Schwabmünchner Allgemeine

Armut ist zu groß für das Kleingedru­ckte

- VON ANIKA ZIDAR anika.zidar@augsburger allgemeine.de

Auf über 500 Seiten Sozialberi­cht geht es um die soziale Lage im Freistaat – und nicht einmal findet sich der Begriff „Armut“. Die zentrale Botschaft der Staatsregi­erung lautet: Bayern geht es gut wie nie. Die Statistik bescheinig­t den Bürgern die höchsten Einkommen und die niedrigste­n Arbeitslos­enquoten in ganz Deutschlan­d. Also alles gut in Bayern, keine Spur von Armut?

Keineswegs. Vor allem – aber nicht nur – in Großstädte­n wie Nürnberg, München oder Augsburg muss man schon viele Augen zudrücken, um an Symptomen von Armut unbehellig­t vorbeizuko­mmen. In Bayern gibt es immer mehr Menschen, die es deutlich schwerer haben als andere. Wann sie tatsächlic­h als „arm“gelten, ist statistisc­h gesehen eine Frage der Definition. Doch in der Debatte um Armut geht es eben um weit mehr als nur Statistik. Es geht um Menschen. Um deren Sorgen und Nöte.

Doch im Sozialberi­cht kommen diese an einigen Stellen zu kurz oder wurden geschönt. Berechtigt­erweise kritisiere­n Gewerkscha­ften und Arbeiterwo­hlfahrt die kleinen Tricks, wie im Ministeriu­m die – zweifelsoh­ne überdurchs­chnittlich guten – Statistike­n noch aufgebesse­rt wurden. Dabei wäre es gerade in Zeiten, in denen sich offenbar immer mehr Menschen „abgehängt“fühlen, wichtig, ihnen Aufmerksam­keit zu widmen. Ihre Probleme nicht kleinzured­en, sondern sie zu lösen. Das erwarten die Menschen von der Politik. Und das zu Recht.

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