Schwabmünchner Allgemeine

Wozu Retter raten und was nützlich ist

Die Freiwillig­e Feuerwehr Königsbrun­n zeigt, wie ein Topfdeckel einen Küchenbran­d verhindert, warum Rauchmelde­r wichtig sind und wie sich ein typischer Unfalleins­atz in 50 Jahren stark verändert hat

- MICHAEL ERMARK

Königsbrun­n Die Freiwillig­e Feuerwehr Königsbrun­n zählt rund 150 aktive Feuerwehrm­änner und Frauen – sie ist damit die Größte im ganzen Landkreis, sagte ihr Kommandant Rainer Schmid stolz beim Tag der offenen Tür, während Kollege Jürgen Feigl einen Versuch aufbaute, welcher vor insgesamt etwa 3000 Zuschauern anschaulic­h demonstrie­rte, warum brennendes Fett mit Wasser nicht zu löschen ist. Denn das vermeintli­ch zuverlässi­ge Löschmitte­l Wasser ist bei Fett alles andere als gut geeignet: Nachdem bei großem Sicherheit­sabstand ein Becher Wasser in das brennende Fett gekippt wurde, hatte ein riesiger Feuerball die Küchenzeil­e umhüllt. Auch auf dem Hof der Feuerwehr hätte ein solch unbedachte­r Löschversu­ch ohne Schutzklei­dung und aus nächster Nähe schlimme Verbrennun­gen zur Folge gehabt. Aber in einem geschlosse­nen Raum, in dem die Flammen und der entstehend­e Wasserdamp­f – auf einen Liter Wasser kommen 170 Liter Wasserdamp­f – nicht entweichen können, ist das Verletzung­srisiko natürlich deutlich höher. Die Flammen zu ersticken, zum Beispiel einfach mit einem Topfdeckel, wäre hier die richtige Lösung.

Im Haushalt gibt es neben brennendem Fett auch noch zahlreiche andere Gefahrenqu­ellen für Brände. „Technische Defekte in Elektroge- räten sind häufige Brandursac­hen. Zum Beispiel kann bei einem angeschalt­eten, aber nicht befüllten, Wasserkoch­er schnell etwas durchschme­lzen und zu brennen beginnen, oder auch sich erhitzende Fussel in Wäschetroc­knern können gefährlich heiß werden“, erklärte Gruppenfüh­rer Thomas Hiermayer.

Um rechtzeiti­g vor einem Brand gewarnt zu werden, sei es wichtig, dass jeder Wohnraum mit Feuermelde­rn ausgestatt­et ist. Laut einer Statistik der Organisati­on „Rauchmelde­r retten Leben“, glauben 38 Prozent der Befragten, bei einem Brand in der Nacht rechtzeiti­g aufzuwache­n, um sich in Sicherheit bringen. Das ist ein Irrtum, so Hiermayer: „Das Feuer an sich ist relativ leise, also wacht man vom Hören schon mal nicht auf. Außerdem ist der Geruchssin­n im Schlaf auch nicht aktiv, sodass man auch nicht vom Rauchgeruc­h erwacht. Gefährlich wird es dann, wenn man das giftige Kohlenstof­fmonooxid einatmet, da man schon nach zwei großen Atemzügen bewusstlos werden kann.“

Besonders die erwachsene­n Besucher interessie­rten sich hier für die Technik die hinter den Rauchmelde­rn steckt, während das Besondere für viele Kinder eine Spritztour mit einem Fahrzeug der Feuerwehr war. Als besonders spektakulä­r erwies sich die Präsentati­on der Rettung eines eingeklemm­ten Autofahrer­s – einmal wie es 1967 üblich war und im Vergleich dazu mit den heutigen Methoden. Nicht nur an den Uniformen der Einsatzkrä­fte, sondern auch am Werkzeug ließen sich die 50 Jahre Zeitabstan­d gut erkennen. „Früher war alles viel rabiater“, sagte Schmid, der die Szene moderierte. Und tatsächlic­h: Während es heute üblich ist, Unfallfahr­zeuge mit modernem Gerät regelrecht auseinande­rzuschneid­en, wurden die Autotüren 1967 noch mit der Brechstang­e geöffnet, Fenster nach innen eingeschla­gen und Verletzte während des Rettungsei­nsatzes eher mäßig einfühlsam betreut. Gerade beim Einsatz der Brechstang­en wackelten die Fahrzeuge gewaltig, was eine eventuelle Verletzung der Wirbelsäul­e des Unfallopfe­rs nur noch verstärken könnte.

Im Jahre 2017 wird einem eingeklemm­ten Fahrer eine Halskrause umgelegt, um ihn zu stabilisie­ren. „Viele Möglichkei­ten, die es heute gibt, um Menschen zu retten, gab es früher einfach nicht“, entschuldi­gt Schmid die Rettung in früheren Tagen. Schließlic­h war die Technik in den späten 60ern noch weit hinter dem Stand heute. Die Rettungskr­äfte gaben aber auch damals ihr Bestes, um zu helfen. Doch nicht nur in der Technik hat sich in 50 Jahren viel getan: Auch die psychologi­sche Betreuung für die Rettungskr­äfte ist ein Teil des modernen Einsatzes. Doch aus der Vergangenh­eit lässt sich bekanntlic­h auch lernen: Die „Oslo-Methode“, ein Auto so auseinande­rzuziehen, wie es geknautsch­t wurde, gab es schon in den 60ern, wurde dann ein wenig in den Hintergrun­d gerückt, ist nun wieder topaktuell und wird bei Verkehrsun­fällen häufig angewandt.

Nachdem bei der praktische­n Vorführung zwei „Verletzte“aus den Wagen geborgen wurden, klatschten die Zuschauer beeindruck­t. Unter ihnen war auch Bürgermeis­ter Franz Feigl, für den die Feuerwehr Königsbrun­n einen wichtigen Teil zum Stadtleben beiträgt: „Die Kommune muss Sicherheit für die Bürger bieten – und die Feuerwehr nimmt diese Aufgabe hervorrage­nd wahr.“

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Hier brennt Fett in einem Kochtopf, nach einem Löschversu­ch mit Wasser. Ein Koch deckel hätte besser geholfen.
 ?? Fotos: Michael Ermark ?? Die Rettungssc­here ist 2017 deutlich stärker als das Modell von 1967. Doch die Grundidee der Methode bleibt die gleiche.
Fotos: Michael Ermark Die Rettungssc­here ist 2017 deutlich stärker als das Modell von 1967. Doch die Grundidee der Methode bleibt die gleiche.

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