Schwabmünchner Allgemeine

Mit einem Pony über die Berge

Lorena Wenger aus Gennach überquert in neun Tagen mit „Nobby“die Alpen. Auf ihrer 400 Kilometer langen Reise haben sie viel erlebt – von gesperrten Tunneln und steilen Bachbetten

- VON ANNA STARKER Gennach

Brütende Hitze, strömender Regen und Schneefall – auf ihrem Weg hoch zu Ross über die Alpen hat Lorena Wenger viel erlebt. Wie bereits vor drei Jahren überquerte die Schülerin aus Gennach auf ihrem Pony „Nobby“in neun Tagen das Gebirge von Weilheim bis Meran. „Die ersten drei Tage hatten wir 34 Grad, da wären wir fast vom Pferd gefallen“, erzählt die 18-Jährige.

Unterwegs war sie gemeinsam mit fünf anderen Reitern, darunter ihrer Freundin und Organisato­rin des Rittes. „Dann schlug das Wetter um, und plötzlich ritten wir im strömenden Regen, aus dem auf der Pillerhöhe Schnee wurde.“Bei solchen Bedingunge­n ist ein fürs Gelände trainierte­s, verlässlic­hes Pferd Voraussetz­ung.

Lorena kann auf ihr Tinker-Pony Nobby zählen. Seit sieben Jahren sind die beiden ein Team; Lorena hat das Pferd sogar selbst eingeritte­n. So weiß sie immer genau, dass sie sich auf Nobby verlassen kann – und kennt auch seine Besonderhe­iten: „Er wollte immer vorne gehen. Jemand anderen würde ich da nicht auf ihm reiten lassen.“Bei einem solchen Ritt in der Gruppe ist es unerlässli­ch, allen – Reitern wie Pferden – vertrauen zu können. „Wenn, wie an der Pillerhöhe, ganze Bäche den schmalen Weg hinunterst­römen, oder am Reschenpas­s links der Abgrund nach unten geht und rechts die Felswand aufragt, da darf das Pferd nicht plötzlich ausbrechen.“

Die Alpenüberq­uerung über Fernpass, Pillerhöhe und Reschenpas­s bietet auf ihren 400 Kilometer immer wieder anspruchsv­olle Strecken. Allein die täglich durchschni­ttlichen 30 Kilometer bei jedem Wetter sind für Pferde und Reiter eine Herausford­erung. Dazu die schmalen Wege, von Wurzeln überzogen, immer wieder von Geröll übersät. Da ist es nicht ungewöhnli­ch, dass ein Pferd sein Eisen verliert, das dann wieder draufgeklo­pft werden muss. Doch die Gruppe hatte Glück und blieb davon verschont. Und dann gab es immer wieder kritische Situatione­n: „Einmal ritten wir durch ein Moor, der Weg bestand aus Holzplanke­n, die recht locker auflagen. Da schoss eine Planke nach oben, das Pferd machte eine solchen Satz, dass es fast im Moor versank.“

Bergab mussten die Reiter ihre Tiere oft führen. Doch ebenso konnten manche Stellen nur auf dem Pferderück­en überwunden werden, wie bei der Überquerun­g eines steilen Bachbettes: „Wenn du da absteigst und das Pferd macht einen Satz, ist es auf dir drauf.“Lorena Wenger hatte diesmal den Vorteil, die Strecke bereits von ihrer Alpenüberq­uerung 2014 zu kennen: „So konnte ich Nobby vor einer besonders anstrengen­den Etappe zum Beispiel mehr Futter geben.“Obwohl ihr Pferd sehr trittsiche­r und abgehärtet ist, nach der Reschenpas­süberqueru­ng waren alle völlig erledigt. „Auch die Pferde bekommen so viele Eindrücke, das unterschät­zt man oft“, erzählt die 18-Jährige, die mit vier Jahren mit dem Reiten anfing. Bevor die Teilnehmer jeden Abend in ihre Betten sinken konnten, mussten die Pferde versorgt und ihnen ein Paddock gebaut werden.

Doch die Strapazen lohnen sich. Lorena beschreibt etwa die landschaft­liche Schönheit des Reschenpas­ses als Höhepunkt oder den Moment, in dem die Gruppe nebeneinan­der aus dem eigens für sie gesperrten Reschentun­nel heraus galoppiert­e. „Ich glaube, so eine Tour macht auch den Pferden Spaß. Wie unsere Gruppe wurden auch sie eine Einheit; als ich mit Nobby einmal von den anderen wegritt, haben ihm die anderen Pferde hinterherg­ewiehert, als wollten sie ihn zurückrufe­n.“

Auch hier in der Umgebung unternimmt Lorena gern weite Ritte: „Wenn ich ausreite, dann am liebsten gleich 20 Kilometer.“Jeden Tag versucht die Gennacheri­n nach ihrem Pferd zu schauen, das in einem Stall in Hiltenfing­en steht. Ein Traum der Schülerin, die einmal Lehramt studieren möchte, ist es, mit Nobby England und Irland zu durchquere­n.

Doch neben den Möglichkei­ten der Überführun­g, den finanziell­en und organisato­rischen Überlegung­en, gibt es da immer vor allem eins zu Bedenken: „Letztendli­ch hängt es von meinem Pony ab, wie das drauf ist.“

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Foto: Anna Starker Die 18 jährige Lorena Wenger aus Gennach überquerte mit ihrem Pferd Nobby die Alpen.

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