„Es dürfen keine Fahrgäste zurückgelassen werden“
Franziska Benz ist eine Fachfrau des AVV beim Thema Buslinien und dem Einsatz des Rufbusses. Im Gräbinger Gemeinderat spricht sie über eine ungewöhnliche Frage
Leichtes Erstaunen machte sich bei den Gemeinderäten breit, als Franziska Benz vom Augsburger Verkehrsverbund (AVV) feststellte: „Es liegt im Ermessen des Gemeinderates, welche Haltestellen in der Kommune gewünscht sind.“Benz, im AVV zuständig für Steuerung und Planung von Busverbindungen, kam der Bitte des Gremiums nach, offene Fragen bezüglich des Nahverkehrs zu erläutern. Der Wunsch, die zentrale Haltestelle „Gemeindekanzlei“aufzulösen sei ungewöhnlich, sagte sie.
Die Gemeinden seien immer interessiert daran, eine Zustiegsmöglichkeit an zentraler Stelle zu haben. Die Diskussion im Rat hinsichtlich der Auflösung entstand in der vorherigen Sitzung bei den Planungen für den Umbau des Rathausplatzes. „Wir schauen, dass zwischen Haltestellen ein Kilometer Luftlinie liegt“, sagte sie. Bei einer Verlegung der Haltestelle „Gasthaus Krone“weiter südlich und der bestehenden Haltestelle „Schule“sei dies gegeben, ergänzte sie. Bürgermeister Andreas Scharf resümierte. „Der Ausbau der Lechfelder Straße startet frühestens 2019. Wir werden die Aussage aufnehmen und in das Verkehrskonzept Lechfeld, das derzeit in den Lechfeldgemeinden geplant wird, mit aufnehmen.“Der Verlegung der Haltestelle „Gasthaus Krone“in die Lechfelder Straße widersprach Benz mit Bezug auf unterschiedliche Streckenführung der anfahrenden Buslinien Richtung Süden.
Ebenfalls Klärungsbedarf bestand bei den Gemeinderäten hinsichtlich der Gestaltung des Rufbusses. „Beim Projekt Rufbus Lechfeld, das sich noch in der Probephase befindet, mussten Grenzen gezogen werden. Deshalb wurden die Nebenverkehrszeiten außerhalb des Schulund Pendlerverkehrs gewählt“, stellte sie klar. Mit einem achtsitzigen Bus wäre zu anderen Zeiten der Transport nicht aufrechtzuhalten gewesen. Es gäbe nichts Schlimmeres, wenn ein Bus käme und Fahrgäste nicht transportiert werden könnten, ergänzte sie. Ebenso sollte keine eigene Konkurrenz zum Regelverkehr geschaffen werden. Unter Betrachtung des Kostenfaktors habe man sich in Abstimmung mit dem Landkreis Augsburg, der mit 60 Prozent den größten Anteil des Projekts trägt, auf einen Einsatz von Montag bis Freitag geeinigt, erläuterte die Planerin. „Wenn die Kosten getragen werden, spricht aus unserer Sicht nichts gegen einen Einsatz des Rufbusses an Samstagen“, sagte Benz.
Der Einsatz der Kleinbusse an Wochenenden und Abenden hätten ihrer Meinung nach die Aussagen in der Erprobungsphase verwischen können. Auch deshalb haben sich alle Beteiligten auf das derzeitige Einsatzraster geeinigt. Die bisher aufgetretenen Mängel seien bekannt und würden zur Gesamtbewertung der Probephase erfasst werden. Rüdiger Landto (CSU) brachte die Meinung vieler Bürger auf den Punkt: „Stimmen aus der Bevölkerung sagen, dass der Rufbus nichts bringt. Wenn ich ihn brauche, fährt er nicht.“Bürgermeister Scharf blickte noch einmal in die Vergangenheit: „Der Rufbus stellte ursprünglich ein zusätzliches Seniorenangebot dar. Der Landkreis als größter Partner werde das Projekt Rufbus Lechfeld mit anderen Projekten vergleichen.“
Diese Aussage reichte Landto nicht: „Die vielen Stimmen zum Rufbus zeigen, wie interessiert die Bürger am öffentlichen Nahverkehr und dem Rufbus sind.“Scharf sagte zu, die gesamte Thematik bei der nächsten Besprechung der beteiligten Gemeinden und dem AVV im November erneut anzusprechen. „Vielleicht ist es auch die Flexibilität, die Unsicherheit schafft. Möglicherweise wollen die Bürger eher feststehende Fahrzeiten“, brachte Scharf eine neue Sichtweise zu den abnehmenden Fahrgastzahlen an und plädierte indirekt für eine intensivere Betrachtung des Linienverkehrs.
„Beim Projekt Rufbus Lechfeld, das sich noch in der Probephase befindet, mussten Grenzen gezogen werden. Deshalb wurden die Nebenverkehrszeiten außerhalb des Schul und Pendlerverkehrs gewählt.“Franziska Benz