Zum Weltstar mit coolen Frauen
Alex Katz und Guido Weggenmann – Pop-Art aus New York und Kempten in der Galerie Noah
Mit „pretty girls“könne man nichts verkehrt machen, sagte Alex Katz einmal, schon gar nicht als Maler, denn hübsche Mädchen wolle das Publikum immer sehen. Recht hatte er, der New Yorker Künstler, der heuer 90 Jahre alt geworden ist. Seit fast 60 Jahren werden seine Porträts gut aussehender junger Damen in der Kunstwelt geschätzt als Ikonen der Pop-Art.
Die Galerie Noah, die derzeit fast zwei Dutzend Arbeiten von Alex Katz präsentiert, macht deswegen auch nichts verkehrt, wenn sie ihn in den Kontext seiner noch bekannteren Kollegen Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Donald Sultan und Roy Lichtenstein stellt, von denen einige Multiples zu sehen sind. PopArt, das meint bei ihnen wie bei Katz eine Darstellung, die das Knallige, Vordergründige, den Hochglanz zelebriert, auch vor Kitsch nicht zurückschreckt, die eine bunte, aber auch kalte Welt zeigt.
So verzichten die Porträts von Alex Katz auf jegliche Psychologie, da wird nichts Persönliches und Individuelles nachgezeichnet. Die Frauen – mit hellem und dunklem Haar, im kleinen Schwarzen oder unterm Regenschirm – sind allesamt unheimlich cool, mit hellen, starren Augen und großen roten Mündern, eher Cover Girls als Persönlichkeiten. Auch Katz’ Landschaften und Stillleben – ein rotes Haus im Wald, Blätter an einem Baum, Wiesenblumen und Fleißige Lieschen – sind alles andere als naturalistisch, wirken naiv und wie aus Buntpapier ausgeschnitten. Das entspricht der New Yorker Kunstdiskussion der 1950er Jahre, als Willem de Kooning, Andy Warhol, Chuck Close (der in seiner hyperrealistischen Art den Kollegen Alex Katz mal porträtierte) und eben Katz darüber debattierten, wie man von der künstlerischen Impression und der figurfreien Abstraktion wegkommen und die Figur auf einen neu abstrahierten Weg führen könne. Bei Warhol sind Fotoserien (Marilyn und andere) daraus entstanden, bei Katz gemalte Porträts.
Sie sind, in Öl oder als Pigmentdruck, zuallermeist von ihrem Kontext befreit. Es gibt keinen Hintergrund, keine Lichtwirkung, sie wirken damit wie ausgeschnitten. Wo das noch nicht ausreicht, hat Katz wirklich alles um die Porträts herum weggeschnitten. Diese „cutouts“wurden ein Markenzeichen von ihm; in der Ausstellung sind zwei davon, eine Kuh und ein Hund, zu sehen.
Von der amerikanischen Pop-Art der Nachkriegszeit schlägt NoahGaleristin Wilma Sedelmaier den Bogen zu einer Art „bayerischer Pop-Art“der Gegenwart. Der 1980 geborene Künstler Guido Weggenmann aus Kempten ist mit über einem Dutzend Collagen in der Schau vertreten – und die sind wirklich lustig. Weggenmann, der bei Olaf Metzel in München studiert hat, ist auch als Bildhauer ein skurriler Typ, der gern Material aus der Eisenwarenhandlung oder dem Baumarkt zu raumgreifenden NonsensMaschinen verbaut – KronleuchterQualle, Fisch-Kreisverkehr und Ähnliches. Seine zweidimensionalen Arbeiten stehen den Objekten an Skurrilität nicht nach. Auch sie basieren auf dem Ausschneiden. Aus knallbunten PVC-Folien schnippelt Weggenmann Stehlampen, WasserHydranten, Pilze oder die Porträts von Pudel und Katze, aber er stellt auch Zustände („Hier nicht!“) oder Strukturen („In Reih’ und Glied“) dar. Man muss diese Bilder erst ein wenig enträtseln und darf dann grinsen. Macht Spaß!