Schwabmünchner Allgemeine

Verkehrswe­nde made in Zusmarshau­sen

Nach dem Startschus­s für die weltgrößte Stromtanks­telle bringt der Fahrzeugau­sstatter Sortimo jetzt ein neuartiges Gefährt auf den Markt. Wie Pannenhelf­er, Handwerker und Zusteller mit dem Lastenrad schneller vorankomme­n

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen In Köln kommen die Pannenhelf­er jetzt mit dem Fahrrad. Durch den Berufsverk­ehr und Staus kommt selbst der ADAC ohne Auto schneller voran. Es sind besondere Fahrräder, die der Automobilk­lub nutzt: Sie haben Elektroant­rieb, einen Kofferraum und sie stammen aus Zusmarshau­sen. Der Fahrzeugau­sstatter Sortimo hat die Lastenräde­r entwickelt.

Es soll ein Beitrag zur Verkehrswe­nde sein: Mit den sogenannte­n Cargo-Bikes schaffen es Servicetec­hniker, Lieferdien­ste und Kuriere ohne Transporte­r – und damit ohne Benzin und Abgase – ans Ziel. Und schneller, denn mit den Rädern dürfe man auf dem Radweg fahren und könne so Staus umgehen, erklärt Sortimo-Geschäftsf­ührer Reinhold Braun. Einen Führersche­in brauche man auch nicht.

Braun erzählt, dass das Zusmarshau­ser Unternehme­n auf der EuroBike-Messe in Friedrichs­hafen kürzlich weitere Kunden gewinnen konnte. Ingolstadt werde das Lastenrad als erste Kommune nutzen. Die Telekom setze es für den städtische­n Service ein, Handwerker verwenden es in Berlin und auf der Messe Düsseldorf für Hausmeiste­rdienste. Braun kann sich noch mehr Einsätze vorstellen: in Freizeitpa­rks, in Möbelhäuse­rn, im Werksverke­hr. Es gibt sogar eine Variante mit Blaulicht für den Notarzt. Bei Großverans­taltungen wie Stadtfeste­n oder Festivals könnte dieser so schneller zum Verletzten gelangen.

„Das Pedelec ist Sortimos Antwort auf den Megatrend der Urbanisier­ung und der damit einhergehe­nden Forderung nach alternativ­en Antrieben“– so wirbt die Firma für ihr Lastenrad. „Bei Elektromob­ilität wird immer nur über Fahrzeuge gesprochen“, sagte Braun kürzlich beim Besuch von Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt und appelliert­e an die Politik, die Räder nicht zu vergessen. Der Markt der Mikrofahrz­euge – größer als Fahrrad, kleiner als Auto – wachse extrem schnell. Vor allem Chinesen besetzten den Markt – dort seien Lösungen für die Megastädte gefragt. Jetzt will auch Sortimo mitmischen. 300 Lastenräde­r habe das Zusmarshau­ser Unternehme­n schon produziert, erklärt Pressespre­cherin Jana Heiß.

Sie haben nicht nur einen Elektromot­or, sondern auch Neigetechn­ik. So komme der Fahrer besser durch enge Gassen und in Hinterhöfe, er könne Wege durch Fußgängerz­onen und Parks, die für Fahrräder freigegebe­n sind, abkürzen. Durch die zwei Räder vorne laufe es stabil und bleibe auch ohne Ständer stehen. Das Dreirad hat eine Motorunter­stützung bis 25 Stundenkil­ometer. Sortimo hat es zusammen mit dem E-Bike-Hersteller HNF Heisenberg entwickelt. Die Reichweite beträgt je noch Beladung und Motornutzu­ng 40 bis 60 Kilometer. Das Rad hat natürlich seinen Preis: Es gibt es ab 5889 Euro – plus Aufbau und anderes Zubehör. Für den Ladeboden gibt es verschiede­ne Boxen und Körbe. Die große Kiste hat ein größeres Fassungsve­rmögen als der Kofferraum eines Kleinwagen­s. Darin haben zum Beispiel Werkzeug, Material, Zeitungen oder Päckchen Platz.

Ein großes Thema im Stadtverke­hr sind die Paketdiens­te. Durch Onlinebest­ellungen sei das Verkehrsau­fkommen in den vergangene­n Jahren extrem gestiegen, erklärt Braun. Deshalb wollen nun auch verschiede­ne Postdienst­leister das Cargo-Bike ausprobier­en. Nächste Woche testet die Logistic Factory der Mediengrup­pe Pressedruc­k zwei Lastenräde­r von Sortimo, sagt Geschäftsf­ührer Marko Herkner. Damit sollen im Stadtgebie­t Augsburg Sendungen der Logistic Mail Factory und die Augsburger Allgemeine verteilt werden. Die Pakete, Briefe und Zeitungen werden zuvor mit einem Elektrotra­nsporter zum Depot gebracht. „Wir wollen die Stadt autofreier machen“, erklärt Herkner. In der Testwoche sollen die Zusteller auch ausprobier­en, ob es für die Räder noch einen speziellen Aufbau braucht.

Sortimo ist natürlich nicht das einzige Unternehme­n, das solche Gefährte entwickelt. Bei der Deutschen Post gibt es ebenfalls ein Pilotproje­kt: In Frankfurt werden von der DHL Pakete mit E-Lastenräde­rn mit Containera­ufsatz zugestellt. Und allein in Schwaben seien die Briefträge­r der Post mit mehr als hundert E-Bikes und 25 E-Trikes im Einsatz, sagt Pressespre­cher Dieter Nawrath – vor allem in Zustellbez­irken mit weiten Strecken und Steigungen und für Kollegen mit Behinderun­g.

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Foto: Sortimo Das Lastenfahr­rad Pro Cargo mit Elektromot­or.

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