kaum noch blinde Stellen, die nicht videoüberw­acht werden. Das beschert den Beamten gleichzeit­ig mehr Arbeit, weil mehr Illegales aufgezeich­net wird: Vor allem die Zahl der Drogendeli­kte auf dem Oktoberfes­t stieg. Erwischte die Polizei im Vorjahr zur WiesnHalbz­eit 97 Gäste beim Drogenkons­um, waren es diesmal 150. Ansonsten geht es auf dem Oktoberfes­t relativ ruhig zu. Wenn sich aber Gäste danebenben­ehmen, sind es laut Polizei zum Großteil Männer. Zwei Drittel der Anzeigen gehen zur Halbzeit auf das Konto männlicher Wiesn-Besucher – die laut Polizeispr­echer meist zu viel getrunken oder ihre Hormone nicht im Griff gehabt hätten. 34 Sexualdeli­kte wurden bisher angezeigt, darunter eine versuchte Vergewalti­gung. Verglichen mit einer Stadt oder Gemeinde gebe es aber nirgendwo weniger Verbrecher wie auf der Wiesn, sagte da Gloria Martins. Von den drei Millionen Besuchern fielen bisher nur 550 so unangenehm auf, dass sie angezeigt wurden.

Weniger genau nehmen es die Wiesn-Gäste in diesem Jahr aber daMünchens mit, dass sie nach dem Bierzeltbe­such besser nicht mehr ins Auto steigen sollten. 188 Fahrer hat die Polizei bereits angehalten, die zu viel getrunken hatten. 104 von ihnen müssen in der nächsten Zeit zu Fuß gehen.

Zu viel Alkohol dürfte auch der Grund für einige kuriose Dinge sein, die im Wiesn-Fundbüro auf ihre Besitzer warten. Zwei Musiker sind beispielsw­eise derzeit ohne Instrument unterwegs, im Fundbüro wurden ein Tenor- und ein Flügelhorn abgegeben. Ein Mönch wurde offenbar bekehrt – seine Kutte blieb jedenfalls auf dem Oktoberfes­t liegen, genauso wie eine Napoleon-Mütze und ein paar Damen-Pumps. Besonders pikant für zwei verheirate­te Wiesn-Gäste: Sie mussten bereits zu Hause erklären, wo ihre Ringe geblieben sind. Zwei Exemplare, je mit Gravur, warten auf Abholung.

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