Billi Jean und die anderen Pop Geschichten
Stefan Leonhardsberger erzählt in Königsbrunn weltbekannte Songs ganz neu und eine Musikrakete bringt die Österreicher dabei auf den Mond
Es gibt Veranstaltungen, die lassen sich schwer beschreiben, die muss man erleben. Trotzdem versuchten die beiden Künstler selbst, im ausverkauften Matrix am Freitagabend eventuell noch ahnungslose Besucher auf ihr Musikkabarett vorzubereiten. „Horcht‘s zu“, so lautet die Aufforderung von Sänger Stefan Leonhardsberger und weiter: „Eine Reise durch die Geschichte des Pop steht an und fast alle Sachen sind jugendfrei“. Und alles, was er sagt und singt, geht einher mit ausdrucksstarker Mimik und nicht zu überhörendem Österreich-Slang.
Zusammen mit dem Augsburger Gitarristen Martin Schmid, der die deutsche Gründlichkeit zur österreichischen Charmeoffensive verkörpert, zündet Leonhardsberger eine Musikrakete, die das begeisterte Publikum bis in den Weltraum befördert. Denn bei ihrer gemeinsamen Leidenschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen, sind sie auf Topsecret-Akten gestoßen und siehe da, nicht die Amerikaner waren die ersten auf dem Weg zum Mond, sondern die Österreicher. Klar gab es dazu dann den Song vom „Austronauten“, der beschreibt, was leider bei der Mission alles schiefging, sodass dieser in seiner Rakete bei minus hundert Grad „kalte Fiess“kriegt, aber zum Glück den mitgenommenen Riesling nun richtig temperiert genießen kann bis in alle Ewigkeit.
Wieder auf der Erde zurück, geht es im Programm um so ziemlich alles, was der Alltag hergibt. Von so banalen, wie trotzdem wichtigen Freundschaftstipps, bis hin zur politischen Aufforderung, endlich mal was zu tun, was die Lebensqualität nachhaltig verbessert. „Ein Phäno- men ist, das Freundschaften zerbrechlich sind und da die Popsängerin Rihanna das sehr gut kennt, sagte sie bitte, bitte nehmt ein Lied von mir“, erzählte Leonhardsberger, um recht dramatisch Rihannas Song „Ella, Ella“natürlich österreichisch in Szene zu setzen.
Und klar, das macht Sinn, für Freunde würde Leonhardsberger zahlreiche Opfer bringen: etwa mit zu Ikea gehen oder gar beide Nieren spenden. Aber: „Finger weg von meinem Tella, Tella“, singt er und das Publikum begleitet ihn euphorisch beim Refrain. Anscheinend trifft Leonhardsberger beim absoluten No-Go einer Freundschaft, nämlich dem anderen im Essen herumzustochern, den Nerv zumindest der männlichen Besucher.
Nachdem sich die „Zwei-MannBand“immer wieder auf Klausur begibt, die laut Schmidscher Genau- igkeit exakt 5 ½ Wochen dauert, ist es kein Wunder, dass die beiden auch zur politischen Lage einen brillanten Vorschlag haben, der dazu führen soll, das allgemeine und ihr spezielles Wohlbefinden zu fördern. Zu Lana del Rey‘s melancholischen „Sumertime sadness“verlangen sie: „Finger weg von der Zeitumstellung“.
Den roten Faden durchs musikalische Programm führt der zwölfjährige „Billi Jean“, der erst zur Melodie von Michael Jackson weltbekanntem gleichnamigen Hit, vom Lebemann und Freund des Sängers nicht anerkannt wird: „Da Billi Jean is ned mei Bua“.
Allein die Auswahl der OriginalSongs und deren Interpreten zeigt, auf welch musikalisch hohem Niveau sich das Duo bewegt. Und das mit eigenen intelligenten, humorigen und bissigen Texten. Eine Glanznummer, bei dem die beiden alle Register ihres Könnens ziehen, ist die Interpretation von „Purple Rain“des verstorbenen Sängers Prince. Leonhardsbergers raue Stimme und seine Performance passen perfekt zum Song, an den sich nur wenige Coverbands trauen.
Das honorieren auch Besucher: „Mit einem Gitarrenspieler und Gesang einen solchen Sound und Rhythmus hinzukriegen, das ist einfach genial“, befindet beispielsweise Jörg Engelstätter, der als Musiker weiß, wovon er spricht. Auch Gerhard und Gabi Schwab sind begeistert und sagen: „Man merkt den beiden die Spielfreude auf der Bühne an“. So etwas überträgt sich natürlich auf die Zuschauer, die sich sogar prächtig amüsieren, als Martin Schmid vor den Zugaben lediglich seine Gitarre stimmt.
Petra Kramer vom Verein Klik hat mit dem ersten Programmpunkt der Saison 2017/18 einen echten Hit gelandet, wie auch mit dem Veranstaltungsort, dem Matrix Jugendzentrum. Die Zusammenarbeit mit dem Team vom Matrix sei super, freuen sich die Klik-Damen und auch die Gäste sind angetan und teilweise zum ersten Mal überhaupt im Jugendzentrum. So wie Iris Hoffmann, die den Abend zusammen mit Kollegen genoss und sagte: „Vom Ambiente hier bin ich sehr angetan, ich komme auch gerne wieder“.