Ein Riesengeschäft
Die Musical Company Augsburg zeigt mit „Pinkelstadt“, wie ein menschliches Bedürfnis zum Problem wird
Wasser ist eine der kostbarsten Ressourcen der Erde. Deren Verschwendung eins unserer akuten Probleme und deren Privatisierung eines der umstrittensten Geschäfte unserer Zeit. Dass auch das zwingende Bedürfnis, Wasser zu lassen, zum Riesengeschäft taugt, ist der originell weitergeführte Gedanke und die Grundidee des preisgekrönten skurrilen Broadwaystücks „Pinkelstadt – Das Musical“von Greg Kotis und Mark Hollmann. Jetzt ist dieses Juwel in einer unterhaltsamen Inszenierung der Musical Company Augsburg e.V. zu erleben.
In einer fiktiven Stadt schlägt ein Konzern Kapital aus dem Umgang mit Wasser. Die Nutzung privater WCs ist verboten, nur gegen Entgelt darf man auf öffentliche Toiletten. Wer nicht zahlen kann oder woanders „muss“, wird nach Pinkelstadt verschleppt. Die bisher gesetzeshörige Bevölkerung stimmt anlässlich einer Gebührenerhöhung zum Aufstand an. Ihr Anführer ist der junge Toilettenwart Johnny Stark. Doch der hat sich ausgerechnet in die Tochter des Konzernchefs verliebt.
Die humorvolle Gesellschaftsparodie mit erschreckend realen Bezügen ist gleichzeitig eine lustvolle Verballhornung des Musicalgenres an sich. Lustvoll und rundum gelungen ist auch die jetzige Bühnenrealisierung der Augsburger Musi- cal Company. Allein die hochkarätige musikalische Begleitung der vierköpfigen Band (Gregor Holzapfel, Sebastian Hummel, Nick Herrmann, Geoffrey Abbott) macht den Abend zum Genuss. Und Abbott führt als musikalischer Leiter auch das 18-köpfige Ensemble zu gesanglich hohem Niveau. Durchweg herausragend: die chorischen Partien. Regisseur Guillermo Amaya setzt bei dezent gewählten Bühnenmitteln gekonnt auf die Musik und das Schauspiel seiner Akteure. Ein Schmankerl sind die kleinen Choreografien (Silke Deul) und kleine überraschende Regiegags. Belebt wird die schwungvolle Umsetzung durch die stimmlich und spielerisch überzeugende Besetzung der Hauptrollen. Darunter etwa Jürgen Schuster als bärbeißig ulkiger Wachtmeister Kloppstock, Carina Fitznar als gewiefte Klein-Erna oder Gerhard Werlitz, der als charismatisch machtbesessener von Mehrwerth düster glänzt. Florian Schuster gibt den liebevollen Weltverbesserer Johnny Stark glaubwürdig und Martina Wildner (Freya von Mehrwerth) bleibt allen voran durch ihre klare souveräne Stimme in Erinnerung. Für die Leistung aller bei dieser amüsanten kurzweiligen Produktion auf hohem musikalischen Niveau gab es begeisterten Premierenapplaus. Ein guter Abend. Weitere Termine am 6. und 7. Okto ber um 19.30 Uhr im Reese Theater