Ein Philanthrop wie aus dem Bilderbuch
Der Amerikaner Mark Fehrs Haukohl wird seine bedeutende Barockkunstsammlung in Augsburg zeigen
Mit so einem Kunstsammler haben die Augsburger Kunstsammlungen auch nicht alle Tage zu tun: ein USAmerikaner mit Adelstitel, ein erfolgreicher Geschäftsmann, wie es im Buche steht, und gleichzeitig ein passionierter Kunstsammler. In vierter Generation, wie er selbst erklärend anführt. Dieser Mark Fehrs Haukohl aus Houston (Texas/USA) wird nächstes Jahr im Schaezlerpalais eine Auswahl seiner Florentiner Barock-Sammlung zeigen.
Gerade erst verbrachte Haukohl zwei Tage in Augsburg, um alles Vertragliche für die Sonderausstellung im Oktober 2018 zu klären, zum Beispiel den Eröffnungstermin, der an die Kunstmesse Munich Highlights gekoppelt wird. Denn die internationalen Sammler, die dorthin kommen, die möchte Fehrs dann auch gleich noch nach Augsburg zu seiner Museumsausstellung einladen können. Man kennt sich.
In Augsburg hat sich der 66-jährige Haukohl schon einmal genau die Häuser der Kunstsammlungen angesehen. Er finde es perfekt, im Schaezlerpalais, wo die deutsche Barockgalerie als Dauerausstellung zu sehen ist, nun seine Florentiner Barockkunst zu zeigen. „Das ist schließlich der Vorgänger, von Italien kam der Barock ja nach Deutschland“, sagt Haukohl.
Bei seiner Familie verlief der Weg andersherum, diese wanderte von Deutschland aus – im Jahr 1836. Das war Robert I. Haukohl. „Er hat die deutsche Lotterie gewonnen und ist mit dem Geld in die USA ausgewandert“, erzählt Mark Fehrs Haukohl. Auf Robert I. folgte in Wisconsin, wo die Familie nun lebte, Robert II., seines Zeichens schon ein Philanthrop, der nur für das symbolische Gehalt von einem Dollar pro Jahr arbeitete, weil der Vater das Lotterievermögen nicht verprasst, sondern vergrößert hatte. Mark Fehrs Haukohls Vater ist Robert III., sein älterer Bruder setzt als Robert IV. die Familientradition fort. Und so, wie jeder älteste Sohn den Vornamen Robert bekommt, so sehr liegt das Sammeln diesen Haukohls im Wesen. „Jeder von uns hat eine Sammlung aufgebaut“, erzählt Hau- Der allererste Haukohl in den USA Gemälde, sein Sohn seltene Bücher, die Eltern von Mark Fehrs Haukohl Kunst der Moderne. Er selbst bezeichnet sich als den obsessivsten Sammler der Familie. Eine seiner Sammlungen besteht aus der Florentiner Barockkunst, zusammengetragen über Jahrzehnte, weil es nicht leicht ist, an große Werke aus dieser Epoche zu kommen. „Nur alle paar Jahre kommt eine nennenswerte Arbeit auf den Markt“, sagt Haukohl.
Auch in dieser Sammlung spielt eine Familientradition eine wichtige Rolle. Die Sammlung umfasst Werke aus drei Generationen der Dandinis, beginnend mit Cesare Dandini (1596-1657), über dessen jüngeren Bruder Vincenzo Dandini, aus der nächsten Generation Pietro Dandini (1646-1712) und noch später Ottaviano Dandini (1681-1740). So hat Haukohl die bedeutendste Sammlung Florentiner Kunst in den USA zusammengetragen.
In Augsburg werden kommendes Jahr Gemälde zu sehen sein, die auf fünf verschiedenen Trägern entstanden sind: Leinwand, Papier, Holz, Stein und Metall. In gewisser Weise sei das also auch eine Lehrausstellung, die verschiedene Formen von Malerei vorführe, so Haukohl.
Wie wichtig ihm die Verschränkung von Sammeln und von Bildung und Erforschung ist, verdeutlicht auch ein anderer Umstand, der dann auch zu dem Adelstitel führt. Begleitend zu seiner Sammellust hat Haukohl in Florenz auch Wissenschaftler dabei unterstützt, das Archiv der Medici zu erforschen. Er war 1993 Mitgründer des MediciArchiv-Projekts, das den großen Archivbestand nicht nur wissenkohl. schaftlich erforscht, sondern mittlerweile auch online zugänglich gemacht hat. Dafür wurde Mark Fehrs Haukohl 2007 vom italienischen Präsidenten zum Cavaliere ufficiale ernannt, also zum Ritter oder im Englischen zum Sir.
Aber jetzt ist die Zeit doch knapp in Augsburg geworden. Haukohl muss weiter. Noch schnell ein Foto im Maximilianmuseum. „Das ist ein wunderbares Haus, eine wunderbare Stadt“, sagt Haukohl. Überall so viel Geschichte. Für das Foto möchte er nicht einfach nur im Innenhof stehen, nein, er möchte im Zusammenhang mit Kunst zu sehen sein. „Da, der Engel mit dem Pfeil“, lautet seine Standortwahl bei einer Bronzefigur. Und so entsteht das Bild von Mark Fehrs Haukohl, einem amerikanischen Philanthrop wie aus dem Bilderbuch: gewinnend, großzügig, bestimmt.