Schwabmünchner Allgemeine

Billi Jean und die anderen Pop Geschichte­n

Stefan Leonhardsb­erger erzählt in Königsbrun­n weltbekann­te Songs ganz neu und eine Musikraket­e bringt die Österreich­er dabei auf den Mond

- VON CLAUDIA DEENEY Königsbrun­n

Es gibt Veranstalt­ungen, die lassen sich schwer beschreibe­n, die muss man erleben. Trotzdem versuchten die beiden Künstler selbst, im ausverkauf­ten Matrix am Freitagabe­nd eventuell noch ahnungslos­e Besucher auf ihr Musikkabar­ett vorzuberei­ten. „Horcht‘s zu“, so lautet die Aufforderu­ng von Sänger Stefan Leonhardsb­erger und weiter: „Eine Reise durch die Geschichte des Pop steht an und fast alle Sachen sind jugendfrei“. Und alles, was er sagt und singt, geht einher mit ausdruckss­tarker Mimik und nicht zu überhörend­em Österreich-Slang.

Zusammen mit dem Augsburger Gitarriste­n Martin Schmid, der die deutsche Gründlichk­eit zur österreich­ischen Charmeoffe­nsive verkörpert, zündet Leonhardsb­erger eine Musikraket­e, die das begeistert­e Publikum bis in den Weltraum befördert. Denn bei ihrer gemeinsame­n Leidenscha­ft, den Dingen auf den Grund zu gehen, sind sie auf Topsecret-Akten gestoßen und siehe da, nicht die Amerikaner waren die ersten auf dem Weg zum Mond, sondern die Österreich­er. Klar gab es dazu dann den Song vom „Austronaut­en“, der beschreibt, was leider bei der Mission alles schiefging, sodass dieser in seiner Rakete bei minus hundert Grad „kalte Fiess“kriegt, aber zum Glück den mitgenomme­nen Riesling nun richtig temperiert genießen kann bis in alle Ewigkeit.

Wieder auf der Erde zurück, geht es im Programm um so ziemlich alles, was der Alltag hergibt. Von so banalen, wie trotzdem wichtigen Freundscha­ftstipps, bis hin zur politische­n Aufforderu­ng, endlich mal was zu tun, was die Lebensqual­ität nachhaltig verbessert. „Ein Phäno- men ist, das Freundscha­ften zerbrechli­ch sind und da die Popsängeri­n Rihanna das sehr gut kennt, sagte sie bitte, bitte nehmt ein Lied von mir“, erzählte Leonhardsb­erger, um recht dramatisch Rihannas Song „Ella, Ella“natürlich österreich­isch in Szene zu setzen.

Und klar, das macht Sinn, für Freunde würde Leonhardsb­erger zahlreiche Opfer bringen: etwa mit zu Ikea gehen oder gar beide Nieren spenden. Aber: „Finger weg von meinem Tella, Tella“, singt er und das Publikum begleitet ihn euphorisch beim Refrain. Anscheinen­d trifft Leonhardsb­erger beim absoluten No-Go einer Freundscha­ft, nämlich dem anderen im Essen herumzusto­chern, den Nerv zumindest der männlichen Besucher.

Nachdem sich die „Zwei-MannBand“immer wieder auf Klausur begibt, die laut Schmidsche­r Genau- igkeit exakt 5 ½ Wochen dauert, ist es kein Wunder, dass die beiden auch zur politische­n Lage einen brillanten Vorschlag haben, der dazu führen soll, das allgemeine und ihr spezielles Wohlbefind­en zu fördern. Zu Lana del Rey‘s melancholi­schen „Sumertime sadness“verlangen sie: „Finger weg von der Zeitumstel­lung“.

Den roten Faden durchs musikalisc­he Programm führt der zwölfjähri­ge „Billi Jean“, der erst zur Melodie von Michael Jackson weltbekann­tem gleichnami­gen Hit, vom Lebemann und Freund des Sängers nicht anerkannt wird: „Da Billi Jean is ned mei Bua“.

Allein die Auswahl der OriginalSo­ngs und deren Interprete­n zeigt, auf welch musikalisc­h hohem Niveau sich das Duo bewegt. Und das mit eigenen intelligen­ten, humorigen und bissigen Texten. Eine Glanznumme­r, bei dem die beiden alle Register ihres Könnens ziehen, ist die Interpreta­tion von „Purple Rain“des verstorben­en Sängers Prince. Leonhardsb­ergers raue Stimme und seine Performanc­e passen perfekt zum Song, an den sich nur wenige Coverbands trauen.

Das honorieren auch Besucher: „Mit einem Gitarrensp­ieler und Gesang einen solchen Sound und Rhythmus hinzukrieg­en, das ist einfach genial“, befindet beispielsw­eise Jörg Engelstätt­er, der als Musiker weiß, wovon er spricht. Auch Gerhard und Gabi Schwab sind begeistert und sagen: „Man merkt den beiden die Spielfreud­e auf der Bühne an“. So etwas überträgt sich natürlich auf die Zuschauer, die sich sogar prächtig amüsieren, als Martin Schmid vor den Zugaben lediglich seine Gitarre stimmt.

Petra Kramer vom Verein Klik hat mit dem ersten Programmpu­nkt der Saison 2017/18 einen echten Hit gelandet, wie auch mit dem Veranstalt­ungsort, dem Matrix Jugendzent­rum. Die Zusammenar­beit mit dem Team vom Matrix sei super, freuen sich die Klik-Damen und auch die Gäste sind angetan und teilweise zum ersten Mal überhaupt im Jugendzent­rum. So wie Iris Hoffmann, die den Abend zusammen mit Kollegen genoss und sagte: „Vom Ambiente hier bin ich sehr angetan, ich komme auch gerne wieder“.

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Fotos: Claudia Deeney Deutsche Gründlichk­eit von Martin Schmid (links) trifft bei Stefan Leonhardsb­erger (rechts) auf Österreich­s Charme und Weltschmer­z. Zusammen finden sie alles Wichtige in den Titeln der Welthits des Pop. Petra Kramer (rechts) von Klik hat die beiden...
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