Der Kobold bringt alles durcheinander
„Meister Eder und sein Pumuckl“herrlich doppelbödig auf der Abraxas-Bühne
In Meister Eders Schreinerwerkstatt geht es nicht mit rechten Dingen zu. Wo hat er bloß den Schraubenzieher hingelegt? Und die Schräubchen? Und das Scharnier? Und wo befindet sich seine Brille? Meister Eder wird doch am Ende nicht schon alt und tattrig werden … Ganz durcheinander kommt der gestandene Handwerker. Aber der Frau Steinhauser geht es auch nicht besser in der Werkstatt. Die Kundin wird gezwickt und kann sich nicht erklären, woher die Plage kommt.
Solchen Schabernack treibt – der Pumuckl. Eigentlich ist der Kobold unsichtbar. Aber weil er am Leimtopf des Schreiners pappen bleibt, kann ihn Meister Eder sehen. Und damit sehen den quirligen, kunterbunten Scherzbold auch die Kinder, die am Dienstagnachmittag zur Premiere des Theaterstücks „Meister Eder und seine Pumuckl“ins ausverkaufte Abraxas Theater gekommen sind. Daniela Reith und Christian Beier, die sich „Schaubühne Augsburg“nennen, haben den Kinderklassiker der Münchner Schriftstellerin Ellis Kaut einstudiert.
Schon die ganz Kleinen – Kinder ab drei Jahren – wollen sie mit ihrem Stück erfreuen. Deshalb spielen sie in ganz einfach aufgebauten Szenen, die aber durchaus ihren Witz haben. Denn die Kinder wissen, warum in der Werkstatt sich immer wieder die Dinge bewegen oder verschwinden, während die erwachsenen Darsteller noch im Dunklen tappen. Die Kinder können auch einordnen, dass der Meister Eder mit jemandem spricht, der Anderen verborgen ist, sodass diese sein Schimpfen oder Schmeicheln fälschlich auf sich beziehen. Sehr zur Gaudi der Zuschauer.
Daniela Reith und Christian Beier leben hier ihr komödiantisches Talent mit allen Facetten aus. Dem Meister Eder darf seine Doppelrolle manchmal richtig peinlich werden und in Erklärungsnöte stürzen. Daniela Reith füllt gleich drei Rollen im fliegenden Wechsel aus: Sie gibt unglaublich gelenkig den Pumuckl, schön steif und betulich die Frau Steinhauser und mädchenhaft naiv Eders Nichte Bärbel, die mit ihrem Goldhamster Piepsi anrückt. Zudem tanzt sie das Mottolied („Hurra, hurra!“), immer wenn sich Christian Beier das Akkordeon schnappt. Die kleinen Zuschauer klatschen und tanzen hier gerne mit.
Einige Finessen sind ins Bühnenbild eingebaut: Wie von Zauberhand wandert die Blumenvase auf dem Tisch und aus dem Regal pustet einfach so eine Staubwolke. Zwischendurch läutet auch mal das altertümliche Telefon oder es schellt die Ladenglocke. Es ist eine nostalgische, aber nicht altbackene Welt, wohin die Schaubühne Augsburg ihr junges Publikum auf schelmische Art fünfzig Minuten lang entführt. Weitere Aufführungen am 20. und 27. Januar 2018 im Abraxas, Infos unter www.schaubuehne augsburg.de