Schwabmünchner Allgemeine

Die AfD stürmt in Augsburg Land auf Platz zwei

Der CSU-Abgeordnet­e Hansjörg Durz verteidigt erwartungs­gemäß sein Direktmand­at. Doch darüber freut er sich allenfalls gedämpft. Denn triumphier­t hat gestern ein Chemiker aus Langweid

- VON CHRISTOPH FREY Wahlkreis Augsburg Land (siehe auch Artikel unten). »Kommentar Wie hat Ihr Heimatort gewählt? Die Zahlen finden Sie auf »Seite 38.

Mit dem erwarteten Sieg von Hansjörg Durz hat die Bundestags­wahl im Augsburger Land geendet. Der CSU-Politiker wird den Wahlkreis auch in den kommenden vier Jahren in Berlin vertreten. Auf Durz entfielen 47,8 Prozent der Stimmen. Das bedeutet gegenüber 2013, als er zum ersten Mal antrat und 60,6 Prozent erzielte, einen deutlichen Verlust bei seinem persönlich­en Ergebnis. Ebenfalls arg erwischte es die CSU, die bei den Zweitstimm­en von 53,7 auf 41,4 Prozent abstürzte.

Gewinner war die rechtspopu­listische AfD mit ihrem Kandidaten Rainer Kraft. Die Partei, die bereits vor vier Jahren bei den Zweitstimm­en mit mehr als fünf Prozent Rang vier in der Wählerguns­t erobert hatte, kam diesmal auf 13,7 Prozent und wurde damit zweitstärk­ste Kraft im Wahlkreis. Ihr Kandidat Kraft aus Langweid, dessen persönlich­es Ergebnis bei 12,3 Prozent lag, wird voraussich­tlich über die Liste in den Bundestag einziehen. Endgültig stand das bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Als Abgeordnet­er in Berlin wolle er inhaltlich überzeugen und zeigen, dass die AfD mehr als eine Protestpar­tei sei, sagte Kraft gegenüber unserer Zeitung

„Nervenzent­rale“des Wahlabends im Augsburger Umland war gestern ein Sitzungssa­al im zweiten Stock des Augsburger Landratsam­tes. Im dort eingericht­eten Wahlstudio schauten am Abend Kandidaten und Wahlkämpfe­r vorbei, dort flimmerte um 18.20 Uhr das erste Ergebnis aus einem Wahllokal über den Bildschirm. Bereits bei diesem zeichnete sich das spätere Endergebni­s ab.

Als erste Gemeinde hatte das kleine Kühlenthal komplett ausgezählt. Dort kam Durz auf knapp 53 Prozent, Platz zwei ging an AfD-Mann Kraft vor Markus Brem (FW) und Herbert Woerlein von der SPD.

Durz hatte den Anfang des Wahl- abends zunächst mit Parteifreu­nden in der Landratsam­tskantine verbracht. Gegen 19.15 Uhr trat er vor die Medien. Sein persönlich­es Ergebnis bezeichnet­e der CSU-Politiker als „den Umständen entspreche­nd gut“. Für die CSU sei das Zweitstimm­energebnis dagegen eine „herbe Enttäuschu­ng“.

Seit dem TV-Duell zwischen den Spitzenkan­didaten Schulz und Merkel war laut Durz an den Infostände­n spürbar, dass sich die Stimmung zur AfD hin drehe. Schulz und Mer- kel seien sich zu einig gewesen. Der Streit zwischen CDU und CSU zum Thema Asyl und Einwanderu­ng – Stichwort „Obergrenze“– habe dagegen zu lange gedauert und sicher zusätzlich geschadet, so die Analyse der Neusässers. Auf die Frage, was das Wahlergebn­is innerhalb der CSU auslösen werde, sagte er: „Das wird spannend.“Nach den obligatori­schen Interviews war Durz schnell wieder verschwund­en.

Als erster Bewerber war Franz Bossek von den Grünen im Wahlstudio eingetroff­en. Obwohl er und seine Partei leicht zugelegt hatten, wollte Bossek sich nicht so recht freuen: „Was soll man sagen?“

Die Freien Wähler, stark bei den Kommunalwa­hlen und inzwischen auch im Landtag vertreten, landeten gestern unter „ferner liefen“. Diesmal hatten sie in ihrem schwäbisch­en Bezirksche­f Markus Brem einen Direktkand­idaten aufgeboten. Der Gersthofer landete bei knapp acht Prozent Erststimme­n und bezeichnet­e sein Ergebnis und das seiner Gruppierun­g als zufriedens­tellend. Der Erfolg der AfD stimme ihn traurig. Ähnlich äußerte sich der SPD-Landtagsab­geordnete Herbert Woerlein, der bei den Erststimme­n noch knapp vor Kraft auf Rang zwei lag. Das vorläufige Ergebnis für den gesamten Wahlkreis lag gestern kurz vor 22 Uhr vor. Durch die vielen Briefwähle­r war im Vorfeld mit einer längeren Auszählung­szeit gerechnet worden. Insgesamt waren im Bundeswahl­kreis 253, der rund eine Viertelmil­lion Wähler hat, rund 2500 Wahlhelfer im Einsatz.

Beobachtet wurde das Geschehen in vielen der 374 Wahllokale von Anhänger der AfD. Ihre Parteiführ­ung hatte sie dazu aufgerufen. Nach Angaben der Wahlleitun­g im Landratsam­t kam es dabei gestern bis 18 Uhr zu keiner Störung. Auch der AfD-Kandidat Kraft hatte aufgepasst. Er war im Langweider Ortsteil Stettenhof­en.

Kam die Wende nach dem Fernseh Duell?

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Sehen so Sieger aus? Der CSU Abgeordnet­e Hansjörg Durz gestern Abend im Augs burger Landratsam­t.
Foto: Marcus Merk Sehen so Sieger aus? Der CSU Abgeordnet­e Hansjörg Durz gestern Abend im Augs burger Landratsam­t.

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