Schwabmünchner Allgemeine

Leonardo di spielt Leonardo da

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger allgemeine.de

Da kündigt sich nun also – tatatataaa­aaa! – der absolute Höhepunkt eines seit Jahren zunehmende­n Film-Trends an. Denn wenn im Popcorn-Kino die Superhelde­n von Marvel und DC in Serie gegangen sind, dann sind längst gestorbene Künstlergr­ößen so etwas wie die Superhelde­n des ArthouseKi­nos geworden.

Noch schlimmer als das meiste andere ging da zuletzt „Auguste Rodin“schief. Aber eben auch die sogenannte­n „Biopics“über Schiele oder Gaugin, Paula oder Frieda waren nett und harmlos, am Künstleris­chen völlig uninteress­iert (wer will denn Frau ModersohnB­ecker auch im Atelier sehen?) oder verwechsel­ten gerade die verzweifel­t gesuchte künstleris­che Authentizi­tät mit schmutzige­n Fingernäge­ln und exzentrisc­hen Streiterei­en in Dialekt (so hätte „Egon Schiele: Tod und Mädchen“besser eigentlich „Egon Schiele: total echt und voll aufregend“geheißen).

Manchmal immerhin rettet ein Schauspiel­er wie Geoffrey Rush als Giacometti Filme wie „The Final Portrait“. Und sicher wäre es zu viel verlangt, wollte man in der zunehmende­n Quantität die Qualität älterer Genrespitz­en erhoffen, wie Derek Jarman als Caravaggio 1986. Aber wenn, dann doch wohl nun, beim absoluten Höhepunkt, beim Gipfeltref­fen!

Leonardo DiCaprio nämlich wird Leonardo da Vinci spielen, hat sich die Filmrechte an einer neuen Biografie gesichert. Das bereits vertraglic­h involviert­e Studio Paramount spricht schon von der „Rolle seines Lebens“, schließlic­h sei der Heutige nach dem Damaligen benannt, ist Leonardo DiCaprio selbst Kunstsamml­er… Und schließlic­h, sei hinzugefüg­t, war Leonardo da Vinci ja schwul und ziemlich verrückt, skandalös und Vegetarier, Linkshände­r und unehelich geboren, ein Ketzer. Wird also gut.

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