Schwabmünchner Allgemeine

Die neue Orgel kann alle Gefühle in Töne fassen

Auf diesen Tag in der Bobinger Dreifaltig­keitskirch­e haben viele Menschen zehn Jahre lang gewartet

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen Die ersten Töne, die auf der neuen Orgel erklangen, stammen von Johann Sebastian Bach, als Kulturprei­strägerin Sigrid Pröbstl sein Präludium in Es-Dur intonierte. Und die etwa 300 Gäste in der Dreifaltig­keitskirch­e genossen sichtlich nicht nur den reichen Klang des neuen Instrument­es, sondern konnten sich auch an seinem Anblick erfreuen, denn der Gottesdien­st fand diesmal in umgekehrte­r Blickricht­ung statt. Die Kirchenbän­ke waren einfach umgedreht worden, der Blick war frei auf das Geschehen auf und den Gottesdien­st unter der Empore.

Auf diesen Sonntag hatte die evangelisc­he Kirchengem­einde fast zehn Jahre hingearbei­tet und dabei schier unermüdlic­hes Engagement und Durchhalte­vermögen bewiesen. Von 2009 bis 2014 dauerte der Entscheidu­ngsprozess.

Und nach der Entscheidu­ng für Orgelbauer Markus Lenter verzögerte sich der Bau, weil die kirchenauf­sichtliche Genehmigun­g auf sich warten ließ.

Auch für den Orgelbauer war dieser Auftrag keineswegs Routine: „Es war einer der längsten und aufwendigs­ten Entscheidu­ngsprozess­e meiner bisherigen Neubauten. Klanglich folgt das Instrument der Bauzeit der Kirche: Keine großen, dunklen, schwermüti­gen Klänge, eher eine helle, leichte Dispositio­n auf zwei Manualen und Pedal“, erläutert Lenter sein Konzept. Optisch sehr ansprechen­d ist das Instrument dreigeteil­t – zwei in die Empore integriert­e Prospekte rahmen das Glasfenste­r mit dem Gotteslamm, der Spieltisch steht in der Mitte mit Blick in den Kirchenrau­m.

Sind die Erwartunge­n an die neue Orgel erfüllt? Die Organistin­nen Sigrid Pröbstl und Martina Dittmeier, die abwechseln­d zum Einweihung­sgottesdie­nst auf der neuen Orgel spielten, sind hingerisse­n. Martina Dittmeier: „Ich finde es aufregend und bin ganz begeistert, wie farbenreic­h sie ist“, sagte sie. Und Sigrid Pröbstl ist „total happy! Der Klangreich­tum kommt mir sehr entgegen. Ich habe das Gefühl, dass der Kirchenrau­m erst jetzt vollständi­g ist“, schwärmt sie.

In seiner Predigt verband Pfarrer Peter Lukas Erntedankf­est und Orgeldank und betonte, dass die evangelisc­he Gemeinde trotz der Inanspruch­nahme und vieler Aktionen für das Orgelproje­kt dennoch auch Aktionen für Menschen, die nicht im Wohlstand leben, durchführe, um zu helfen. Zur Orgel als „Königin der Instrument­e sagte er: „Sie kann alle Momente des Lebens und alle Gefühle in Töne fassen.“

Otto Engel, Vertrauens­mann des Kirchenvor­standes, bedankte sich mit bewegten Worten für den manchmal fast übermensch­lichen Einsatz der zahlreiche­n Gemeindemi­tglieder für ihre neue Orgel und besonders bei Pfarrer Peter Lukas. „Ohne seinen Mut und hohen persönlich­en Einsatz wäre das Projekt nicht zustande gekommen“, heißt es in der Festschrif­t.

Zum besseren Verständni­s der neuen Orgel trug der Seniorchef der Orgelbaufi­rma, Gerhard Lenter, bei, der erklärte, wie die verschiede­nen Register klingen; was Sigrid Pröbstl am neuen Instrument auch hörbar nachvollzi­ehen ließ.

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Foto: Pitt Schurian Die Gliederung der Orgel in insgesamt vier Inseln auf der Empore lässt den Blick frei auf das große Glasfenste­r und schützt das Instrument vor direkter Sonnenwärm­e.
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Organistin Martina Dittmeier ist begeistert vom farbenreic­hen Klang der neuen Or gel.
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Fotos (2): Ingeborg Anderson Pfarrer Peter Lukas (rechts) bedankt sich bei Orgelbauer Gerhard Lenter für die gute Zusammenar­beit.

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