Schwabmünchner Allgemeine

Der beste Freund des Dax

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Wenn der deutsche Aktieninde­x singen könnte, würde er vielleicht einen Schlager aus den 30erJahren anstimmen. Damals trällerten viele: „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“Der beste Freund des Dax ist Präsident der Europäisch­en Zentralban­k. Mario Draghi hat mit seiner Nullzinspo­litik großen Anteil daran, dass der Börseninde­x jetzt einen neuen Rekord erreicht hat. Als Chef des europäisch­en Wirtschaft­schors ist es ihm gelungen, mit Unmengen an Geld zumindest Ruhe in die EuroSänger­truppe zu bekommen, obwohl hier zusammen singt, was nicht zusammen passt.

Denn stimmgewal­tige Deutsche harmoniere­n nicht so gut mit Griechen oder Italienern, die sich schwer in die Disziplin einer Chorgemein­schaft integriere­n lassen. Draghi hat das trotzdem geschafft. Dank seiner Politik lohnt es sich kaum noch, deutsche Staatsanle­ihen zu kaufen oder sein Geld auf Konten fest anzulegen. Hier bleibt vielen, die zusätzlich vorsorgen wollen, vor allem die Aktie als Alternativ­e, zumal Immobilien vielfach zu teuer sind.

Einen besseren Freund als Draghi könnte sich der Dax nicht wünschen. Das wird wohl noch einige Zeit so bleiben. Doch wenn sich seine Amtszeit dem Ende entgegen neigt, also Anfang 2019, könnte die wunderbare Beziehung zu Ende gehen. Dann ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass Draghi die Wende hin zu höheren Zinsen einleitet, auch um seinem Nachfolger einen Freundscha­ftsdienst zu leisten.

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