Abschied auf Schwäbisch
Kunst und Gespräche sowie die Musik des Lanzinger Trios lockten viele Besucher zum Fest im Unteren Schlösschen
Als lebendiges Kulturzentrum präsentierte sich das Untere Schlösschen zum „Schlösschen Open“, das wieder mehr als hundert Besucher anzog. Die Reihe wurde 2014 von Kulturamtsleiterin Elisabeth Morhard ins Leben und findet zwei Mal jährlich statt. Die Besucher sind eingeladen, in der ehemaligen Fuggerschen Lustbehausung Musik und Kunst entspannter Atmosphäre zu genießen.
Elisabeth Morhard ist mit der Resonanz sehr zufrieden: „Die Veranstaltung hat sich inzwischen sehr gut etabliert und zieht jedes Mal viele Besucher an“, freute sie sich. Daran haben die ungewöhnlichen musikalischen Ensembles, die dazu – mit Unterstützung des Vereins Bobingen ist bunt – eingeladen werden, großen Anteil. Diesmal war das Lanzinger Trio zu Gast. Bereits zum zweiten Mal – das hatte natürlich viele Fans angelockt. Und dass man Fan wird, ist zwangsläufig, wenn Hannes Mühlfriedel an der Gitarre, Komalé Akakpo am Hackbrett und Jörg Lanzinger an der Zither loslegen. Hinter jedem ihrer Stücke steht eine (meist) schräge Geschichte, die sie musikalisch virtuos erzählen und die traditionellen Stubenmusik-Instrumente nicht unbedingt so klingen lässt, wie man es erwartet.
Als progressive Stubenmusik bezeichnen die Drei ihren Stil. Und Jörg Lanzinger erklärt den Besuchern, was das bedeutet: „Wir jodeln nicht auf duliö, sondern beispielsweise auf die Elemente des Periodensystems.“Was sie zum höchsten Vergnügen der Zuhörer dann mit der Gruppe der Halogene und der Alkalimetalle demonstrierten. Das muss man erlebt haben.
Hackbrettvirtuose Komalé Akakpo ist in Bobingen aufgewachsen und lässt sein Instrument auf Konzertreisen weltweit erklingen. Zu Günzburg hat jeder der Drei eine besondere Beziehung – der Gitarrist wohnt dort, Akakpo wurde dort geboren und Lanzinger hat dort seinen Zahnarzt. Eine Beziehung, die sie offenbar zu ihrem LEGO-Landler inspirierte. Und Ludwig van Beethoven hat sie sehr zum Entzücken der Zuhörer zu einem Medley angeregt. Außerdem ein Motorradrennen, das in Polkaform dargeboten wurde oder Gruselgeschichten aus der Kindheit.
Zwischen den Sets informierten sich die Besucher über die Aktivitäten des Kunstvereins. Sie beobachteten eine Gruppe der Kinderkunstschule, die unter Anleitung von Dozentin Brigitte Steininger Gefäße modellierte und die mit Malerei und Dekor nach Motiven von Marc Chagall schmückte.
Sie besuchten die aktuelle Ausstellung in der Galerie, wo gerade Zeichnungen und Druckgrafik von Brigitte Heintze gezeigt werden. Dort und im Bistro entspannen sie sich bei Wein und Snacks und führten dabei angeregte Gespräche. Die Besucher fühlten sich sichtlich wohl.
Am Ende kam es zum schwäbischen Abschied. Auch dazu war dem Trio ein Stück eingefallen, denn wie es vorführte, kann das sich ewig hinziehen. Vom wiederholten „Gruß an Tante Gerda und dr Karli“und „Vergeßt dr Kuacha net“und so weiter.
Kein Wunder. dass auch der Abschied des Publikums von den Musikern schwäbisch wurde – sie durften nicht ohne Zugaben gehen und man hätte sie überhaupt am liebsten dabehalten.