Schwabmünchner Allgemeine

Schwerer Stand für Finnbogaso­n

Der Mittelstür­mer musste am Ende der englischen Woche weite Wege gehen und hatte mit einem Holger Badstuber den besten Stuttgarte­r Spieler gegen sich

- VON ROBERT GÖTZ

Vielleicht hätte Alfred Finnbogaso­n diese große Chance vor einer Woche noch genützt. Es lief die 76. Minute in der Stuttgarte­r Mercedes-BenzArena, als der eingewechs­elte Michael Gregoritsc­h Finnbogaso­n mit einem genialen Pass auf die Reise schickte. Es war der perfekte Konter, doch nach dem Sprint über fast das halbe Spielfeld verließ den Augsburger Stürmer die Kraft. VfB-Gegenspiel­er Marcin Kaminski konnte ihn entscheide­nd stören.

„Ich habe den Konter nicht gut ausgespiel­t. Es wäre optimal gewesen, wenn ich mehr Energie gehabt hätte. Aber wir haben viel investiert, sind ohne Ball viel gelaufen. Es geht eben nicht immer so, wie man will“, erklärte der 28-jährige Isländer nach der intensiven Partie.

Erstmals trug er die Kapitänsbi­nde und profitiert­e dabei von der Sperre von Daniel Baier, 33. Der eigentlich­e Kapitän war nach seiner Entgleisun­g im Spiel gegen Leipzig (1:0) nachträgli­ch vom DFB für ein Spiel gesperrt worden und muss 20000 Euro Geldstrafe zahlen. Baiers Überweisun­g kommt mit allen anderen Strafen in einen Topf, der am Ende der Saison auf fußballnah­e Stiftungen aufgeteilt wird, die damit soziale Projekte fördern.

Für Finnbogaso­n war es eine Ehre, als Kapitän des FCA auf dem Feld zu spielen. „Doch es wäre mir lieber gewesen, wenn Dani gespielt hätte“, sagte er hinterher. Denn Baier war auf dem Spielfeld nicht zu hundert Prozent zu ersetzen. Finnbogaso­n: „Er hat mit seiner Energie schon gefehlt und wir hatten eine größere Tiefe im Spiel. Aber trotzdem haben wir es ganz gut gelöst.“

FCA-Trainer Manuel Baum hatte Gojko Kacar in die Dreierkett­e beordert und dafür Rani Khedira als Baier-Ersatz ins defensive Mittelfeld geschickt. Routinier Kacar, 30, hatte den Vorzug vor Youngster Kevin Danso, 19, bekommen. „Die Strategie war, dass wir etwas tiefer stehen. Wir haben den Gojko schon öfters im Infight gesehen“, erklärte Baum und fügte an: „Da ist er doch etwas erfahrener als Kevin. Gojko hat sich mit Terodde eine schöne Schlacht geliefert, er hat nur einen Wackler im Spiel.“Doch für Baum ist Danso eine echte Alternativ­e: „Er ist nicht weit weg. Und wenn wir höher angelaufen wären und wir etwas mehr Speed gebraucht hätten, hätte Kevin gespielt.“So hatte Baum alles richtig gemacht. Kacar arbeitete zuverlässi­g. Der VfB, mit drei Toren der offensiv schwächste Bundesligi­st, kam auch gegen den FCA kaum gefährlich vors Augsburger Tor.

Doch in der Vorwärtsbe­wegung wurde Baier als Spieleröff­ner schmerzlic­h vermisst. Was Baum bestätigte: „Man hat gemerkt, dass sowohl der Kopf als auch die Beine müde waren. Trotzdem haben wir es geschaff,t sehr gut zu verteidige­n. Aber im Spielaufba­u hat man schon gemerkt, dass uns der Kapitän gefehlt hat, der sich dann einfach immer anbietet, der Lücken reißt.“

Darum waren die Wege für die anderen Spieler weiter als sonst. „Bei den weiten Bällen ist es schwierig, zwischen den Linien zu agieren. Und wenn die Abstände so groß sind, ist es schwierig, den zweiten Ball zu gewinnen, um so Chancen zu bekommen“, erklärte Finnbogaso­n das kräftezehr­ende Hin und Her zwischen Abwehr und Sturm.

Zudem hatte er Holger Badstuber als Gegenspiel­er. Der 28-jährige Innenverte­idiger zählt zu den Besten seiner Zunft in Deutschlan­d – wenn er fit ist. Doch immer wieder wurde der Nationalsp­ieler und WM-Dritte von 2010 von schweren Verletzung­en gebeutelt. In Stuttgart scheint er an seine alte Form anknüpfen zu können. „Das war eine herausrage­nde Leistung, die er gezeigt hat“, lobte zum Beispiel VfB-Sportvorst­and Michael Reschke.

Durch diese Gemengelag­e hatte Finnbogaso­n diesmal einen besonders schweren Stand. Er war mit vier Toren in den ersten drei Spielen der Erfolgsgar­ant, ging in der englischen Woche aber leer aus. Doch für ihn ist der Mannschaft­serfolg wichtiger. „Es war eine gute Woche für uns. Wir haben sieben Punkte geholt, nach dem ersten Spieltag nicht mehr verloren. Natürlich wollten wir die drei Punkte mitnehmen. Aber man bekommt im Fußball nicht immer das, was man will.“

Jetzt haben die FCA-Profis aber erst einmal zwei Tage frei. Finnbogaso­n freut sich darauf. „Der Akku ist etwas leer. Jetzt können wir regenerier­en und uns dann ab Mittwoch optimal auf Dortmund vorbereite­n.“

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Foto: Christian Kolbert Alfred Finnbogaso­n (vorne) blieb in den Zweikämpfe­n mit Holger Badstuber meist zweiter Sieger.

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