Schwabmünchner Allgemeine

Mit Oberfläche­nkosmetik wird es nicht getan sein

Über die Museen in Königsbrun­n wurde in den vergangene­n Wochen viel diskutiert. Kulturrefe­rent Christian Toth erklärt im Interview seine Ideen für die Zukunft und sagt, warum die Umsetzung ein langer Weg wird

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Ganz grundsätzl­ich: Wie stellen Sie sich als Kulturrefe­rent die Modernisie­rung der Museen vor?

Christian Toth: Ziel unseres Bemühens sollte meines Erachtens sein, im Zusammenwi­rken mit interessie­rter Bürgerscha­ft und Ehrenamtli­chen, Königsbrun­n mittelfris­tig zu einem auch überregion­al ernst zu nehmenden Museumssta­ndort zu entwickeln. In diesem Zusammenha­ng möchte ich an dieser Stelle explizit auch allen im Bereich der Museen tätigen Ehrenamtli­chen für ihr Engagement und ihre Treue herzlich danken. Wie soll die Königsbrun­ner Museumslan­dschaft in fünf Jahren aussehen? Toth: Prognosen sind da, realistisc­h betrachtet, überaus schwierig. Sicher ist, so wir das eben von mir skizzierte Ziel ernsthaft anstreben wollen, wird das ein mit Gewissheit langer und steiniger Weg dorthin. Ich bin mir aber sicher, dass sich diese Anstrengun­g lohnen wird. Wir müssen uns in jedem Fall darüber im Klaren sein, dass es, so oder so, nicht mit ein wenig Oberfläche­nkosmetik getan sein wird.

Hier ist natürlich speziell auch was die inhaltlich­e Konzeption angeht, zuvorderst die Politik gefragt. Ihre Aufgabe ist es, festzulege­n, wohin in diesem Sinne die Reise überhaupt hin gehen soll. Sie haben im Hauptaussc­huss angeregt, Historiker Manfred Kosch einzuladen, damit er seine Meinung zur Situation des Lechfeldmu­seums mitteilt. Welchen Erkenntnis­gewinn erhoffen Sie sich davon, über das hinaus, was bereits in dem 18 000 Euro teuren Gutachten festgestel­lt wurde? Toth: Zum einen, grundsätzl­ich mal, der Preis eines Gutachtens sagt nichts über dessen Qualität. Die können sie letztlich aber nur mit dem nötigen fachlichen Hintergrun­dwissen tatsächlic­h beurteilen. Man muss sich da schon darüber im Klaren sein, so ein Gutachten zeigt auf fachspezif­isch profession­ellem Niveau eine ganz bestimmte Sichtweise. Von daher wäre es natürlich auch völlig falsch, diese Studie im Sinne einer abzuarbeit­enden To-do-Liste zu verstehen. Um zu verstehen, ob in wie weit diese richtig ist, braucht man den Rat und das Verständni­s des Fachmannes. Das ist quasi so, wie wenn sie als normaler Patient versuchen, den Bericht ihres Arztes zu verstehen.

Was das Lechfeldmu­seum angeht, haben wir das große Glück mit Manfred Kosch einen Fachmann an der Hand zu haben, der uns i. o. g. bestens weiterhelf­en kann: Kosch ist nicht nur Historiker, noch dazu idealerwei­se mit dem Spezialgeb­iet bayerische Geschichte des 19. Jahrhunder­ts, er hat langjährig­e, vielfältig­e Museums- und Ausstellun­gserfahrun­g außerhalb Königsbrun­ns (zum Beispiel Schloss Fuschl – einem Museum der Schörghube­rGruppe), er gehört anderersei­ts seit Jahren zu den ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn des Lechfeldmu­seums. Darüber hinaus hat er sich mit zahlreiche­n Vorträgen und Veröffentl­ichungen (zum Beispiel in Schloss Spindlhof, Regensburg, den Vhs Augsburg, Augsburg-Land, Oettingen) einen Namen gemacht. Seine Vorträge zur Geschichte Königsbrun­ns und der Schlacht auf dem Lechfeld sind gut besuchte Highlights innerhalb des hiesigen VhsProgram­ms.

Gab und gibt es Gespräche mit den ehrenamtli­chen Museumsbet­reuern zur Gestaltung und Modernisie­rung der Königsbrun­ner Museen? Wenn ja, wie oft finden diese statt und wer sitzt mit am Tisch? Welche Erkenntnis­se konnten Sie daraus ziehen?

Toth: Es gab solche Gespräche und es gibt sie immer wieder. Etwas Offizielle­s, wie einen runden Tisch der Museumsmit­arbeiter gibt es derzeit nicht. Sollten wir dem anfangs von mir skizzierte­n Weg folgen wollen, wird es sicherlich zu dementspre­chenden Einrichtun­gen kommen müssen.

Welche Verbesseru­ngen halten Sie in dieser Wahlperiod­e noch für realistisc­h machbar?

Toth: Schwer zu sagen. Wir wissen, dass, den Herausford­erungen der Zeit geschuldet, erinnert sei an die Schulsanie­rungen, die Straßenbah­n, Schwimmbad, Therme, sozialen Wohnungsba­u, unsere finanziell­en Möglichkei­ten begrenzt sind. Von daher ist es natürlich umso wichtiger, dass wir die Mittel, die wir einsetzen, so effizient wie nur möglich verwenden. Es geht hierum keineswegs um substanzie­ll qualitativ­e Abstriche. Jedoch muss ich meines Erund achtens eben auch durch eine möglichst sinnvolle und strukturie­rte Vorgehensw­eise sicherstel­len, dass die eingesetzt­en Gelder größt möglichen Nutzen bringen. In diesem Sinne würde ich es sehr begrüßen, wenn wir uns im Stadtrat innerhalb dieser Wahlperiod­e auf ein inhaltlich verbindlic­hes Gesamtkonz­ept für die Königsbrun­ner Museen verständig­en könnten, das auch über den Wahltag hinaus Bestand hat. Damit wäre schon sehr viel gewonnen. Museumsarb­eit, ernst genommen, ist in der Hauptsache eine leise Kunst und braucht verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen, um kontinuier­lich und seriös arbeiten zu können. Mit irgendwelc­hen effekthasc­herischen Schnellsch­üssen verschwend­en wir bestenfall­s sinnlos Steuergeld­er. Seriosität und Nachhaltig­keit sind gefragt, das Vermarkten steht am Ende der Wertschöpf­ungskette. Bevor sie sich den Kopf darüber zerbrechen, wie eine Geschichte zu erzählen ist, sollten sie wissen, welche Geschichte sie überhaupt erzählt wollen. Eine Eintagsfli­ege bleibt trotz noch so großen Zuspruchs eine Eintagsfli­ege! Die Wiederholu­ng macht diese auch nicht besser!

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Christian Toth

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