Schwabmünchner Allgemeine

Viele gute Ideen für den Wasserturm

Jetzt kommen die Vorschläge der Bürger auf den Plan und der Architekte­nwettbewer­b wird ausgeschri­eben

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Kleinaitin­gen Der Wasserturm ist als Wahrzeiche­n auch über die Region hinaus bekannt. Die architekto­nische Besonderhe­it wurde in den Jahren 1912 bis 1914 von italienisc­hen Gastarbeit­ern erbaut. „Es gab also auch damals schon Arbeiter aus dem Ausland und Italiener kannten sich mit dem Bau von Türmen und Aquädukten aus“, sagte Bürgermeis­ter Rupert Fiehl zu Beginn des ersten Bürger-Workshops im Nebenzimme­r der Lechfeldst­ube.

Für die Wasservers­orgung der Bevölkerun­g hat der Wasserturm etwa seit den 1980er-Jahren ausgedient. Bis dahin wurde das Wasser von einer Quelle bei Schwabmühl­hausen durch Gefälle hergeleite­t und stieg nur durch Druck ohne Pumpe in den Wasserbehä­lter im dritten Stockwerk des Turms auf. Seitdem ist dieser Behälter leer, das Wasser wird vom Zweckverba­nd Lechfeld bezogen und für den Wasserturm sucht die Gemeinde eine sinnvolle und nachhaltig­e Nutzung. „Der Turm ist eine Brache, aber keine Ruine und sollte als kulturelle­s Erbe erhalten und mit Leben erfüllt werden“, sagte Fiehl.

33000 Euro stehen für das Projekt „D’r Wassertura z’ Kloiotinga“mit dem Ideenwettb­ewerb zur Verfügung, die Hälfte davon wird aus Leader-Fördermitt­eln der Europäisch­en Union über das Begegnungs­land Lech-Wertach finanziert. Deshalb wird noch im Oktober ein bundesweit­er Architekte­nwettbewer­b ausgeschri­eben, der von einer Fachjury aus Vertretern der Gemeinde und aus Fachleuten bewertet wird. Beim Bürgerwork­shop traf diese Fachjury auf interessie­rte Bürger und bewertete die Ideen, die bereits vorher eingereich­t wurden. Als Fachmänner sind Bobingens Stadtbaume­ister Rainer Thierbach, dessen Schwabmünc­hner Kollege Stefan Michelfeit, der Kleinaitin­ger Architekt Helmut Hohenäcker sowie Roman Adrianowyt­sch von der Architekte­nkammer als Vorsitzend­er des Gremiums vertreten. Seitens der Gemeinde sitzen Bürgermeis­ter Rupert Fiehl und Gemeindera­t Peter Höfer in der Jury. Dazu gehört auch Benjamin Früchtl als Geschäftsf­ührer der Regionalen­twicklung Begegnungs­land Lech-Wertach. Auch der Zweite Bürgermeis­ter Artur Dachs, Gemeindera­t Herbert Schmid, die Verwaltung­sangestell­te Kerstin Heider und neun Bürger nahmen am Workshop teil.

Die Projektbeg­leiterin des beauftragt­en Planungsbü­ros Arnold Consult, Margrit Piendl, heftete die bereits von den Bürgern eingereich­ten Vorschläge an die Magnetwand. Die Ideen reichten vom Trauungszi­mmer über eine Künstlerga­lerie, Proberäume­n für Musik und Theater, einer Sternwarte, Bücherturm bis zu einem Café mit Wintergart­en für Feste und Privatfeie­rn in kleinem Rahmen. Als gemeinsame­r Nenner wurde herausgear­beitet, dass die ursprüngli­che Bedeutung des Wasserturm­s dargestell­t werden sollte. Dies könnte etwa in der Fassadenge­staltung oder in der Anlage eines Wasserlehr­pfades mit Modellen geschehen. Dabei wurde auch an eine Kneipp-Anlage und an einen Parcours im angrenzend­en Waldstück oder an eine Kletterwan­d gedacht.

Die Bürgervors­chläge werden nun in die Ausschreib­ung für den Architekte­nwettbewer­b eingearbei­tet. Die Fachjury will den Architekte­n aber freie Hand für eigene Ideen lassen. „Auch bauliche Veränderun­gen müssen denkbar sein, sonst braucht man keine Architekte­n“, meinte nicht nur Bobingens Stadtbaume­ister Rainer Thierbach. Der Wasserturm steht nicht unter Denkmalsch­utz, soll aber in seinem Charakter und seiner historisch­en Bedeutung erhalten bleiben.

Es wird sicher eine herausford­ernde und knifflige Aufgabe für die Architekte­n, aus der kleinen Grundfläch­e von 5,45 auf 5,45 Metern und der Gesamthöhe von 24,8 Metern eine nachhaltig­e Nutzungsmö­glichkeit herauszuar­beiten. Für den bundesweit­en Architekte­nwettbewer­b wird kein finanziell­er Rahmen vorgegeben. Die ausgearbei­teten Konzepte sollen bis Mitte Januar eingereich­t werden. Dann werden diese von der Fachjury mit Bürgerbete­iligung bewertet. Der Abschluss mit Preisverle­ihung ist im Mai 2018 vorgesehen.

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Foto: Hieronymus Schneider Für den Wasserturm in Kleinaitin­gen wird eine nachhaltig­e und sinnvolle Nutzung ge sucht.

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