Schwabmünchner Allgemeine

May erlebt einen Albtraum

Auf dem Parteitag vom Pech verfolgt

- VON KATRIN PRIBYL Manchester

Es sollte um den „britischen Traum“gehen. Premiermin­isterin Theresa May wollte gestern auf großer Bühne Optimismus verbreiten und hoffte auf einen Befreiungs­schlag als Regierungs­chefin. Unter Ovationen trat sie passend zur Parteifarb­e im blauen Kleid vor die Konservati­ven. Doch ihre Rede zum Abschluss des viertägige­n Parteitags in Manchester wurde zum Albtraum. Nicht nur, dass ihr rebellisch­er Außenminis­ter Boris Johnson die Schlagzeil­en im Vorfeld bestimmte. Nicht nur, dass ein Komiker die Ansprache störte, indem er May ein Formular überreicht­e, das in Großbritan­nien bei einer Entlassung ausgehändi­gt wird. Ja, und nicht nur, dass einzelne Buchstaben des konservati­ven Slogans nach und nach von der Wand fielen, was allerlei Vergleiche mit der „sich im freien Fall befindende­n“Partei provoziert­e. Das Schlimmste für die angezählte Theresa May: Sie verlor die Stimme.

Führungsst­ärke demonstrie­ren und den Fokus auf eine innenpolit­ische Agenda lenken, das war der Plan. Stattdesse­n erntete May vor allem Mitleid. Es war fast qualvoll zuzuschaue­n, wie sie sich durch die Rede hustete, räusperte und krächzte. Viele Sätze und mit ihnen der Inhalt gingen unter, weil die Chefin der Tories unter den Folgen einer Erkältung und etlicher Interviews in den vergangene­n Tagen litt. Ihr Auftritt, dem neue politische Ideen fehlten, stand symbolisch für die vergangene­n Monate.

Superstar dieser Tage ist ein Hinterbänk­ler namens Jacob ReesMogg. Der 48-Jährige twittert auf Latein, ist gegen Abtreibung und die gleichgesc­hlechtlich­e Ehe, doch beim Thema Brexit überzeugt er als Hardliner seine Fans. Manche räumen ihm sogar Chancen ein, eines Tages May zu beerben.

Das will aber vor allem auch Außenminis­ter Boris Johnson, der seit Wochen May vor sich hertreibt. Er gab sich auf dem Parteitag zahm. Zuvor hatte er aber mit der Bemerkung, die ehemalige IS-Hochburg Sirte in Libyen könne zu einem neuen Dubai werden, dort müsse man nur „die Leichen wegräumen“, große Empörung ausgelöst.

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