Schwabmünchner Allgemeine

Rückfall in die Kleinstaat­erei?

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Was sich im Nordosten Spaniens abspielt, ist für ganz Europa relevant: Erleben wir dort gerade die Geburt eines neuen Kleinstaat­es? Und wird diese Abspaltung zu einem Präzedenzf­all für Autonomieb­ewegungen in weiteren spanischen Regionen, aber auch in Belgien oder Italien?

Von Nationalis­mus geprägte Mini-Staaten sind kein Zukunftsmo­dell. Kleinstaat­erei bremst den Fortschrit­t, das hat die Geschichte Deutschlan­ds gezeigt. Sinnvoll und notwendig sind dagegen föderale Strukturen und Autonomier­echte. Auf diesem Gebiet hat Spanien Defizite. Nur so konnte es zur Eskalation in Katalonien kommen.

Statt die Macht des Zentralsta­ates mit Polizeigew­alt zu exekutiere­n, sollten die Regierung in Madrid und der König besser auf Reformen setzen. Einfach ruhigstell­en lassen sich die aufmüpfige­n Katalanen nicht mehr. Je mehr Druck Madrid auf die Region ausübt, desto stärker wird der Widerstand.

Doch auch die Katalanen müssen von ihren Maximalfor­derungen herunterko­mmen. Das verfassung­swidrige Referendum bietet keine Rechtferti­gung für die Ausrufung eines Staates: Wenn 90 Prozent für die Abspaltung von Spanien votierten, aber nur 42 Prozent zur Wahl gingen – dann hat deutlich weniger als die Hälfte der Bevölkerun­g Ja gesagt. Ein selbststän­diges Katalonien wäre innerlich zerrissen und kaum lebensfähi­g.

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