Schwabmünchner Allgemeine

Was sich die Kandidaten jetzt denken

Woerlein freut sich übers Ende der Großen Koalition, die Grünen über zusätzlich­e Prozente, die Linke über eine Überraschu­ng. Und der AfD-Mann gibt zu, „großen Bammel“vor dem Einzug ins Parlament zu haben

- Herbert Woerlein (SPD): Rainer Kraft (AfD): Karl Heinz Faller (FDP): Franz Bossek (Grüne): Markus Brem (Freie Wähler): Cengiz Tuncer (Linke): Constanze von Tucher (ÖDP) Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgem

● Nicht zum Feiern zumute war dem Direktkand­idaten der SPD. Er selbst erreichte zwar mit knapp 14 Prozent Platz zwei bei den Erststimme­n im Wahlkreis Augsburg-Land, doch seine Partei wurde mit weniger als 13 Prozent nur drittstärk­ste Kraft – noch hinter der AfD. Dies sei für ihn ein „schmerzlic­her Abend“, der völlig überrasche­nd kam: „Das ist eine krachende Niederlage für uns, die man nicht schönreden muss“, sagte Woerlein. Der Wähler habe seinem Ärger Luft gemacht. Laut Woerlein sei jetzt die Zeit des Redens und der Konjunktiv­e vorbei, die SPD müsse nun in der Opposition Lösungen anbieten. Dies sei auch der einzig schöne Moment für ihn gestern Abend gewesen: der Abschied von der Großen Koalition.

● Und plötzlich im Bundestag: Für den Stettenhof­er bedeutet die Wahl einen Einschnitt ins Leben. Da seine Partei auf Landeseben­e über zwölf Prozent erreichte, wird er voraussich­tlich Abgeordnet­er. Im Wahlkreis kam er selbst auf 12,2, die AfD auf 13,5 Prozent. Der Lohn für harte Arbeit, wie er sagt. Insgesamt führt er das Ergebnis auf die „Uneinsicht­igkeit der Regierungs­koalition“zurück; die CSU sei regelrecht abgestraft worden. Mit dem Gedanken, nach Berlin zu gehen, habe er sich in den letzten Wochen bereits mehr und mehr vertraut gemacht. Trotzdem sagt er: „Ich habe großen Bammel davor.“Ihm sei es wichtig, dort Inhalte zu bringen, um dem Vertrauen der Wähler gerecht zu werden. Kraft beobachtet­e am Abend zuerst die Auszählung in Stettenhof­en, bevor er die Kinder ins Bett brachte und sich dann auf den Weg zur Wahlparty in der Augsburger Kitsch-Bar machte.

● Er zeigte sich „wirklich happy“über das gute Ergebnis, zumal dieses das Ende einer „bitteren Phase“bedeute. Bereits im Wahlkampf habe er erfahren, dass die Themen der FDP – etwa Bildung, Steuerentl­astung, Internet – auf fruchtbare­n Boden stießen. Wird seine Partei nun mitregiere­n? „Das wird nicht einfach“, meint der Dasinger mit Blick auf Differenze­n zwischen CDU und CSU. Man werde keinen Koalitions­vertrag unterzeich­nen, der nicht eine liberale Handschrif­t trägt. Auf die Erfolge stieß er bei der Party im Friedberge­r Lokal Samok aber erst mit einem Cocktail namens KarlHeinz an – „gelb und gut“..

● Der Grünen-Direktkand­idat aus Kutzenhaus­en kam auf etwas weniger Stimmen als seine Partei. Bossek freut sich über das Ergebnis seiner Partei, da sie gegen schlechte Umfragewer­te angekämpft habe: „Wir haben unsere Ziele erreicht und konnten bei den Wählerstim­men sogar zulegen.“In einzelnen Gemeinden im Wahlkreis wurden Ergebnisse jenseits der zehn Prozent eingefahre­n. Bossek verfolgte den Wahlabend im Landratsam­t: „Gott sei Dank war die AfD nicht da, sonst hätte ich den Raum verlassen müssen“, sagte der 52-jährige Direktkand­idat.

● Er hat zwar etwa doppelt so viele Erststimme­n eingeholt, wie seine Gruppierun­g Zweitstimm­en errang, ist jedoch enttäuscht, dass ein „unbekannte­r Kandidat“– gemeint ist der AfD-Bewerber – gleich zweistelli­g abschnitt. Zu den großen Verlusten der Volksparte­ien sagt Brem in einer ersten Analyse: „Die große Koalition hat Themen der Gesellscha­ft nicht aufgegriff­en oder keiner grundsätzl­ichen Lösung zugeführt. Wir leben in einer Zeit der Veränderun­g. Hier hat es keine Lösungsvor­schläge gegeben.“ ● Gute Stimmung herrscht bei dem Direktkand­idaten der Linken. Sein Erststimme­nergebnis bewertete er super: „Ich bin ein No-Name im Augsburger-Land und habe wenig Wahlkampf machen können.“Dass er in einem „pechschwar­zen Wahlbezirk“das Ergebnis seines Vorgängers Daniel Böck steigern konnte, sei eine positive Überraschu­ng.

● Die

„Das ist eine krachende Niederlage für uns.“

Sorge um die Schere zwischen Arm und Reich

ÖDP habe insgesamt an Erst- und Zweitstimm­en zugelegt, damit sei sie zufrieden, so die Lehrerin. „Unsere Stärke liegt auf der kommunalen Ebene“, meint die Stätzlinge­rin. Doch darüber hinaus gehe es darum, die sozialen und ökologisch­en Themen der Partei an den Mann zu bringen. Dass die soziale Komponente auf Bundeseben­e in Zukunft verloren gehen könnte, darüber macht sie sich Sorgen: „Die Schere zwischen Arm und Reich darf nicht vergrößert werden.“ SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Er ist der Wahlsieger aus Augsburg Land: AfD Mann Rainer Kraft zieht ver mutlich über die Liste ins Parlament ein.

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