Partyhits und Geselligkeit im Zelt
Ein abwechslungsreiches Programm sowie Änderungen bei den Fahrgeschäften locken Tausende auf den Festplatz im Herzen der Stadt. Warum der Bürgermeister vier Schläge für das erste Fass benötigt
Wenn der Holzmichl wieder gesucht wird und auch die anderen Lieder der Bands aus Zeiten stammen, in denen viele Zuhörer noch nicht geboren waren, dann ist wieder Festzeltzeit. Nicht, dass die Stücke langweilig wären, es sind einfach Dauerbrenner auf den Volksfesten. Dies war auch am Tag der Jugend in Schwabmünchen zu spüren. Anfangs gab sich das Publikum etwas zäh im vorderen Drittel des Festzeltes, das hauptsächlich von jungen Menschen besiedelt war. Dann hob das Partyvolk ab, die Band Alpen-Mafia und die Gäste ließen die Puppen tanzen.
„Seit 15 Jahren komme ich hierher, das ist halt Kult“, bestätigte Martin Schreiegg aus Scherstetten die besondere Anziehungskraft des Schwabmünchner Festzeltes beim Michaelimarkt. Der 31-jährige Landmaschinenschlosser vermisst ein wenig die Abende mit der Kultband Dolce Vita. „Die haben mir so richtig getaugt“, blickt er zurück.
Ebenfalls eine Veränderung bemerkte eine Schwabmünchnerin beim Schlendern über den Festplatz. „Wo ist die große Losbude, die immer vor dem Museum stand? Die kenne ich noch seit meiner Kindheit“, seufzt sie mit spürbarer Enttäuschung. Siegfried Springer, der mit seinem Sohn Stefan die verbleibende Losbude auf dem Festplatz betreibt, konnte aufklären. „Die fehlende Losbude wurde von meinem Vater betrieben. Wir haben uns im letzten Jahr dazu entschlossen, auf einen Betrieb zu reduzieren“, erklärte der Vollblutschausteller. Auch die Rahmenbedingungen, insbesondere die Bearbeitungszeiten der Sondergenehmigungen, die Schausteller häufig brauchen, habe sich vervielfacht. „Dauerte es früher, zum Teil nach telefonischer Rücksprache, einige Tage, so kann man jetzt schon mal sechs Wochen warten“, erläuterte er.
Während dessen bieten junge auf der Schiffschaukel eine Show der besonderen Art. Einer nach dem anderen vollführt den Überschlag unter staunenden Blicken der Festplatzbesucher. Auch diese Präsentation der Stärke gehört mit zum Volksfest.
„Den Musikexpress auf dem Festplatz haben wir dieses Jahr ausgewählt, weil die Nachfrage nach einem ähnlichen Karussell wie dem lieb gewonnenen Schnee-Express der früheren Jahre doch sehr hoch war“, erläutert Marktleiterin Franziska Müller die Auswahl des Fahrgeschäftes auf ihrem Rundgang.
Mit vier Schlägen beim traditionellen Bieranstich eröffnete Bürgermeister Lorenz Müller offiziell am Freitagabend das bunte Treiben. „Das war schlecht, ich bin schon frustriert“, sagte er nach dem Anstich. Er sei es gewohnt, maximal zwei Schläge zu benötigen. „Das war bestimmt das Holzfass“, kommentierte er auf der Suche nach der Ursache seines Scheiterns. Die Anwesenheit seiner königlichen Hoheit Prinz Luitpold von Bayern sowie den direkten Mitbewerbern um den Sitz im Bundestag für den Landkreis, Hansjörg Durz (CSU) und Herbert Woerlein (SPD), waren womöglich der Nervosität ebenso zuträglich.
Den Mitarbeitern der Betriebe und Behörden war dieser Umstand bei deren Abend nicht so wichtig. Auch örtliche Gastwirte wie Hasan Üstün vom Schützenheim und Germar Thiele von Germar’s Best Burger and Pizza zeigten sich von dem kleinen Missgeschick unbeeindruckt und genossen einfach die Volksfeststimmung, die zu jedem Michaelimarkt dazugehört.
Auf überdimensionalen Tabletts stemmen die Bedienungen Hendl durch die Reihen, meterlange Brotzeitbretter landen auf den Tischen der Gäste, literweise wird das Bier den feiernden Firmenangehörigen im voll besetzten Zelt serviert. Mit „Kuschelpolka“und dem „Schornsteinfeger von Eger“kommt die Musik aus Böhmen, gekonnt aufgeBurschen spielt von der Blaskapelle Alpengruß.
Die Einladung der Mercuries mit „Rock mi heut’ Nacht“schlugen die weit über 2000 Partygänger am Samstag natürlich nicht aus. Das Festzelt platzte bei all den zu bekannten Schlagern und Rocksongs feiernden Menschen aus allen Nähten. Diejenigen, die drinnen keinen Platz fanden, feierten einfach draußen mit. Der erste Höhepunkt der Festtage war erreicht. Leider gab es auch Unschönes: Leere Bier- und Schnapsflaschen, die wohl zum „Vorglühen“geleert wurden, standen am Bordstein oder rollten über die Holzheystraße. Auch Platzverweise mussten ausgesprochen werden. Von all dem bekam das Publikum im Feierrausch des Michaelijahrmarktes nicht viel mit und freute sich auf die nächste Halbzeit. Bis Dienstagabend geht es weiter.
IViele Bilder vom Michaelimarkt unter schwabmuenchner allgemeine.de