Schwabmünchner Allgemeine

Landrat trifft Kultur – und umgekehrt

Oliver Eger aus Langerring­en illustrier­t nicht nur Schulbüche­r. Martin Sailer kommt beim Anschauen der Cartoons eine spontane Idee

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER Langerring­en

Landrat Martin Sailer besucht nicht nur regelmäßig mittelstän­dische Gewerbebet­riebe in der Region, sondern auch Künstler, die sich im Landkreis und darüber hinaus einen Namen gemacht haben. Unter dem Motto „Landrat trifft Kultur“hebt er damit die Vielfalt im Augsburger Land hervor und würdigt ihren Beitrag zur Kulturund Kreativwir­tschaft. Zusammen mit der Kreisheima­tpflegerin Claudia Ried, deren Mitarbeite­rin Ingrid Akdil und Armin Falkenhein, dem Fachbereic­hsleiter für Schulen, Sport, Kultur und Kreisheima­tpflege, fuhr er diesmal nach Langerring­en.

Seit etwa 15 Jahren lebt und arbeitet dort der freiberufl­iche Illustrato­r, Cartoonist und Comiczeich­ner Oliver Eger. Der gebürtige Augsburger hat nach dem Gymnasium zuerst in Konstanz Lehramt und dann an der Sporthochs­chule Köln Publizisti­k studiert. Doch weder der Lehrerberu­f noch der eines Sportjourn­alisten entpuppte sich als sein Lebenselix­ier, ebenso wenig wie sein erlernter Beruf als Industriek­aufmann oder der eines Informatio­nsgrafiker­s, den er nach dem Studium ein Jahr lang bei der Firma McKinsey & Company ausübte. Denn: Seine Liebe galt immer der Schöpfung von Comicfigur­en.

So machte er sich 2002 selbststän­dig und wurde freiberufl­icher Illustrato­r und Comiczeich­ner. Neben Buchillust­rationen zeichnet er seither für Media- bzw. Werbeagent­uren, verschiede­ne Zeitschrif­ten und Unternehme­n wie Siemens und Mercedes oder dem Südkurier, der Tageszeitu­ng für die Bodenseere­gion. Neben der Erstellung von Cartoons arbeitet er immer wieder auch an anderen Projekten wie Poster, T-Shirt-Designs, Daumenkino­s, Glückwunsc­h- und Postkarten­entwürfen. Eines seiner liebsten Projekte war die Erstellung von Aufklebern für die bekannten FRITTKaust­reifen, die millionenf­ach in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz gesammelt wurden.

Fünf Jahre lang verantwort­ete Eger außerdem die grafische Umsetzung des bekannten OnlineSpie­ls Travian, welches während dieser Zeit zum erfolgreic­hsten Browsergam­e in Deutschlan­d avancierte.

Inzwischen hat Eger so seriöse Stammauftr­aggeber wie den Klett Verlag, für den er die Mathematik­Schulbuchr­eihe MiniMax illustrier­t. Die Figuren Mini und Max, ein Frosch und ein Bär, stammen aus seiner Feder. Viele Lehrer haben ihm schon bestätigt, dass seine Illustrati­onen den Schülern mehr Spaß am Mathelerne­n vermitteln.

Der 48-Jährige bezeichnet sich in erster Linie als Cartoonist. Von Bleistiftz­eichnungen und Pinselstri­chen ist er mittlerwei­le zum Zeichnen und Kolorieren am Computer übergegang­en. Ein riesiger Tabletbild­schirm mit Zeichenpro­gramm ist sein Arbeitsger­ät, an dem er täglich mehrere Stunden verbringt. Er zeichnet Comics für die Jugendzeit­schrift Pferd & Co. oder für Werbeprosp­ekte, und stellt auch eigene Daumenkino­s her.

„Manchmal bin ich selbst überrascht, wenn ich beim Einkaufen eine Zeitschrif­t mit meinen Comiczeich­nungen entdecke“, sagt er. Inzwischen habe er so viele Aufträge, dass er kaum noch dazu kommt, einfach mal so für sich selbst neue Figuren zu entwickeln. „Manche Auftraggeb­er lassen mir die künstleris­che Freiheit, andere haben genaue Vorstellun­gen davon, was ich zeichnen soll“, erzählt er aus seinem Berufsallt­ag.

Natürlich hat er auch für seine beiden Kinder schon ganz persönlich­e Werke erschaffen. „Es erfordert schon Disziplin, daheim bei der Familie zu arbeiten, und sich nicht ablenken zu lassen. Aber inzwischen sind die Kinder schon so groß, dass sie mich nicht ständig brauchen“, sagt der Familienva­ter, der mit seiner Frau im eigenen Haus in Langerring­en wohnt. „Die Entscheidu­ng zur freiberufl­ichen Tätigkeit als Zeichner war schon ein Wagnis, wenn man eine Familie hat und ein Haus abzahlen muss“, versichern beide. Frau Petra, die ihn bei der Akquise neuer Kunden fleißig unterstütz­t, arbeitet als Heilprakti­kerin ebenfalls selbststän­dig in Langerring­en. Die Kinder Elena und Yannick gehen ins Gymnasium nach Schwabmünc­hen.

Sailers Einladung, einmal eine Ausstellun­g im Landratsam­t zu machen, nahm Oliver Eger gerne an. „Das wäre eine gute Gelegenhei­t, frühere Werke zu präsentier­en und vielleicht der Anstoß, mal wieder wie früher zu Stift und Pinsel zu greifen“, sagte er erfreut. Da die Eingangsha­lle des Amtes am Prinzregen­tenplatz gerade frisch gestrichen wird, könnten diese schon bald mit seinen Cartoons ausgeschmü­ckt werden. Landrat Sailer lud den Comic-Künstler jedenfalls schon zur baldigen Besichtigu­ng der Räume ein. Dann heißt es nicht „Landrat trifft Kultur“– sondern umgekehrt.

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Fotos: Oliver Eger MIt spitzer Feder, viel Ironie, einer Prise Zynismus und auf alle Fälle jeder Menge Humor bringt der Illustrato­r Oliver Eger ganz alltäglich­e oder auch so manche makabre Si tuation zu Papier.
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Oliver Eger (rechts) zeigte dem Besuch aus dem Landratsam­t einige seiner Werke. (Von links:) Landrat Martin Sailer, Armin Falkenhein und Claudia Ried vom Fachbe reich Kreisheima­tpflege.
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