Schwabmünchner Allgemeine

Einmal Eltern, immer Eltern

- VON PITT SCHURIAN pit@augsburger allgemeine

Sein Kind zu behüten und aufzuziehe­n liegt in der Natur nahezu aller Lebewesen. Doch nicht nur im Tierreich kommt irgendwann der Tag, da will man den Nachwuchs einfach nur noch aus dem Nest schmeißen. Dazwischen liegen aufregende Jahre und Momente, die man nicht missen möchte. Und später kommen neue. Wenn das Kleinkinda­lter erst überstande­n ist, der Sprössling genug in der Erde gewühlt hat und sich in der Kita mit allen Kinderkran­kheiten genug Abwehrkräf­te fürs Großwerden geholt hat, kommen leichtere Jahre. Da folgen einem die Kleinen, die Familienau­sflüge werden weniger eine logistisch­e Herausford­erung, dafür umso mehr eine Erlebnisre­ise. Und vor allem müssen Eltern nicht mehr so viele Windeln und Breigläser schleppen. Dafür bringt einem das beste Kind aller Kinder schon mal ein Bier aus der Küche und steht einem beim Heimwerkel­n interessie­rt zur Seite. Da erlebt Papa eine ganz neue Form von Vaterstolz, und Mama hat eine halbe Stunde lang Ruhe. Später kommen die Jahre, da wissen die Kinder alles besser. Das zieht sich hin. Dann plötzlich erleben sie das Leben fern vom Rockzipfel der Eltern und merken: Das Leben ist kein Kindergart­en. Dann zählt das Elternhaus als Rückzugsor­t, und allen wird klar: Eltern bleibt man ein Leben lang. Man teilt Sorgen und mag mit dem Bemuttern nicht aufhören. So wechseln Höhen und Tiefen und das Kind wächst einem über den Kopf. Man hat es großgezoge­n; ob man es richtig erzogen hat, werden wir jedoch nie erfahren. Denn woran wollte man es messen? Einen Führersche­in für Eltern gibt es nicht.

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