Der Dank fällt unterschiedlich aus
Das wechselhafte Wetter führt zu Ernteeinbußen bei den Landwirten. Wen es besonders getroffen hat
Kurz vor dem Erntedankfest gestalten die Frauen den diesjährigen Altar. „Es überrascht mich immer wieder, was die Frauen mitbringen“, sagt Maria Mittermeier vom Katholischen Frauenbund. Vom Gemüse aus dem Supermarkt über die Kräuter aus dem eigenen Garten bis hin zum selbst gemachten Wein: Alles ist dabei. Nur Äpfel werden in diesem Jahr wohl eher fehlen.
Die Obsternte ist in dieser Saison schlecht ausgefallen. Das bestätigen die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Fischach. Vor allem die Äpfel seien stark betroffen. Die frühen Sorten fallen komplett weg, bei den späten sehe das Ergebnis sehr unterschiedlich aus. Insgesamt sei der Ertrag sehr gering. Auch der Ustersbacher Obsthof Zott hat das dürftige Wachstum zu spüren bekommen: „Wir haben 50 bis 70 Prozent Ausfälle“, bilanziert Ulrich Zott. Schuld daran ist der Frost zwischen dem 19. und 21. April. Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass es im April sehr kalt werden kann. Aber sechs Grad unter dem Gefrierpunkt sei schon extrem. Dadurch seien beinahe alle Blüten abgestorben. „Das ist das härteste Ereignis, seit wir den Obsthof betreiben“, fasst Zott das Ausmaß des Kälteeinbruchs zusammen. Insgesamt sei der Hof aber noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, „es hätte ja noch schlimmer kommen können“, so Zott.
Diese Beschreibung kann Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband (BBV) nur bestätigen: „Durch den Frost haben wir je nach Region bis zu 80, 90 Prozent Ausfälle.“Er fügt hinzu: „In Bayern beläuft sich der Schaden der Landwirte auf rund 60 Millionen Euro.“Deswegen koste das regionale Obst heuer auch mehr. Die Agrar-Informations-Gesellschaft (AMI) berichtet, dass der deutsche Durchschnittsverbraucher 2016 1,39 Euro pro Kilogramm für regionale Äpfel bezahlt habe. Dieses Jahr könnte das Ausnahmejahr 2013 überschritten werden. Damals kostetet ein Kilogramm Äpfel durchschnittlich 1,53 Euro.
Der Kutzenhauser Landwirt Martin Mayr und Kreisobmann des Bauernverbands hatte eher mit dem Mais zu kämpfen: „Ich habe nach Ostern angesät, musste jedoch wegen der Nässe noch einmal nachsäen.“Er habe aber noch Glück gehabt, denn andere Landwirte in der Region hätten wegen der frühen Wärme bereits im März angesät. Im April und Mai sei es aber dann wieder kälter geworden. In dieser Zeit sei der Boden in den unteren Schichten wärmer als in den oberen gewesen. Und da sich der Mais nach der Wärme richte, sei dieser nicht weitergewachsen. Im Juni war das Wetter dann wieder gut. Lange sei unklar gewesen, wie die Maisernte ausfallen wird. Letztendlich sei das Ergebnis aber in Ordnung gewesen.
Bei den Kartoffeln kann Mayr noch kein Fazit ziehen, die Ernte steht erst in den kommenden Wochen an. Insgesamt beschreibt der Kutzenhauser diese Saison als „mittelmäßig“. Laut Markus Peters vom BBV gebe es beim Ackerbau starke regionale Unterschiede. Die Ernte hänge von der Beschaffenheit des Bodens ab. „Die Weizen- und Gerstenernte war unterdurchschnittlich“, fasst er das diesjährige Ergebnis zusammen. Das lag unter anderem auch am nassen Wetter Ende Juli. In dieser Zeit ernten die Landwirte normalerweise das Getreide. Wegen des Regens mussten viele Bauern den möglichen Ertrag aber stehen lassen, einige Tage später war das Getreide dann unbrauchbar.
Landwirt Mayr ist trotz der Probleme zufrieden. Mit dem wechselhaften Wetter haben er und seine Kollegen so gut wie jedes Jahr zu kämpfen – mal mehr, mal weniger.