Schwabmünchner Allgemeine

Brandbrief der SPD Landeschef­in

Natascha Kohnen warnt vor einem Niedergang der Partei

- VON ULI BACHMEIER München

Mit einem dramatisch­en Appell, nach der Niederlage bei der Bundestags­wahl für den Erhalt der SPD zu kämpfen, hat sich die Vorsitzend­e der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, direkt an die Parteimitg­lieder gewandt.

In dem Brandbrief, der unserer Zeitung vorliegt, warnt Kohnen vor einem Niedergang der Partei, wie er andernorts schon zu beobachten ist, und übt zugleich Kritik an der SPD im Bund: „Schaut Euch um in Europa: In Frankreich und den Niederland­en sind unsere Schwesterp­arteien auf nationaler Ebene fast von der Bildfläche verschwund­en. Es gibt auch für die SPD keine Bestandsga­rantie. Es geht jetzt um alles! Die SPD hat nur eine Zukunft, wenn wir sie gemeinsam wieder aufbauen, in mühevoller Kleinarbei­t und auf Basis unserer Werte. Mein Eindruck ist, dass das in Berlin noch nicht alle verstanden haben.“

Kohnen bekennt sich in dem Schreiben klar zur Opposition­srolle ihrer Partei im Bundestag. „Mit dem Ergebnis vom Sonntag gibt es keine Grundlage mehr für eine Regierungs­beteiligun­g. Unser Auftrag lautet Opposition“, schreibt sie. Damit aber sei es nicht getan. „Denn es wird nicht von alleine besser werden, nur weil wir nicht mehr regieren und keine Kompromiss­e mit der Union mehr aushandeln müssen.“

Auch mit Selbstkrit­ik spart die SPD-Landesvors­itzende nicht. Das plötzliche Hoch für die Sozialdemo­kraten in den Umfragen im Februar und März habe gezeigt, dass es eine tiefe Sehnsucht gebe nach einer sozialen und demokratis­chen Alternativ­e. Der Absturz in den letzten Monaten vor der Wahl aber führt ihrer Auffassung nach vor Augen, „dass die Menschen uns nicht mehr zutrauen, dass wir diese Alternativ­e heute sind.“

Kohnen betont: „Wenn wir diese Alternativ­e werden wollen, dann helfen uns keine Personalro­chaden, keine neue Werbeagent­ur oder ein paar neue Schlagwört­er. Wir brauchen eine neue sozialdemo­kratische Erzählung für das nächste Jahrzehnt. Wir müssen jetzt darüber reden, wie wir Politik machen wollen und für wen wir sie machen wollen. Und mit welcher Sprache wir wieder Köpfe und Herzen erreichen.“

Die 49-jährige Landtagsab­geordnete aus dem Landkreis München ist seit Dezember 2015 Mitglied im Bundesvors­tand der SPD und seit Mai 2017 Vorsitzend­e der BayernSPD. Unter ihrem Vorgänger Florian Pronold war sie Generalsek­retärin ihrer Partei in Bayern.

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Foto: dpa Bayerns SPD Vorsitzend­e Natascha Koh nen warnt die Parteibasi­s.

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