Wozu Retter raten und was nützlich ist
Die Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn zeigt, wie ein Topfdeckel einen Küchenbrand verhindert, warum Rauchmelder wichtig sind und wie sich ein typischer Unfalleinsatz in 50 Jahren stark verändert hat
Königsbrunn Die Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn zählt rund 150 aktive Feuerwehrmänner und Frauen – sie ist damit die Größte im ganzen Landkreis, sagte ihr Kommandant Rainer Schmid stolz beim Tag der offenen Tür, während Kollege Jürgen Feigl einen Versuch aufbaute, welcher vor insgesamt etwa 3000 Zuschauern anschaulich demonstrierte, warum brennendes Fett mit Wasser nicht zu löschen ist. Denn das vermeintlich zuverlässige Löschmittel Wasser ist bei Fett alles andere als gut geeignet: Nachdem bei großem Sicherheitsabstand ein Becher Wasser in das brennende Fett gekippt wurde, hatte ein riesiger Feuerball die Küchenzeile umhüllt. Auch auf dem Hof der Feuerwehr hätte ein solch unbedachter Löschversuch ohne Schutzkleidung und aus nächster Nähe schlimme Verbrennungen zur Folge gehabt. Aber in einem geschlossenen Raum, in dem die Flammen und der entstehende Wasserdampf – auf einen Liter Wasser kommen 170 Liter Wasserdampf – nicht entweichen können, ist das Verletzungsrisiko natürlich deutlich höher. Die Flammen zu ersticken, zum Beispiel einfach mit einem Topfdeckel, wäre hier die richtige Lösung.
Im Haushalt gibt es neben brennendem Fett auch noch zahlreiche andere Gefahrenquellen für Brände. „Technische Defekte in Elektroge- räten sind häufige Brandursachen. Zum Beispiel kann bei einem angeschalteten, aber nicht befüllten, Wasserkocher schnell etwas durchschmelzen und zu brennen beginnen, oder auch sich erhitzende Fussel in Wäschetrocknern können gefährlich heiß werden“, erklärte Gruppenführer Thomas Hiermayer.
Um rechtzeitig vor einem Brand gewarnt zu werden, sei es wichtig, dass jeder Wohnraum mit Feuermeldern ausgestattet ist. Laut einer Statistik der Organisation „Rauchmelder retten Leben“, glauben 38 Prozent der Befragten, bei einem Brand in der Nacht rechtzeitig aufzuwachen, um sich in Sicherheit bringen. Das ist ein Irrtum, so Hiermayer: „Das Feuer an sich ist relativ leise, also wacht man vom Hören schon mal nicht auf. Außerdem ist der Geruchssinn im Schlaf auch nicht aktiv, sodass man auch nicht vom Rauchgeruch erwacht. Gefährlich wird es dann, wenn man das giftige Kohlenstoffmonooxid einatmet, da man schon nach zwei großen Atemzügen bewusstlos werden kann.“
Besonders die erwachsenen Besucher interessierten sich hier für die Technik die hinter den Rauchmeldern steckt, während das Besondere für viele Kinder eine Spritztour mit einem Fahrzeug der Feuerwehr war. Als besonders spektakulär erwies sich die Präsentation der Rettung eines eingeklemmten Autofahrers – einmal wie es 1967 üblich war und im Vergleich dazu mit den heutigen Methoden. Nicht nur an den Uniformen der Einsatzkräfte, sondern auch am Werkzeug ließen sich die 50 Jahre Zeitabstand gut erkennen. „Früher war alles viel rabiater“, sagte Schmid, der die Szene moderierte. Und tatsächlich: Während es heute üblich ist, Unfallfahrzeuge mit modernem Gerät regelrecht auseinanderzuschneiden, wurden die Autotüren 1967 noch mit der Brechstange geöffnet, Fenster nach innen eingeschlagen und Verletzte während des Rettungseinsatzes eher mäßig einfühlsam betreut. Gerade beim Einsatz der Brechstangen wackelten die Fahrzeuge gewaltig, was eine eventuelle Verletzung der Wirbelsäule des Unfallopfers nur noch verstärken könnte.
Im Jahre 2017 wird einem eingeklemmten Fahrer eine Halskrause umgelegt, um ihn zu stabilisieren. „Viele Möglichkeiten, die es heute gibt, um Menschen zu retten, gab es früher einfach nicht“, entschuldigt Schmid die Rettung in früheren Tagen. Schließlich war die Technik in den späten 60ern noch weit hinter dem Stand heute. Die Rettungskräfte gaben aber auch damals ihr Bestes, um zu helfen. Doch nicht nur in der Technik hat sich in 50 Jahren viel getan: Auch die psychologische Betreuung für die Rettungskräfte ist ein Teil des modernen Einsatzes. Doch aus der Vergangenheit lässt sich bekanntlich auch lernen: Die „Oslo-Methode“, ein Auto so auseinanderzuziehen, wie es geknautscht wurde, gab es schon in den 60ern, wurde dann ein wenig in den Hintergrund gerückt, ist nun wieder topaktuell und wird bei Verkehrsunfällen häufig angewandt.
Nachdem bei der praktischen Vorführung zwei „Verletzte“aus den Wagen geborgen wurden, klatschten die Zuschauer beeindruckt. Unter ihnen war auch Bürgermeister Franz Feigl, für den die Feuerwehr Königsbrunn einen wichtigen Teil zum Stadtleben beiträgt: „Die Kommune muss Sicherheit für die Bürger bieten – und die Feuerwehr nimmt diese Aufgabe hervorragend wahr.“