Eine Ampel mit Zeug zur Kunst
Künstlerische Interventionen in den öffentlichen Raum, das sind Eingriffe, Kniffe und Drehs von Künstlerseite aus, die den Alltag ein wenig aus den Angeln heben. Nicht alles wird gleich gut aufund angenommen: Vor der City Galerie wurde jüngst ein übergroßer Schwamm von Kindern in einen Schweizer Käse mit vielen Löchern verwandelt.
Eben dort, vor der City Galerie, greift auch die Stadt Augsburg täglich mit einer Intervention in den Alltag ein, ohne dies groß einem Künstler zuzuweisen. Der Dreh und Kniff hier: die Signale, die man als Verkehrsteilnehmer ein Leben lang gewohnt war, raffiniert zu vertauschen. Denn wer schon von Kindesbeinen an gelernt hat, dass eine Fußgängerampel mit beleuchteter Schaltung dann scharf gestellt ist, wenn der Schalter leuchtet, wartet vor der City Galerie ein ums andere Mal vergeblich. Denn dort ist es genau andersherum. Wenn der Knopf gedrückt wird, geht das Licht aus und die Ampel springt irgendwann auf Grün.
Und es ist schon verwunderlich, dass man, um den Missstand wissend, ein ums andere Mal eine Ewigkeit vor dieser Ampel wartet. Etwa später abends, wenn nur noch sporadisch Fußgänger unterwegs sind, und der Kopf – angeregt durch Gespräche oder ein Theaterstück – sowieso noch ganz wo anders ist. Denn es dauert, bis man bemerkt, dass die Autos vor einem jetzt schon wieder „Grün“bekommen haben und die eigene Warterei sich eher als länglich herausstellt.
Da zeigt einem diese – wohl eher zufällige – Intervention, die in der Verkehrung altbekannter Symbole besteht, dass der Blick auf die gewohnte Umgebung und das Alltägliche oft nur noch schemenhaft ist. Fuhren die Autos jetzt zwei Mal oder drei Mal vorbei? Bestimmt nicht vier Mal? Aber sicher.
Fantastisch an dieser städtischen Intervention in den öffentlichen Raum ist auch die starke emotionale Reaktion, die dieses unabsichtliche Kunstwerk bei seinen Opfern hervorruft. Denn wirklich zitierfähig sind die ersten Reaktionen auf die Entdeckung, wieder auf diese Trick-Ampel hereingefallen zu sein, alle nicht. Und das tolle ist: Man fällt immer mal wieder auf diese Umkehrung der Symbole herein.