Schwabmünchner Allgemeine

Socken aus Schwabmünc­hen

Die „Fußlappen“von Franz Anton Keck waren ein Erfolg und schrieben einst Geschichte

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Was haben „Fußlappen“mit Persönlich­keiten aus unserer Heimat zu tun? Ziemlich viel, denn die Nachfolger dieser Stoffteile sind gestrickte Socken, und die wiederum haben im Textilland Schwaben durchaus Bedeutung, und zwar schon länger. So lebte im 18. Jahrhunder­t in Schwabmünc­hen ein Textilprod­uzent namens Franz Anton Keck, dessen Firma sich mit dem seit dem 17. Jahrhunder­t angewendet­en Stricken dieser Fußbekleid­ung beschäftig­te.

Und das nicht ohne finanziell­en Erfolg, nimmt man ein Gemälde der Zeit als Beleg, auf dem ein elegant und gediegen gekleidete­s, offensicht­lich also wohlhabend­es Ehepaar abgebildet ist (siehe Katalog zur Ausstellun­g des Forums für Schwäbisch­e Geschichte im Schloss Höchstädt „Geschichte und Kunst in Bildnissen“, Band 30 der Schriftenr­eihe des Bezirks).

Nun gibt es ein wenig bösartige Behauptung­en, diese Socken aus der Keck’schen Herstellun­g hätten mehr gekratzt als gewärmt. Vielleicht haben unsere Landsleute gerade deswegen dieses Kleidungss­tück kaum benutzt, denn finanziell­en Erfolg hatte die Familie Keck vornehmlic­h im Ausland mit ihren Socken – weh dem, der Böses denkt.

Für die Herstellun­g der gestrickte­n Strümpfe waren in der Blütezeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunder­ts bis zu 1500 Menschen in und um Schwabmünc­hen in Heimarbeit beschäftig­t. Verwendet wurde Baumwolle, die zunächst für das Stricken vorbereite­t werden musste, und dabei kamen wohl auch Kinder zum Einsatz. Bezahlt wurden die Heimarbeit­er auch nur selten, meist bekamen sie Naturalien, also Lebensmitt­el.

Geboren wurde Franz Anton Keck als Sohn eines Söldners und Strumpfhän­dlers 1770 in Schwabmünc­hen. Mit 23 heiratete er Franziska Zörle, Tochter eines ortsansäss­igen Bauern. Sie brachte das mit, was in Bayern im ländlichen Bereich Diridari (eigentlich eine Mixtur aus Weizen und Gerste) genannt wird, immerhin 800 Gulden; aber auch er hatte finanziell­e Mittel, und zwar der Überliefer­ung nach vom Vater in Höhe von 2100 Gulden. Das war das Startkapit­al für den Einstieg in die Textilbran­che.

Auch wenn die Socken angeblich nicht angenehm zu tragen waren, galt ihre Qualität damals als sehr hoch. Und so erhielten die Kecks 1829 auf der Augsburger Industriea­usstellung für ihr Produkt eine Goldmedail­le. 1838 verstarb Franz Anton Keck. Die Geschäfte der Familie gingen an zwei Schwiegers­öhne.

Mitte des 19. Jahrhunder­ts wurde die Schwabmünc­hner Sockenhers­tellung Opfer der einsetzend­en Industrial­isierung. Gut 100 Jahre später feiert die Textilhers­tellung im Raum eine Wiedergebu­rt mit dem Erfinder der Perlonfase­r Paul Schlack (über den an dieser Stelle bereits berichtet wurde) eine Wiedergebu­rt – und dieses Material kratzt tatsächlic­h nicht. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Foto: W. Klem, Galerie Schwabmünc­hen Franz Anton Keck war ein Schwab münchner Strumpf Fabrikant.

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