Im Zweifel gilt: Finger weg!
Feuchtes und warmes Wetter im Wechsel bieten perfekte Bedingungen für Pilze. Doch unter den vielen Arten die Essbaren herauszufinden ist eine Kunst für sich. Bei Exkursionen in Straßberg bekommt man Tipps
Es ist relativ kühl und auch regnerisch an diesem Samstagvormittag. Aber Pilzsammler müssen gelände- und ebenso wetterfest sein. Trotz der leicht widrigen Umstände sind 27 Teilnehmer gekommen, um sich vom Pilzberater des Königsbrunner Pilzvereins, Günther Groß, im Wald bei Straßberg interessante Tipps zu holen. Gleich am Anfang zeigt sich, dass die Teilnehmerschar recht gemischt ist. Vom erfahrenen Sammler, über diejenigen, die sich schon ganz gut auskennen bis hin zu den absoluten Neulingen, ist jeder Wissensstand vertreten.
So gibt es auch gleich zu Anfang Erklärungen vom Fachmann: „Immer den gesamten Pilz zur Bestimmung mitbringen. Komplett aus dem Boden drehen, nicht abschneiden.“
Das ist der erste wichtige Ratschlag. Denn viele würden die Pilze einfach abschneiden. Dabei, so führt Günther Groß aus, sei es auch für den Experten wichtig, den ganzen Pilz zu sehen. Nur so wäre eine zweifelsfreie Bestimmung des Pilzes möglich. Es sei auch hilfreich, den Standort des Pilzes zu notieren. Denn dieser, in Verbindung mit dem umgebenden Baumbestand, gebe dem Kenner wichtige Hinweise, welchen Pilz man vor sich haben könnte. Bedenken, dass es für die Pilzbestände schädlich sein könnte, den ganzen Pilz aus dem Boden zu entfernen, können sofort zerstreut werden. „Das was aus der Erde ragt, ist nur der Fruchtkörper. Das Geflecht, der eigentliche Pilz, steckt im Boden. Das ist vergleichbar mit dem Apfel, der gepflückt wird. Das schadet dem Baum ja auch nicht“, erklärt Groß.
Danach geht es ab in den Wald. Die Gruppe teilt sich schnell in kleine Trupps auf, die zusammen nach den begehrten Pilzen Ausschau halten. Zwischendurch ertönt immer wieder die Trillerpfeife des Exkursionsleiters. Das ist das Zeichen zum Sammeln. Dann hat einer der Teilnehmer eine interessante Entdeckung gemacht, die sofort vor Ort besprochen wird. So wird zum Beispiel erklärt, dass es sich lohnen kann, nach bestimmten Baumbeständen zu suchen, weil dann oft ganz spezifische Pilze zu erwarten wären.
So würde der Birkenpilz, wie der Name schon sagt, in der Nähe von Birken zu finden sein. Unter Lärchen, und nur dort, ließe sich der goldgelbe Lärchenröhrling finden. Kaum angesprochen, zieht einer der Sammler eben diesen aus seinem Korb.
Die Behältnisse der eifrigen Sammler werden immer voller. Und jeder Pilz wird bestimmt. Was auch für die Experten nicht immer ganz einfach ist. Denn obwohl die Gattung der gefunden Pilze meist recht schnell geklärt ist, ist die endgültige Bestimmung schwieriger, da jede Pilzgattung zahlreiche Unterarten aufweise. „Da kommt es bei der Bestimmung auf jede Kleinigkeit an, sonst wird das nichts“, erklärt Fritz Frank, ein absoluter Pilzexperte, der zur Unterstützung des Exkursionsleiters dabei ist.
Frank beeindruckt ein ums andere Mal mit seinem schier unerschöpflichen Wissen. Er erklärt auch, dass der Klimawandel, aufgrund fehlender Vergleichsstudien, im Moment weder positiv noch negativ beurteilt werden könne. Nur langfristige Untersuchungen könnten hierzu Aufschluss geben. Neue Arten seien auf dem Vormarsch. Diese würden sich hauptsächlich vom Mittelmeerraum her ausbreiten. Allerdings kämen sie noch kaum über die Alpen hinaus und spielen bei uns noch keine Rolle.
Nach einer ungefähr drei Kilometer langen Runde durch den Wald steht die Gruppe zweieinhalb Stunden später wieder am Parkplatz nahe Straßberg. Die Ausbeute wird auf der Motorhaube eines Autos ausgelegt. Günter Groß meint, dass es eine gute Mischung sei. Es wäre ja auch ein relativ gutes Pilzjahr, da es die Pilze gern feucht hätten. Nun startet die Abschlussbesprechung. Günter Groß erklärt anhand der Fundstücke nochmals wichtige Merkmale und mahnt, das Einmaleins des Pilzsammelns wirklich immer genauestens zu beherzigen.
Eindringlich warnt er davor, Pilze, die man nicht hundertprozentig zuordnen kann, mitzunehmen: „Im Zweifel: Finger weg!“So lautet seine eindringliche Warnung. Denn nahezu jeder Speisepilz hätte auch ein giftiges oder zumindest ungenießbares Pendant. Da müsse man sich schon wirklich sicher sein. So hat sich auch dieses Mal in die gesammelten Stücke ein mittelgiftiger gelber Knollenblätterpilz eingeschlichen. Der sei zwar eben nicht so giftig wie sein grüner Verwandter, aber unangenehm würde es trotzdem werden, warnt Günther Groß. Und dann zeigt er der Gruppe einen echten Fiesling. Da liegt ein kleiner, unscheinbarer Pilz auf der Motorhaube: „Das ist ein orangefuchsiger Raukopf, das Giftigste, das unsere Wälder zu bieten haben.“Das hätten die wenigsten von dem kleinen Ding gedacht.
Deshalb weist Günther Groß wiederholt auf die Pilzberatungsstellen seines Vereins hin. Diese sind zu finden in Augsburg auf dem Stadtmarkt, jeweils am Montag von 17.30 bis 18 Uhr, und in Königsbrunn im Gasthaus Krone, immer am Montag von 18 bis 20 Uhr.
Damit endet die interessante und lehrreiche Exkursion. Der Unkostenbeitrag für Nichtmitglieder beträgt fünf Euro. Die sind sicher gut angelegt. Können sie doch im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden.