„Die Menschen spüren, dass hier etwas ist“
Die Grotte des beliebten Wallfahrtsortes Maria Vesperbild ist auch ein Ort der Stille / Serie (51)
An manchen Tagen sind in Maria Vesperbild Tausende von Menschen. Vor allem dann, wenn wieder eine der großen Lichterprozessionen stattfindet. Aber die Grotte des bekannten Wallfahrtsortes im südöstlichen Kreis Günzburg ist auch ein Ort der Stille und der Nachdenklichkeit.
Häufig suchen ihn Menschen bewusst ganz allein auf. Es sind oft Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Die aber gleichermaßen Hoffnung haben, diesen Schatten irgendwann hinter sich zu lassen. „Die Menschen, auch die Glaubenslosesten, spüren, dass hier etwas ist“, erklärt der Maria Vesperbilder Wallfahrtsdirektor Wilhelm Imkamp.
All die Menschen, die den Weg in die Grotte finden, scheint ein einziges Wort zu verbinden: „Danke“. In der Grotte hängen zahllose Tafeln, auf denen dieses Wort in großen Buchstaben steht. Oft zu finden ist auch der Satz „Maria hat geholfen“, immer wieder gibt es hier auch Zeichnungen von Kindern. Wiederholt berichten Menschen dem Wallfahrtsdirektor, dass sie Hilfe durch die Gottesmutter erfahren hätten. „Wir gehen damit aber sehr diskret um, wir sind kein Mirakelbetrieb“, betont er.
In der Region Augsburg gibt es viele Lourdesgrotten, die Grotte von Maria Vesperbild hingegen ist eine Fátima-Grotte. Imkamps Vorgänger an der Spitze des Wallfahrtsortes, der Benefiziat Jakob Ruf, war ein großer Verehrer der Geschehnisse 1917 in Fátima in Portugal. Berichtet wird, dass dort am 13. Mai 1917 die Gottesmutter drei Hirtenkindern erschienen ist.
So wird unweit der Wallfahrtskirche an einer Stelle, an der sich lange eine Sandgrube befand, in den 1950er-Jahren eine Fátima-Grotte eingerichtet. Das „Herz“der Grotte ist eine Mariendarstellung, die der Langenneufnacher Künstler Ludwig Schuster (1913 – 1997) im Jahre 1957 geschnitzt hat. Von „Leuten, die sich für hochgeistig und intellektuell halten“, sei, so Wilhelm Imkamp, wiederholt der Vorwurf zu hören gewesen, die Mariendarstellung sei „Kitsch“. Der Wallfahrtsdirektor weist dies entschieden zurück. Im Gegenteil: Die Figur sei sogar schöner als die offizielle Darstellung in Fátima. Auch das mache die Grotte von Maria Vesperbild zu einem besonderen Ort.
Im Juli 2017 haben sich die Ereignisse von Fátima zum 100. Mal gejährt. So mancher sucht auch aus diesem Grund die Vesperbilder Grotte auf. Vor allem zur warmen Jahreszeit sind es immer wieder Radler und Wanderer, die hier Station machen und kurz innehalten. Und dann vielleicht auch spüren, dass „hier etwas ist“, wie es der Wallfahrtsdirektor umschreibt.
Die Geschichte des Wallfahrtsortes selbst reicht bis ins Jahr 1650 zurück. Jahr für Jahr kommen etwa 500000 Menschen nach Maria Vesperbild.