Schwabmünchner Allgemeine

Nicht ohne ihre Töchter

Katharina Schmidt will ihre Kinder zurück

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Bevor sie in den Flieger nach Tunesien steigt, packt sie einen MP3-Player mit Liedern von Helene Fischer ein. Diese Musik haben ihre Töchter geliebt. Sie kauft ein Magazin der „Eiskönigin“von Disney. Das hatte Katharina Schmidt ihren Mädchen früher nicht erlaubt. Die Mutter hielt die Kinderzeit­schriften mit dem Plastikspi­elzeug für Quatsch. Heute denkt sie anders: Maryam, zehn Jahre alt, und Hanna, acht, sollen sich an ihr früheres Leben erinnern. Für eigene Wäsche braucht sie kaum Platz im Koffer. Katharina Schmidt fliegt nicht in den Urlaub. Sie hat nur ein Ziel: Sie will ihre Kinder zurück.

Die beiden Mädchen leben ohne die Eltern in dem tunesische­n Bergort Kasserine bei der Familie des Vaters. Eigentlich sollten sie 2015 nur ein paar Monate mit ihrem Papa dessen Heimat kennenlern­en – trotz der Trennung der Eltern. Doch jetzt dürfen sie nicht zurück. Katharina Schmidt hat es erst mit Bitten und Familien-Verhandlun­gen versucht. Dann mit der Justiz. Inzwischen erstritt die Ärztin aus Hannover sowohl in Deutschlan­d als auch in Tunesien das alleinige Sorgerecht. Der Vater Kais B. sitzt seit dem Frühjahr 2016 in einem deutschen Gefängnis, verurteilt wegen Kindesentz­iehung.

„Jeder Besuch ist eine neue Hoffnung“, sagt die 37-Jährige. Sie reist immer neu zu ihren rund 2000 Kilometer entfernten Töchtern. Manchmal schien ihr der Erfolg schon ganz nah. So stellte im Dezember 2016 ein Gericht in der Hauptstadt Tunis fest: Die zwei seien ihr sofort zu übergeben. In einer Verhandlun­g in Kasserine sagten Maryam und Hanna, dass sie mit der Mutter mitgehen wollten. Und es tat sich nichts – bis heute.

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Foto: dpa Katharina Schmidt mit den Fotos ihrer Kinder.

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