Schwabmünchner Allgemeine

Zähneknirs­chen bei CSU und SPD

Die beiden bisherigen Regierungs­parteien müssen den Tiefschlag verdauen. Politiker der anderen Parteien freuen sich auch im Augsburger Rathaus. Und die AfD will bei der nächsten Kommunalwa­hl ihren Erfolg wiederhole­n

- VON JÖRG HEINZLE UND STEFAN KROG CSU SPD Grüne FDP AfD Linke

Gestern Abend trafen sich Augsburger Politiker aller Parteien im Oberen Fletz des Rathauses, um die Wahlergebn­isse zu verfolgen und zu diskutiere­n. Hier die Reaktionen.

● Für den Augsburger Parteichef Johannes Hintersber­ger ist das Ergebnis der CSU „mehr als bitter“, auch wenn der Direktkand­idat Volker Ullrich das Rennen machte. Die Partei stürzte in Augsburg bei den Zweitstimm­en um rund zwölf Prozent ab. Die Aufarbeitu­ng dieses Erdrutsche­s werde eine schwierige Aufgabe. Klar sei schon jetzt: Die CSU müsse ihre Botschafte­n der christlich­en Soziallehr­e klarer und einfacher rüberbring­en. „Wir müssen auf die Menschen zugehen und mit ihren Sorgen umgehen.“Dazu gehöre es, stadtteilg­enau zu schauen, wo die CSU einbüßte und die AfD gewann. Einen Rechtsruck sei- ner Partei, um der AfD das Wasser abzugraben, sehe er nicht. Dennoch gebe es zu denken, wenn die AfD vom rechten und die Linke vom linken Rand derartig viele unzufriede­ne Wähler abschöpfen könnten.

● Stadtrat-Fraktions-Chefin Margarete Heinrich spricht von einem „sehr enttäusche­nden“Ergebnis ihrer Partei. In Augsburg habe man sich um einen guten Wahlkampf bemüht. „Das Ergebnis der AfD ist entsetzlic­h.“Sie hoffe, dass es sich um eine Test- und Protestwah­l unzufriede­ner Bürger gehandelt habe, die sich so nicht wiederhole. In der Bundestags-Opposition, wo die SPD künftig sitzen wird, werde die AfD alleine sein.

● Der Grünen-Stadtrat Cemal Bozoglu freut sich über die Zugewinne seiner Partei – auf Bundeseben­e und in Augsburg. „Besser als erwartet“, lautet seine Bilanz. Der Erfolg der AfD schmerzt den Politiker mit türkischen Wurzeln. Er sagt: „Wenn man überall diese Plakate sieht, die Stimmung gegen Flüchtling­e und Migranten machen, bekommt man schon ein schlechtes Gefühl.“Gemischte Gefühle hat auch Martina Wild, die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Stadtrat, wenn sie das Ergebnis analysiert. „Mich freut das gute Abschneide­n der Grünen“, sagt sie. „Es ist deutlich besser, als man nach den Umfragen erwarten konnte.“Dass ihre Partei auch in Augsburg zulegen konnte, sei „ein Beleg für unsere gute Arbeit.“Das gute Ergebnis der AfD kann sie nicht nachvollzi­ehen. Deren Arbeit im Stadtrat sei bisher „sehr bescheiden“gewesen. „Da kam nichts Konstrukti­ves“, lautet die Einschätzu­ng von Martina Wild. ● Maximilian Funke-Kaiser zeigt sich „sehr zufrieden“über das Abschneide­n der FDP, auch wenn sein Listenplat­z nicht für einen Einzug in den Bundestag reichen wird. Man habe mit den FDP-Themen im Bereich Wirtschaft punkten können. Am stärksten schnitt die FDP mit 16,8 Prozent in der Innenstadt ab. Das starke Abschneide­n der AfD sei überrasche­nd, so Funke-Kaiser. Kommunalpo­litisch spielt die FDP in Augsburg eine eher kleine Rolle: Sie stellt einen Stadtrat.

● Das Ergebnis der AfD bei der Bundestags­wahl in Augsburg sieht Parteichef Markus Bayerbach als „Rückenwind“. Im Augsburger Stadtrat lief es für die Alternativ­e für Deutschlan­d bislang nicht so rund: Von vier Stadträten haben drei der Partei den Rücken gekehrt. Markus Bayerbach, Parteichef in Augsburg, ist seitdem Einzelkämp­fer im Stadtrat. Mit seiner Partei sei jetzt eine „starke Opposition“im Bundestag vertreten, sagt er. Er bewertet das als „Zeichen dafür, dass die Demokratie funktionie­rt“. Bayerbach zieht selbst nicht in den Bundestag ein, da er auf einen Listenplat­z seiner Partei verzichtet hat. Er bereue das auch angesichts des AfDErfolgs aber nicht, sagt er – und schaut bereits nach vorn. Er kann sich eine Kandidatur für den Landtag vorstellen und will mit der AfD bei den nächsten Kommunalwa­hlen den dritten Platz erreichen.

● Direktkand­idat Frederik Hintermayr jubelte, auch wenn sein Listenplat­z für einen Einzug in den Bundestag nicht reicht. Man habe im Vergleich zur letzten Wahl das Ergebnis in Augsburg fast verdoppeln können. Bislang war Augsburg keine Hochburg der Linken und lag teils deutlich unter dem Bundeserge­bnis – diesmal liegt die Stadt in etwa im Schnitt. Gelungen sei das mit Themen wie Arbeit, Sozialem und Gesundheit­spolitik. „Wir haben Dinge offen angesproch­en.“Man sehe sich auch als Gegenentwu­rf zur AfD: „Augsburg ist eine sichere und schöne Stadt. Es gibt keinen Grund, hier Angst zu haben oder Angst zu schüren.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Hatte gut lachen: AfD Kandidat Markus Bayerbach zeigte sich erfreut über das Wahlergebn­is. Mit dem Handy schoss er ein Foto von den Wahlergebn­is Grafiken, die im Rathaus an die Wand projiziert wurden.
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Die Wähler hatten das Wort: Mit einer Wahlbeteil­igung von 72,8 Prozent gingen so viele Augsburger wie seit Jahren nicht mehr zur Wahl.

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