Socken aus Schwabmünchen
Die „Fußlappen“von Franz Anton Keck waren ein Erfolg und schrieben einst Geschichte
Was haben „Fußlappen“mit Persönlichkeiten aus unserer Heimat zu tun? Ziemlich viel, denn die Nachfolger dieser Stoffteile sind gestrickte Socken, und die wiederum haben im Textilland Schwaben durchaus Bedeutung, und zwar schon länger. So lebte im 18. Jahrhundert in Schwabmünchen ein Textilproduzent namens Franz Anton Keck, dessen Firma sich mit dem seit dem 17. Jahrhundert angewendeten Stricken dieser Fußbekleidung beschäftigte.
Und das nicht ohne finanziellen Erfolg, nimmt man ein Gemälde der Zeit als Beleg, auf dem ein elegant und gediegen gekleidetes, offensichtlich also wohlhabendes Ehepaar abgebildet ist (siehe Katalog zur Ausstellung des Forums für Schwäbische Geschichte im Schloss Höchstädt „Geschichte und Kunst in Bildnissen“, Band 30 der Schriftenreihe des Bezirks).
Nun gibt es ein wenig bösartige Behauptungen, diese Socken aus der Keck’schen Herstellung hätten mehr gekratzt als gewärmt. Vielleicht haben unsere Landsleute gerade deswegen dieses Kleidungsstück kaum benutzt, denn finanziellen Erfolg hatte die Familie Keck vornehmlich im Ausland mit ihren Socken – weh dem, der Böses denkt.
Für die Herstellung der gestrickten Strümpfe waren in der Blütezeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zu 1500 Menschen in und um Schwabmünchen in Heimarbeit beschäftigt. Verwendet wurde Baumwolle, die zunächst für das Stricken vorbereitet werden musste, und dabei kamen wohl auch Kinder zum Einsatz. Bezahlt wurden die Heimarbeiter auch nur selten, meist bekamen sie Naturalien, also Lebensmittel.
Geboren wurde Franz Anton Keck als Sohn eines Söldners und Strumpfhändlers 1770 in Schwabmünchen. Mit 23 heiratete er Franziska Zörle, Tochter eines ortsansässigen Bauern. Sie brachte das mit, was in Bayern im ländlichen Bereich Diridari (eigentlich eine Mixtur aus Weizen und Gerste) genannt wird, immerhin 800 Gulden; aber auch er hatte finanzielle Mittel, und zwar der Überlieferung nach vom Vater in Höhe von 2100 Gulden. Das war das Startkapital für den Einstieg in die Textilbranche.
Auch wenn die Socken angeblich nicht angenehm zu tragen waren, galt ihre Qualität damals als sehr hoch. Und so erhielten die Kecks 1829 auf der Augsburger Industrieausstellung für ihr Produkt eine Goldmedaille. 1838 verstarb Franz Anton Keck. Die Geschäfte der Familie gingen an zwei Schwiegersöhne.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Schwabmünchner Sockenherstellung Opfer der einsetzenden Industrialisierung. Gut 100 Jahre später feiert die Textilherstellung im Raum eine Wiedergeburt mit dem Erfinder der Perlonfaser Paul Schlack (über den an dieser Stelle bereits berichtet wurde) eine Wiedergeburt – und dieses Material kratzt tatsächlich nicht. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE